Unleistbares Wohnen

Mangelnde Nachfrage lässt jetzt die Preise purzeln

Burgenland
22.01.2025 06:00

1600 Euro Monatsmiete für ein Reihenhaus im Burgenland – gebaut von einer gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft. Wer bitteschön soll diesen Wucher bezahlen? Wegen monatelanger mangelnder Nachfrage werden nun die Preise gesenkt. Auch mit Kritik an der Landesregierung wird nicht gespart. 

Ein Eigenheim im Grünen ist für viele Burgenländer nicht mehr leistbar. Um erschwinglichen Wohnraum zu schaffen, stampfen gemeinnützige Wohnbaugesellschaften wie die „Neue Eisenstädter“ (NEBAU) Reihenhäuser und Doppelhaushälften aus dem Boden, die man durch Mietkauf erwerben kann – etwa in Zagersdorf, Purbach und St. Margarethen. Doch die Gesamtmiete der Objekte ist so hoch, dass sich die Bevölkerung gelackmeiert fühlt. Schließlich predigen Wohnbau-Finanzexperten, dass der Anteil der Miete vom Haushaltseinkommen allerhöchstens 40 Prozent ausmachen soll! Für eine Jungfamilie mit zwei kleinen Kindern und nur einem vollzeitarbeitenden Elternteil ist das bei einem mittleren Haushaltseinkommen von 2500 Euro netto pro Monat praktisch unmöglich. Kein Wunder also, dass der Unmut in den Gemeinden wächst und von „unverschämt teuren Spekulationsbauten“ die Rede ist, die bloß zu „unnötigem Wohnraum-Leerständen“ beitragen würden.

„Stimmt nicht“, sagt Bernd Gerdenitsch, Geschäftsführer der NEBAU. Viele Projekte seien bereits belegt. Außerdem beobachten man einen „durchwegs positiven Vermietungstrend“. Dennoch nimmt er derlei Feedback und harsche Kritik der Öffentlichkeit sehr ernst. Es bleibt ihm auch gar nichts anderes übrig, wenn er finanzielle Einbußen für sein Unternehmen so gering wie möglich halten will.

Die Reihenhäuer der NEBAU in Purbach. Ziehen trotz Preissenkung über einen längeren Zeitraum keine Mieter ein, werden die Kosten wohl noch einmal reduziert werden müssen. (Bild: NEBAU)
Die Reihenhäuer der NEBAU in Purbach. Ziehen trotz Preissenkung über einen längeren Zeitraum keine Mieter ein, werden die Kosten wohl noch einmal reduziert werden müssen.

Nachfrage fördern
„Um die Attraktivität der Objekte zu erhöhen“ und diese trotz hoher Inflation, unsicherer Zinsentwicklung und gestiegener Grund-und Baukosten „für mehr Haushalte finanzierbar zu machen“, wurden nun die Preise reduziert. Für ein Reihenhaus in St. Margarethen braucht man statt der bisher veranschlagten 1600 Euro Gesamtmiete pro Monat „nur noch“ 1450 Euro berappen. Jeweils nicht inbegriffen: Strom- und Heizkosten.

„Auch in Purbach haben wir die Monatsmiete um 135 Euro und die Finanzierungsbeiträge um 22.000 Euro gesenkt. Damit wollen wir ein positives Signal senden und hoffen, dass wir unsere Einheiten so schnell wie möglich vermieten“, so Gerdenitsch. Und was, wenn trotz Preissenkung die Nachfrage zu wünschen übrig lässt und keine Mieter einziehen? Werden die Kosten dann noch weiter gesenkt? 

Zitat Icon

Wir erwarten nicht, dass die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückbleibt, da wir die Marktsituation kontinuierlich analysieren und von einer Stabilisierung der Zinsen ausgehen. Im Gegenteil: Prognosen von Experten lassen darauf schließen, dass mit dem Auslaufen der sogenannten KIM-Verordnung Mitte 2025 die Nachfrage wieder ansteigen wird.

(Bild: NEBAU)

NEBAU-Geschäftsführer Bernd Gerdenitsch 

Ist die Landesregierung Schuld?
Mitverantwortlich für das teure Wohnen ist in seinen Augen jedenfalls die Landesregierung. Denn seit 2021 stelle sie den vier gemeinnützigen Bauvereinigungen „keine Wohnbauförderungen“ mehr zur Verfügung, behauptet Gerdenitsch: „Durch Wohnbauförderungsdarlehen seitens des Landes könnten die Finanzierungsbeiträge und Mieten für künftige Projekte spürbar gesenkt werden, weil dadurch der Bedarf an zusätzlichen Bankdarlehen reduziert wird.“

Auch in Zagersdorf muss man für 112 Quadratmeter rund 1300 Euro Miete zahlen. Bis vor kurzem waren es noch 1500 Euro.  (Bild: NEBAU)
Auch in Zagersdorf muss man für 112 Quadratmeter rund 1300 Euro Miete zahlen. Bis vor kurzem waren es noch 1500 Euro. 

Das entgegnet der Wohnbaulandesrat
Diese Kritik lässt Wohnbaulandesrat Heinrich Dorner nicht auf sich sitzen: „Den gemeinnützigen Bauvereinigungen werden seit Jahren Wohnbauförderungsbudgets für mehrgeschossigen Wohnbau zur Verfügung gestellt. Dies weisen auch die Landesvoranschläge der letzten Jahre eindeutig aus. Weiters wurde der Wohnkostendeckel bis Mitte 2025 verlängert. Um das Niveau der Mieten einzufrieren, stellt das Land zehn Millionen Euro pro Jahr als abrufbare Zinszuschüsse für die GBV bereit. Die Neue Eisenstädter hat aber bisher keine Anträge gestellt!“

Zusätzlich stünden Landesrichtlinien zum Abrufen der Bundeswohnbaugelder zur Verfügung. Konkret 26 Millionen Euro für die Jahre 2024 bis 2026 für Neubauprojekte und acht Millionen Euro für Sanierungsprojekte. „Der NEBAU wurden Mittel bereits zugesichert“, stellt Dorner klar.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Burgenland Wetter
-2° / 1°
Symbol Nebel
-2° / 2°
Symbol stark bewölkt
-2° / 1°
Symbol stark bewölkt
-1° / 1°
Symbol Nebel
-2° / 2°
Symbol stark bewölkt



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt