Auch zum Abschied als Wiener Erzbischof setzt sich Kardinal Christoph Schönborn für die Schwachen am Rande der Gesellschaft ein: Statt möglicher Geschenke bittet er um Unterstützung für zwei seiner „Herzensprojekte“. Warum ihm besonders diese wichtig sind, haben wir nachgefragt.
Es sind Hilfsprojekte, die auf zwei der am stärksten armutsgefährdeten Gesellschaftsgruppen abzielen: auf die Jüngsten und die Ältesten. Das eine Projekt unterstützt im In-, das andere im Ausland. Es ist die einerseits die St. Elisabeth-Stiftung in Wien, eine Hilfsorganisation für Mütter und Kinder, sowie andererseits ein christlich geführtes Altersheim in Syrien.
Dass gerade diese beiden Projekte ausgewählt wurden, liegt daran, dass dem Kardinal die Unterstützung von Menschen gerade am Anfang und am Ende des Lebens sehr wichtig ist, weiß die Erzdiözese.
Inland: Hilfe für Alleinerziehende in Not
Frauen, die sich Hilfe suchend an die St. Elisabeth-Stiftung wenden, fehlt es am Nötigsten: „In der Erzdiözese Wien leistet die St. Elisabeth-Stiftung seit vielen Jahren einen wertvollen Beitrag für Frauen, die in Not geraten sind“, erklärte Kardinal Schönborn dazu in einem Brief an die Pfarren im Vorjahr.
Die St. Elisabeth-Stiftung leistet einen wertvollen Beitrag für Frauen in Not. Ein multiprofessionelles Team begleitet die Familien aus der Krise und hin zu neuer Hoffnung.
Kardinal Christoph Schönborn
Bild: APA/BARBARA GINDL
Es sind „Schwangere und alleinerziehende Mütter, die nicht wissen, wie es weitergehen soll, wovon sie ihre Kinder ernähren sollen und sogar Gefahr laufen, ihre Unterkunft zu verlieren“.
Sie seien in der Familien-, Rechts- und Schwangerenberatungsstelle der Stiftung unter dem Motto „Mama, du schaffst das!“ in Wien-Margareten gut aufgehoben: „Ein multiprofessionelles Team begleitet die Familien behutsam aus der Krise und hin zu neuer Hoffnung“, so Schönborn.
Von der Wohnung über Windeln bis zum Job
Hier bekommen Frauen „die so dringend benötigte Hilfe, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können“. Von einem Beratungsgespräch, einem Dach über dem Kopf, direkter Soforthilfe durch Babykleidung oder Hygieneartikel bis hin zu Arbeitsintegration bzw. einer befristeten Anstellung unterstützt die Stiftung jene Frauen in allen Bereichen.
So etwa begleitet die Stiftung u. a. im Zuge des Projekts „Mamas Werkstatt“ alleinerziehende Frauen „durch gezielte, individuelle Förderung ihrer Fähigkeiten in die Eigenständigkeit“, heißt es.
Wie groß die Not inzwischen ist, zeigt allein schon der Andrang bei der Familien-, Rechts- und Schwangerenberatungsstelle der Stiftung: Im Vergleich zu 2023 sind die Zahlen 2024 um mehr als 60 Prozent gestiegen.
Ausland: Hilfe für Alte in Syrien
Auf der anderen Seite bittet der Erzbischof besonders auch um Unterstützung für ein von der griechisch-orthodoxen Pfarre geführte Altersheim in der Ortschaft Al-Mouzineh in der zentralsyrischen Region „Wadi al nasara“, dem „Tal der Christen“.
Die Lebensbedingungen für die Menschen in Syrien ist nach mehr als einem Jahrzehnt des Krieges katastrophal. Die meisten Jungen verlassen das Land, die Älteren bleiben auf sich allein gestellt zurück.
Mit dem Altersheim bekommen die Menschen zumindest ein Dach über den Kopf und Essen; so wird ihnen noch ein würdiger Lebensabend ermöglicht. Doch allein die Lebensmittel für das Altersheim verursachen hohe Kosten, von denen die Initiative Christlicher Orient (ICO) dort bereits seit längerem etwa die Hälfte trägt.
Außerdem müsste das Heim aufgrund des hohen Bedarfs auch dringend vergrößert werden. Aber auch das kann nur mit finanzieller Unterstützung gelingen.
Angesichts der unvorstellbaren Not in Syrien sei die Hilfe für die alten Menschen in Al-Mouzineh zwar nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein, „aber es ist für mich ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Syrien, die wirklich Unglaubliches erlitten haben und immer noch erleiden“, so Schönborn dazu.
Es ist für mich ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Syrien, die wirklich Unglaubliches erlitten haben und immer noch erleiden.
Kardinal Christoph Schönborn
Bild: APA/BARBARA GINDL
Warten auf Papst-Entscheid über Nachfolger
Nach fast 30 Jahren steht nun die Emeritierung von Kardinal Christoph Schönborn als Wiener Erzbischof bevor. Rund um seinen 80. Geburtstag am Mittwoch (22. Jänner) erwartet man, dass Papst Franziskus das Rücktrittsangebot Schönborns annimmt.
Die Nachfolge ist noch nicht geklärt. In dem Fall entscheidet der Papst, wer der nächste Wiener Erzbischof wird.
Vorschlagsliste mit einem Kandidaten weniger
Auf der Vorschlagsliste sollen der Innsbrucker Diözesan-„Kunst“-Bischof Hermann Glettler, der Kremsmünster Benediktinerpater Bernhard Eckerstorfer, seit 2019 Rektor der Benediktinerhochschule Sant’ Anselmo in Rom, und Msgr. Michael Landau, der bis Anfang 2024 der Caritas Österreich als Präsident vorstand, stehen.
Ob das wirklich so ist, ist nicht bestätigt. Außerdem soll Gerüchten zufolge ein Kandidat bereits abgewunken haben. Aber auch andere Namen wie etwa jener des Grazer Diözesanbischofs Wilhelm Krautwaschl fallen immer wieder im Zusammenhang mit der Nachfolge.
Letztlich jedenfalls entscheidet das Kirchenoberhaupt – und muss sich dabei auch nicht an die Kandidatenvorschlagsliste halten.
Schönborn: Dauer „nichts Außergewöhnliches“
Auch wenn die Entscheidung noch länger andauern soll, nimmt Schönborn das gelassen: „Es kann die Situation geben, dass Kandidaten ins Auge gefasst werden, diese aber abwinken oder dass sich neue Fragen ergeben auf dem Weg der Entscheidungsfindung“, sagt der Kardinal laut „Der Sonntag“.
Manche Ernennungsverfahren gingen schneller, manche langsamer vonstatten, das sei nichts Außergewöhnliches.
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