Formfehler bei Amtseid

Gilt das überhaupt? Trumps biblischer Tabubruch

Außenpolitik
21.01.2025 10:46

Ist der Amtseid von Donald Trump überhaupt gültig? Das beschäftigt jetzt viele US-Amerikaner, da der 78-Jährige mit einer langen Tradition gebrochen hat. Der selbst ernannte „Auserwählte“ legte bei seinem Schwur die linke Hand nicht auf die Bibeln, die von seiner Frau Melania gehalten wurden.

Rechte Hand erhoben, linke Hand auf der Heiligen Schrift! So will es die Tradition bei einer Amtseinführung eines US-Präsidenten. Trump ließ die bereitstehenden Bibeln sprichwörtlich links liegen. Ob es sich dabei um einen beabsichtigten Protokollbruch handelt, ist bisher nicht überliefert. Das Weiße Haus ließ Anfragen dazu unbeantwortet.

In den USA fragen sich nun viele Menschen, ob Trumps Präsidentschaft nun Gültigkeit hat. Dies war zunächst die häufigste Google-Suche im Zusammenhang mit der „Inauguration“. So viel vorweg: Für den Eid selbst hat die Anwesenheit der Bibel keine Auswirkungen. Dieser wird auf die US-Verfassung abgelegt, die keine religiöse Verbindung vorsieht.

Verkettung von Fehlern schuld?
Doch es handelt sich um einen krassen Schönheitsfehler, da Trumps Kernwählerschaft aus erzkonservativen Christen besteht. Ein Tabubruch biblischen Ausmaßes sozusagen. Manche sehen gar den „Anti-Christ“ gekommen. Vor allem „Chief Justice“ John Roberts, der Trump angelobte, werden Vorwürfe gemacht. Er hätte den Prozess gestartet, ohne auf seine Frau Melania zu warten. Die eilte erst herbei, als Trump bereits dabei war, seinen Eid abzulegen.

Der 78-Jährige hätte eigentlich seine Hand auf gleich zwei Bibeln legen wollen, wie sein Team im Vorfeld mitteilte. Mit der Wahl der Lincoln-Bibel wollte er dem ersten republikanischen US-Präsidenten Abraham Lincoln die Ehre erweisen. Der Sklavenbefreier hatte das Schriftstück bei seiner Vereidigung 1861 benutzt, weil er seine Familienbibel zu Hause vergessen hatte. Die zweite hatte ihm seine Mutter geschenkt.

Die linke Hand hatte Trump nicht auf den Bibeln platziert. (Bild: AFP/Morry Gash/Getty Images)
Die linke Hand hatte Trump nicht auf den Bibeln platziert.

Der nicht gerade als bibelfest geltende Politiker wollte mit der Doppelwahl seine historische Verbindung zu dem vielleicht größten US-Präsidenten der Geschichte als auch eine persönliche zu seiner Familie betonen. Das ging gehörig in die Hose.

Trump erwähnte Gott in seiner Rede
Der 78-Jährige hatte nach seinem Fauxpas ironischerweise noch betont, dass er sich „auserwählt“ fühlt. Gott habe ihn das Attentat von Pennsylvania überleben lassen. Die Bibel soll sein Lieblingsbuch sein, wie die Weltöffentlichkeit erfuhr, als er im Oktober vergangenen Jahres die Werbetrommel für seine „USA-Bibel“ schlug.

Wie US-Medien wenig später herausfanden, ließ er die Bibel, die im Verkauf etwa 60 Dollar kostete, für knapp drei Dollar pro Stück in China drucken.

Nur die rechte Hand macht, was sie soll ... (Bild: AFP/Morry Gash/Getty Images)
Nur die rechte Hand macht, was sie soll ...

Bruch mit langer Tradition
Trump bricht mit seiner Missachtung der Bibeln eine lange US-Tradition. Bei seiner ersten Amtseinführung benutzte George Washington die Altarbibel einer nahe gelegenen Freimaurerloge und küsste sie, nachdem er den Eid abgelegt hatte. Fast alle folgten seinem Beispiel in irgendeiner Form. 

In den seltenen Fällen, in denen keine Bibel verwendet wurde, haben die Präsidenten ihre Hand auf etwas gelegt, das eine höhere Macht symbolisiert. John Quincy Adams, der sechste „Commander-in-Chief“, legte seine Hand auf ein Gesetzesbuch. Lyndon B. Johnson benutzte an Bord der Air Force One nach der Ermordung von John F. Kennedy ein katholisches Gebetsbuch, das im Flugzeug gefunden wurde. Trump entschied sich nun dafür, die linke Hand einfach baumeln zu lassen ...

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