Die Arbeitslosenquote ist bundesweit in Salzburg zwar zum dritten Mal in Folge am niedrigsten. Zurücklehnen könne man sich deshalb aber nicht, so Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und AMS in einem gemeinsamen Termin. Sie präsentierten Rück- und Ausblicke.
Die Zahl der Beschäftigten ist in Salzburg 2024 um 0,7 Prozent bzw. auf 273.352 Personen gestiegen. Österreichweit beträgt der Anstieg nur 0,1 Prozent (plus 4.406 Personen).
Mehr Arbeitslose auch in Salzburg, aber niedrigster Wert in Österreich
Im Bundesland Salzburg ist die Arbeitslosigkeit im Vorjahr somit um 10,9 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote betrug im Schnitt 4,2 Prozent, damit weist Salzburg auch im Jahr 2024 österreichweit den niedrigsten Wert auf. „Die Rezession und die hohe Inflation sind am Salzburger Arbeitsmarkt 2024 nicht spurlos vorbeigegangen. Die Arbeitslosigkeit steigt, die offenen Stellen gehen zurück, dennoch blieb die Arbeitslosenquote auch im abgelaufenen Jahr auf niedrigem Niveau“, bringt es AMS-Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer auf den Punkt. Auf Platz zwei folgt Tirol mit 4,3 Prozent, vor Oberösterreich mit 4,9 Prozent. Im Österreichschnitt lag die Arbeitslosenquote im Vorjahr bei 7,0 Prozent.
Auch die Zahl der Arbeitslosen mit Jobzusage ist gestiegen. Im Jahr 2024 waren im Schnitt 2.888 Personen mit Einstellzusage arbeitslos beim AMS Salzburg vorgemerkt. Das sind 7,1 Prozent bzw. 192 Personen mehr als im Jahr 2023.
Für die Arbeiterkammer läuten bei seit 23 Monaten beständig steigenden Arbeitslosenzahlen die Alarmglocken. Auch der Einbruch des Lehrstellenmarktes sowie steigende Zahlen bei Langzeitarbeitslosigkeit und Arbeitslosigkeit bei Älteren seien alles andere als gute Nachrichten. „Aber statt Ausbildung zu forcieren, um für den nächsten Konjunkturaufschwung gerüstet zu sein, werden in Wien Kürzungen diskutiert und Neiddebatten auf dem Rücken der Arbeitslosen losgetreten. Die Streichung der Zuverdienstmöglichkeit für Arbeitslose oder Kürzungen beim Arbeitslosengeld sind zynisch und kontraproduktiv“, so Salzburgs AK-Präsident Peter Eder.
Weniger Stellen in Salzburg zu vergeben
Die Zahl der beim AMS Salzburg gemeldeten offenen, sofort verfügbaren Stellen ist im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 21,4 Prozent auf durchschnittlich 7.756 gesunken. Während 2023 noch 9.867 Stellen vakant waren, wird der rückläufige Trend nun ausgeprägter.
Langzeitbeschäftigungslose im Fokus
Im Jahresschnitt ist die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen (1.771), die bereits länger als ein Jahr auf Jobsuche sind, um 16,2 Prozent (+247 Personen) gestiegen. „Dennoch ist im Bundesland Salzburg der Anteil der Langzeitbeschäftigungslosen mit 15 Prozent der zweitniedrigste Wert bundesweit“, so Jacqueline Beyer. Der typische Langzeitbeschäftigungslose ist männlich (62 Prozent), älter als 45 Jahre (70,2 Prozent) und wohnt überwiegend im Zentralraum. Er hat zudem gesundheitliche Einschränkungen (82,0 Prozent) und lediglich die Pflichtschule (43,6 Prozent) besucht. Das AMS begleitet die Betroffenen mit einem speziellen Case-Management. 341 Menschen wurden im Vorjahr beraten.
Asylberechtigte als Potenzial
2024 waren beim AMS in Salzburg im Schnitt knapp 800 Asyl- bzw. Schutzberechtigte als arbeitslos gemeldet. Sie kommen großteils aus Syrien, Afghanistan, Somalia oder dem Iran. Außerdem waren 87 Vertriebene aus der Ukraine vorgemerkt. Wichtiges Ziel ist es, das Sprachniveau der Jobsuchenden aus dem Ausland zu verbessern. 2024 konnten 1382 Personen in den Arbeitsmarkt integriert werden.
So viele Beschäftigte im Tourismus wie noch nie
2024 konnten aufgrund der nochmaligen Erhöhung des Kontingents so viele Arbeitskräfte bewilligt werden wie noch nie. Das Saisonkontingent im Tourismus wurde Mitte Dezember von 1231 auf 1420 erhöht (zu Saisonspitzen sind Überschreitungen um bis zu 50 Prozent möglich, auf insgesamt 2.130 Quotenplätze). Zusätzlich konnten außerhalb des Kontingents weitere 2.140 Bewilligungen für die Beherbergung und Gastronomie ausgestellt werden. Das AMS Salzburg wirbt in Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland um Personal für den Tourismus.
Die Situation am Lehrstellenmarkt
Lehrstellensuchende konnten am Salzburger Arbeitsmarkt im Jahr 2024 rein rechnerisch im Schnitt aus etwa drei offenen Lehrstellen wählen. Im abgelaufenen Jahr standen im Durchschnitt 356 Lehrstellensuchende (+24,8 Prozent zu 2023) 935 sofort verfügbaren, offenen Lehrstellen (-21,6 Prozent zu 2023) gegenüber.
Ausblick ins Jahr 2025
Das AMS erwartet für das Jahr 2025 eine gedämpfte Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Beschäftigten wird zwar geringfügig zulegen können (+0,3 Prozent), aber auch die Arbeitslosigkeit wird weiter ansteigen (+6,2 Prozent). Die Arbeitslosenquote in Österreich dürfte auf 7,4 Prozent ansteigen. Die Eintrübung am Salzburger Arbeitsmarkt hat bereits im letzten Quartal 2024 begonnen.
Arbeitsmarkt braucht Reformen
„Eine Entlastung des Faktors Arbeit und eine Erhöhung der Produktivität würde wichtige Wachstumsimpulse bringen“, ist Wirtschaftspräsident Peter Buchmüller überzeugt. Die Beschäftigungsdynamik hat sich aufgrund der anhaltenden Schrumpfung der Wirtschaft etwas abgekühlt.
Trotz der vorweihnachtlichen Hiobsbotschaften von Großinsolvenzen und einer Pleitewelle gebe es viele Betriebe, die nach wie vor händeringend nach Arbeitskräften suchen, heißt es aus der Wirtschaft. „Man darf nicht vergessen, dass Salzburg auch im vergangenen Jahr mit 4,2 % die niedrigste Arbeitslosenquote vor Tirol verzeichnete, und damit nur knapp über der Vollbeschäftigung lag“, gibt Buchmüller zu bedenken.
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