Fahrlässige Tötung?

Todesdrama am Glockner: Brisante Fragen offen

Tirol
21.01.2025 13:45

Der tragische Tod jener 33-jährigen Bergsteigerin, die am Wochenende knapp unterhalb des Gipfels des Großglockners erfroren war, beschäftigt weiterhin Polizei und Justiz. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ordnete eine Obduktion der Leiche an. Gleichzeitig laufen Ermittlungen gegen den Partner (36) der Verstorbenen. Brisante Fragen sind offen.

Die Tragödie, zu der es in der Nacht auf Sonntag am Großglockner gekommen war, schockte ganz Österreich und über die Grenzen hinaus. Das Salzburger Pärchen war – wie berichtet – Samstagfrüh zu der Tour aufgebrochen. Das Duo wollte Österreichs höchsten Gipfel über den Stüdlgrat erklimmen und dann über Kleinglockner und Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe) absteigen. Doch dazu kam es nicht. Die Frau starb – durch Erfrieren!

Der Aufstieg sei aufgrund konditioneller und technischer Schwierigkeiten schleppend vorangegangen, berichtete die Polizei. Warum das Paar auch bei Einbruch der Dunkelheit und dann in der Nacht weiter nach oben kletterte, ist weiterhin völlig unklar. Andere hatten wegen des Orkans umgedreht.

Hubschrauber-Crew sah das Paar noch
Gegen 20.15 Uhr bemerkten andere Bergsteiger Lichter im Gipfelbereich und schlugen Alarm. Die Alpinpolizei beobachtete die Situation und versuchte außerdem vergeblich, das Duo telefonisch zu erreichen. Gegen 22 Uhr schickte sie den Salzburger Polizeihubschrauber Richtung Glockner. Der kam trotz widrigster Verhältnisse durch, die Besatzung leuchtete den Gipfel aus, konnte jedoch keine Notlage feststellen. Das Duo stieg weiter auf und machte auch nicht von sich aus auf irgendein Problem aufmerksam.

Jedenfalls kamen die beiden gegen Mitternacht rund 50 Meter unter dem Gipfel nicht mehr weiter. Die 33-Jährige war zu erschöpft.

Fotos von der Webcam zeugen vom nächtlichen Einsatz:

Laut Polizei blieb der 36-Jährige noch einige Zeit bei seiner Freundin. Die habe ihn dann allerdings aufgefordert, allein zur Adlersruhe abzusteigen. Der 36-Jährige kam dem Wunsch seiner Partnerin nach.  Gegen 3.40 Uhr gelang es ihm dann, von der Adlersruhe aus Alarm zu schlagen.

Stundenlanger Aufstieg, Hilfe kam zu spät
Bergretter und Alpinpolizisten machten sich noch in der Nacht zu Fuß auf den Weg. Eine Hubschrauberbergung war bei Tagesanbruch aufgrund des starken Windes nicht möglich.  Als die Einsatzkräfte gegen 10 Uhr beim Opfer eintrafen, kam für die Frau allerdings jede Hilfe zu spät. Sie war bereits tot.

Zitat Icon

Wir warten jetzt noch das endgültige Obduktionsergebnis ab.

(Bild: Christof Birbaumer)

StA-Sprecher Hansjörg Mayr

Ermittlungen wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung
Ihr Partner blieb unverletzt und steht nun im Zentrum polizeilicher Ermittlungen. „Gegen den Mann wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt“, hieß es. Dies sei bei derartigen Fällen aber nicht unüblich. Bisher sei der 36-Jährige aber noch nicht einvernommen worden, schilderte ein Polizeisprecher am Dienstag auf „Krone“-Nachfrage. Dies werde jedoch demnächst geschehen.

Ein vorläufiges Obduktionsergebnis bestätigte den ersten Verdacht, dass die Frau durch Unterkühlung gestorben ist. „Wir warten jetzt aber noch das endgültige Obduktionsergebnis und die Ermittlungsergebnisse der Polizei ab“, erklärte Hansjörg Mayr, Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft. Erst dann werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Unverständnis bei erfahrenen Alpinisten
Erfahrene Alpinisten können indes nicht verstehen, wie es zu dem tragischen Unglück kommen konnte. Warum stieg das Paar bis zur totalen Erschöpfung der Frau weiter auf? Und warum schlug der Mann nicht von oben Alarm? Handynetz soll es dort offenbar geben. Auch am Handyakku dürfte es nicht gescheitert sein, denn der Mann soll mit seinem eigenen Smartphone bei der Adlersruhe Alarm geschlagen haben. Aber warum erst dort, Stunden später?

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