Republikaner uneinig

TikTok ist in den USA schon wieder online

Digital
20.01.2025 15:48

Weniger als 24 Stunden nach der Abschaltung ist TikTok in den USA wieder verfügbar. „Dank der Bemühungen von Präsident Trump ist TikTok zurück“, teilte die Kurzvideo-Plattform mit. Trump habe Partnern die notwendigen Zusicherungen gegeben, dass sie bei einer weiteren Zusammenarbeit keine Strafen zu befürchten hätten. Trump hatte das Verbotsverfahren gegen TikTok zwar 2020 angestoßen, sich davon zuletzt aber distanziert.

Auf einer Kundgebung anlässlich seiner anstehenden Einführung in seine zweite Amtszeit am Montag sagte Donald Trump: „Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen TikTok retten.“

Influencer jubeln
Auf die rasche Rückkehr der Plattform reagierten viele der 170 Millionen US-Nutzer mit Erleichterung. Influencer, die ihren Lebensunterhalt mit Beiträgen auf TikTok verdienen, versetzte das Comeback in Feierlaune. „Gruß an Donald Trump“, sagte Bryce Hall, der sich in Videos „über dumme Dinge lustig macht“ und damit mehr als 23 Millionen Follower hinter sich versammelt hat. „Er versteht die Macht der Generation Z.“

Nach Einschätzung von CJ Pearson, dem Co-Vorsitzenden des Jugendrates der Republikanischen Partei, hat die Plattform entscheidend zu Trumps Wahlsieg beigetragen. „2024 war die erste Influencer-Wahl.“ Bei den 18- bis 29-Jährigen erhielt er zwar nur 43 Prozent der Stimmen. Dies waren aber sieben Prozentpunkte mehr als 2020.

TikTok ist wieder online. (Bild: visuals6x - stock.adobe.com)
TikTok ist wieder online.

Zukunft aber ungewiss
In die Freude mischten sich aber auch nachdenkliche Töne: „Wir sind zurück, aber zu welchem Preis“, fragte ein Nutzer. Die Teilzeit-Influencerin Kelly Sites befürchtet bei einem Eigentümerwechsel einen Stimmungsumschwung auf der Plattform, ähnlich wie nach dem Kauf des früher Twitter genannten Kurznachrichtendienstes X durch den Milliardär Elon Musk. Dieser war zuletzt neben dem Milliardär Frank McCourt als möglicher Käufer von TikTok gehandelt worden. Musk hat in den vergangenen Jahren unter anderem die Inhalte-Moderation auf X reduziert. Wegen der Zunahme von Falsch-Informationen und Musks Unterstützung für Trump und rechtsgerichtete Parteien in Europa kehren immer mehr Firmen und andere Organisationen X den Rücken.

TikTok und ihre chinesische Konzernmutter ByteDance stehen wegen ihrer Nähe zur Regierung in Peking unter Spionageverdacht. Daher verabschiedete der US-Kongress im vergangenen Jahr mit großer überparteilicher Mehrheit ein Gesetz, das ByteDance dazu verpflichtete, sein US-Geschäft bis zum 19. Jänner 2025 zu verkaufen. Nachdem das Oberste Gericht eine Klage gegen das Verbot abgeschmettert hatte, schaltete sich die vor allem bei Jugendlichen beliebte App am Wochenende zunächst ab.

50:50 statt Komplettverkauf
Trump will ByteDance eine Gnadenfrist von 90 Tagen einräumen, um eine Lösung in dem Streit zu finden. Er strebe eine 50-prozentige Beteiligung an TikTok durch ein US-Unternehmen an, schrieb Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. Die Regierung in Peking äußerte sich allerdings zurückhaltend. Derartige Entscheidungen sollten Firmen „unabhängig treffen“. China müsste einem Teilverkauf voraussichtlich zustimmen, weil TikToks Empfehlungsalgorithmus, der als Eckpfeiler des Firmenerfolgs gilt, wohl als strategisch wichtige Technologie eingestuft wird.

Republikaner uneinig
Auch in Trumps Republikanischer Partei regte sich Widerstand. „Jetzt, da das Gesetz in Kraft getreten ist, gibt es keine rechtliche Grundlage für eine ‘Verlängerung‘ der Frist“, schrieben die Senatoren Tom Cotton und Pete Ricketts in einer gemeinsamen Pressemitteilung. „Damit TikTok in Zukunft wieder online gehen kann, muss ByteDance einem Verkauf zustimmen, der die Anforderungen des Gesetzes für eine qualifizierte Veräußerung erfüllt, indem er alle Verbindungen zwischen TikTok und dem kommunistischen China kappt.“

Für die Influencerin Charlotte Warren spielen juristische Feinheiten keine Rolle. „Ich würde einen politischen Winkelzug dem Komplettverlust von TikTok vorziehen.“ Denn ihr drohe der Verlust jährlicher Einnahmen von 60.000 Dollar (gut 58.200 Euro). „Ich will nur meine App zurück.“ Auch bei Richard „Chuck“ Fasulo hat der drohende Wegfall des Lebensunterhalts Spuren hinterlassen. „Ich habe, wie viele andere auch, eine große Verachtung für die US-Regierung entwickelt.“

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