Die Amtseinführung eines US-Präsidenten, die sogenannte „Inauguration“, ist ein weltweit beachtetes Großevent. Hier trifft protokollarischer Pomp auf US-Showbusiness, garniert mit einer ordentlichen Portion Personenkult. Für Großspender und Lobbyisten gilt der Tag als einer der wichtigsten einer Präsidentschaft. Ein Überblick.
Er ist wieder da – und auch gleich wieder weg! Die Amtseinführung in Washington D.C. wurde wegen der „gefährlichen Bedingungen“ ins Innere des Kapitols verlegt. Kurz: Es ist bitterkalt. In der Kuppelhalle, die seitdem hektisch dafür vorbereitet wird, haben nur etwa 600 Zuschauer Platz. Es ist das erste Mal seit 40 Jahren, dass die Einführung drinnen stattfindet. Ronald Reagan flüchtete damals vor rekordverdächtigen minus 13 Grad Celsius.
Gegen Millionenbeträge konnten Tickets für die Staffelübergabe am Kapitol und diverse Bälle im Anschluss erworben werden. Aufgrund der Kälte muss allerdings noch tiefer in die Taschen gegriffen werden. Viele Millionäre wurden jetzt wieder vor die Tür gesetzt. In die Kälte zum Fußvolk.
US-Unternehmer und Milliardäre Elon Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos besitzen Scheckbücher, die groß genug sind. Sie weilen bereits in Washington. Bei diversen VIP-Events, wie einem Kerzenlicht-Dinner mit dem Präsidentenpaar, wird um Einfluss und ein Selfie mit jemandem aus dem Trump-Clan gerungen. Medienberichten zufolge soll sich die gesamte Spendensumme bei etwa 200 Millionen Dollar einpendeln. Ein Rekord.
Die Amtsübergabe am Montag wird deutlich diplomatischer ablaufen als bei der vergangenen „Inauguration“. Joe Biden wird der Zeremonie beiwohnen. Nach seiner Niederlage und dem Sturm auf das Kapitol verließ Donald Trump vor vier Jahren wütend die US-Hauptstadt.
Um 18 Uhr wird es ernst
Jetzt feiert der MAGA-Führer sein erstaunliches Comeback – und hat eigentlich nur eine entscheidende Aufgabe. Obwohl der Tag gespickt mit Ritualen ist, bleibt die Verfassung der Vereinigten Staaten erstaunlich wortkarg. Gegen 18 Uhr, nachdem sein Vize JD Vance vereidigt wurde, hat Trump laut Artikel 2 lediglich folgenden Amtseid zu leisten:
„I do solemnly swear that I will faithfully execute the Office of President of the United States, and will to the best of my ability, preserve, protect and defend the Constitution of the United States.“
Der Amtseid
laut US-Verfassung
Bild: ASSOCIATED PRESS
Das heißt übersetzt so viel wie: „Ich schwöre feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen werde.“
Bevor Trump den Treueschwur, abgenommen von „Chief Justice“ John Roberts, auf die Bibeln seiner Mutter und jene von Abraham Lincolns Amtseinführung ablegen wird, muss er jedoch noch eine Reihe von Terminen absolvieren.
Am Morgen besucht der designierte US-Präsident mit seiner Frau Melania einen Gottesdienst in der St.-John's-Kirche in Gehweite zum Weißen Haus, danach folgt Teetrinken mit den Bidens – als offizielle Begrüßung an alter Wirkungsstätte. Erst danach geht es zur offiziellen Feier ins Kapitol.
Bei der Vereidigungszeremonie gibt es auch Unterhaltungsprogramm: Die bekannte Country-Sängerin Carrie Underwood wird das Lied „America the Beautiful“ singen. Die Nationalhymne kommt bei der Zeremonie von Tenor Christopher Macchio. Auch der Country-Sänger Lee Greenwood tritt dort auf. Die Village People werden auf einem der offiziellen Präsidentenbälle im Anschluss performen.
Nach Amtseid folgt Rede an die Nation
Laut Verfassung endet Bidens Amtszeit um 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Bis dahin muss Trump als neuer US-Präsident angelobt werden. Anschließend hält der neue „Commander-in-Chief“ seine Antrittsrede. Bei den Amtseinführungen von Barack Obama, Trump und Biden dauerten die Ansprachen jeweils etwa 20 Minuten. Von John F. Kennedy etwa stammen die berühmten Sätze: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann. Sondern frage dich, was du für dein Land tun kannst.“ Trumps Rede wird deutlich offensiver erwartet.
Im Anschluss wird Biden offiziell verabschiedet, ehe sich Trump ins Präsidentenzimmer des Kapitols zurückzieht, wo er erste Dokumente unterzeichnen wird. Traditionell sind dies Ernennungsurkunden, Memoranden, Proklamationen oder auch Anordnungen. Die „Signing Ceremony“ symbolisiert die Übernahme der Exekutivgewalt.
Trump unterschreibt erste Dekrete
Hier könnte Trump erste „Executive Orders“ unterzeichnen. Also verbindliche Anordnungen des Präsidenten für die Mitarbeiter der ausführenden Gewalt. Die Dekrete können bestehende Gesetze präzisieren oder weiterentwickeln oder auch den nationalen Notstand anordnen. Trump sprach in der ersten Januarwoche von bis zu 100 „Executive Orders“, die er schnell umsetzen möchte. Zu den ersten dürfte das Schließen der Grenze zu Mexiko gehören sowie Begnadigungen für die Verurteilten des Kapitolsturms.
Entscheidungen, die die Welt verändern, machen hungrig. Es folgt ein feierliches Mittagessen im Kapitol mit Trump, Vance und Gästen. Ort des Zusammenkommens ist die Nationale Ruhmeshalle im Kapitol: Dort sind 36 Statuen bedeutender Amerikanerinnen und Amerikaner ausgestellt. Was der Burger-Fan Trump servieren lassen wird, ist bislang nicht bekannt.
Mit vollem Magen werden der neue Präsident und sein Vize die Einheiten des US-Militärs inspizieren. Wenn ihnen gefällt, was sie sehen, geht es langsam zurück Richtung Weißes Haus.
Mit Melania in die Nacht
Nach der Präsidentenparade, die in eine Sportarena im Zentrum Washingtons verlegt wurde, steht im Weißen Haus eine weitere Unterzeichnungszeremonie auf dem Programm – im Oval Office, dem Amtszimmer des Präsidenten. Trump hat diverse Beschlüsse für seinen ersten Tag im Amt angekündigt.
Am Abend nimmt Trump schließlich an drei festlichen Bällen teil und will bei allen drei Veranstaltungen auch sprechen. Ehe er mit seiner First-Lady Melania in seine neue Regentschaft tanzt ...
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