Waffenruhe in Gaza

Israels Armee startet Offensive im Westjordanland

Ausland
21.01.2025 15:06

Während die Waffen im Gazastreifen schweigen, hat Israel nun einen größeren Militäreinsatz im Westjordanland gestartet. Gemeinsam mit Inlandsgeheimdienst und Polizei führe man einen „Anti-Terror-Einsatz“ in der Stadt Dschenin durch, die als Hochburg militanter Palästinenser gilt, hieß es am Dienstag. Es soll schon erste Tote geben. Die israelischen Sicherheitskräfte mussten aber auch gegen radikale jüdische Siedler vorgehen, die in palästinensischen Dörfern wüteten (siehe Video oben).

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden mit Beginn der Operation namens Eisenmauer mindestens acht Palästinenser getötet und 35 weitere verletzt. Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde, die dort mehrere Wochen lang in Dschenin gegen militante Kräfte im Einsatz waren, zogen sich nach palästinensischen Angaben vorher zurück. Nach Medienberichten drangen Bodentruppen und Spezialeinheiten in die Stadt ein. Es habe auch mehrere Drohnenangriffe gegeben.

Israelische Straßenblockade in der Stadt Dschenin (Bild: APA/AFP/JAAFAR ASHTIYEH)
Israelische Straßenblockade in der Stadt Dschenin
Mitarbeiter des Roten Halbmondes bringen einen verwundeten Mann in Dschenin in Sicherheit. (Bild: APA/AP)
Mitarbeiter des Roten Halbmondes bringen einen verwundeten Mann in Dschenin in Sicherheit.

Katholische Kirche warnt vor „Annexionsplänen“ Israels
Die katholische Kirche zeichnete am Montag ein düsteres Bild der Lage im Heiligen Land. Es sei zu befürchten, dass die am Sonntag in Kraft getretene Waffenruhe zwischen Israel und der militanten Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen nur „eine temporäre Erleichterung“ sei, sagte der Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem, Sami Al-Yousef, laut Kathpress. Für das besetzte Westjordanland warnte er vor Plänen Israels einer teilweisen oder vollständigen Annexion. Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem vertritt die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. 

Den im Krieg seit den Hamas-Massakern in Israel vom 7. Oktober 2023 zerstörten Gazastreifen bezeichnete Yousef als „quasi unbewohnbar“. Der Wiederaufbau werde sehr lange brauchen. Als Desaster bezeichnete der Patriarchatsdirektor die Lage im von Israel besetzten Westjordanland. Die gegenwärtige israelische Regierung betreibe eine Politik, die die wenigen verbliebenen Errungenschaften der Oslo-Abkommen der 90er-Jahre zerstöre und darauf abziele, eine israelische Herrschaft über die palästinensischen Gebiete vollends zu etablieren. 

Radikale Siedler griffen israelische Sicherheitskräfte an
Die größten Herausforderungen für die Palästinenser sind laut Yousef die stark gestiegene Gewalt jüdischer Siedler und eine katastrophale Wirtschaftslage. Die ohnehin angespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker in Israel noch einmal deutlich verschärft. Am Montag setzten zahlreiche vermummte radikale Siedler mehrere Fahrzeuge und Häuser in palästinensischen Dörfern in Brand. Im Zuge von Auseinandersetzungen mit israelischen Sicherheitskräften wurden zwei der Siedler schwer verletzt.

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