"Die großen Modefirmen, einschließlich der spanischen, haben eine Maschinerie geschaffen, die mehr und mehr Produktion braucht, um nicht zu sterben", sagt die 33-Jährige. Gemeint ist die globale Textilwirtschaft, die bei den Produktionsbedingungen nicht so genau hinschaut und in der das Leben eines Menschen oft wenig zu zählen scheint. Das zeigte der Einsturz eines Fabrikgebäudes in Bangladesch mit mehr als 1.100 Toten im April. Zwischen den Trümmern lagen T-Shirts und Kleider, produziert für internationale Modeketten.
"Man kann nichts Ästhetisches auf Kosten von Menschenleben schaffen", sagt Ananda Pascual. Sie arbeitete zweieinhalb Jahre unter anderem für den Modekonzern Inditex, der etwa die Marke Zara führt. "Ich stellte fest, dass ich nicht Teil dieses unmenschlichen Systems sein wollte", sagt sie. Mit ihrem Label, das ihren Namen trägt, will Pascual "Ethik mit attraktiven Produkten" vereinen.
Arbeiter erhalten anständigen Lohn
Farbenfroh, urban und ausgefallen ist ihre Kollektion, die ebenfalls in Asien und Lateinamerika gefertigt wird (Bilder oben weiterklicken). Aber die Arbeiter erhalten nach ihren Angaben einen anständigen Lohn, sind medizinisch abgesichert, werden über Nichtregierungsorganisationen angestellt: In Kambodscha bauen sich Opfer sexueller Ausbeutung über "Fair Fashion" eine Existenz als Näherinnen auf. Bei "Creative Handicrafts" in Indien arbeiten Frauen aus den armen Vororten Mumbais. Ihr Lohn liege über dem jeweiligen Landes-Mindestlohn. In Peru verdienen sich Frauen des Aymara-Volkes mit der Fertigung von Textilien ein Zubrot zur Landwirtschaft.
Die Idee, mit NGOs zusammenzuarbeiten, kam Pascual 2003 während des Modedesign-Studiums in Madrid. Damals reiste sie nach Indien, um bei "Creative Handicrafts" als Designberaterin zu helfen. Später arbeitete sie für die NGO Diseno para el Desarollo (Design für Entwicklung) und erhielt bei Inditex Einblick in die globale Mode-Industrie.
Verkauf läuft vor allem übers Internet
Die fertigen Textilien werden in ein Depot nach Madrid geschickt. Von dort gehen sie an Kunden in Spanien und anderen Ländern. Der Verkauf läuft vor allem über das Internet, Pascuals Website dient als Schaufenster. Eineinhalb Jahre nach der Firmengründung hat Ananda Pascual die Investitionskosten noch nicht wieder hereingeholt, wie sie erklärt. "Unabdingbar" für das Geschäft ist für sie aber, dass die Produzentinnen ihrer Kleidung fair bezahlt werden und abgesichert sind. "Bei einem gerechten Handel verteilen sich die Gewinne gleichmäßiger in der Produktionskette", sagt sie.
Nach dem Unglück in Bangladesch, das die Augen der Öffentlichkeit auf das gefährliche Dasein der Niedriglöhner lenkte, haben auch die spanischen Moderiesen Inditex, Mango und die Kaufhauskette El Corte Ingles zugesagt, sich mehr um die Sicherheit und den Brandschutz der Arbeiterinnen zu bemühen - ein Anfang. "Die Krise des Systems hat einige Initiativen zur nachhaltigen Entwicklung angetrieben", sagt Pascual. Sie selbst ist schon einen Schritt weiter.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.