Reue vor Gericht

Commerzialbank: „Ich habe Existenzen ruiniert“

Burgenland
21.01.2025 17:00

33 Jahre lang deckte und unterstützte eine Commerzialbank-Vorständin die kriminellen Machenschaften von Martin Pucher. Beim Prozess in Eisenstadt entschuldigte sich die 59-Jährige bei den Geschädigten: „Es tut mir von Herzen leid!“

Vermutlich wird sich Franziska Klikovits noch heute darüber ärgern, dass ihr vor dem großen Schöffensenat am Landesgericht Eisenstadt dieses vermaledeite Adverb „wahrscheinlich“ passiert ist: „Ich werde mir mein Verhalten wahrscheinlich nie verzeihen können“, sagte die 59-Jährige, die die ersten Minuten ihrer Aussage nutzte, um sich zu entschuldigen. „Es gibt keine Worte für das, was ich getan habe. Ich kenne viele der Geschädigten – ich habe sie um ihr Geld gebracht, habe Menschen und Existenzen ruiniert.“ Schon vor vielen Jahren hätte sie die Reißleine ziehen müssen. Bloß: Es habe ihr der Mut gefehlt. „Ich kann verstehen, wenn die Leute meine Entschuldigung nicht annehmen wollen. Jedenfalls tut es mir von Herzen leid.“

Klikovits bekannte sich in sämtlichen Anklagepunkten – Veruntreuung von Bankgeldern, Untreue, betrügerische Krida und Geldwäsche – vollinhaltlich schuldig.

Pucher laut Psychiater nicht verhandlungsfühig
Ihr ehemaliger Chef, den Klikovits vor Gericht stets als „Herr Pucher“ bezeichnet und der zweifelsfrei das Mastermind hinter der 800-Millionen-Pleite der Commerzialbank Mattersburg darstellt, bleibt dem Prozess fern. Der 68-Jährige, der im Alter von 59 zwei Schlaganfälle gehabt haben soll, sei nicht verhandlungsfähig, heißt es. Das diesbezügliche Gerichtsgutachten erstellte ein Psychiater.

Sie habe bis zur Schließung der Bank 2020 darauf gehofft, „dass Herr Pucher das Wunder vollbringt. Er hat es mir immer versprochen. Mit Sportwetten und die Investition in erfolgversprechende Projekte wollte er das fehlende Geld aufbringen“. Deshalb habe sie ihn auch nicht verpfiffen. „Wenn ich nicht verschleiert hätte, wären alle Kunden sofort geschädigt worden. Das wollte ich keinesfalls.“ 

Kein Widerspruch geduldet
Sie sei erst 19 gewesen, eine einfache Schalterangestellte, als Herr Pucher sie erstmals gebeten habe, einen Kontoauszug unrichtig darzustellen. „Ich habe einfach getan, was mein seinerzeitiger Vorgesetzter von mir verlangt hat.“ Sie sei jung und naiv gewesen. „Ich habe Herrn Pucher bewundert. Er hat Menschen überzeugen können. Sein Wort hat gezählt. Ich glaube nicht, dass ihm viele Menschen ihm widersprochen haben, inklusive meiner Person.“

Neben Klikovits saßen auch gestern wieder die drei pensionierten Unternehmer auf der Anklagebank, die einen Schaden von 70 Millionen Euro verursacht haben sollen. „Herrn Puchers Hauptsorge war, dass nach deren Konkurs die Malversationen unserer Bank auffliegen würden.“

Her mit dem Telefonbuch! Wir brauchen Auftraggeber 
Also erfand man ein Spiel: Pucher gab ihnen Bargeld, mit dem sie ihre Kreditraten bezahlten und den SV Mattersburg sponserten. Dann suchten die Drei in einem Telefonbuch nach Namen und Adressen und stellten Rechnungen für Aufträge aus, die es nie gegeben hatte. Man muss ja auch was einnehmen!

Die Oldies, irgendwie teilnahmslos wirkend, müssen noch ein paar Prozesstage durchhalten. Ob sie wohl der Strafrahmen von ein bis zehn Jahren ruhig schlafen lässt?

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