Papst Franziskus hat am Mittwoch das Rücktrittsgesuch von Kardinal Christoph Schönborn angenommen, wie die Erzdiözese Wien mitteilte. Josef Grünwidl verwaltet die Erzdiözese bis zur Amtsübernahme eines neuen Erzbischofs.
Die Bekanntgabe erfolgte im vatikanischen Pressesaal im täglichen Bulletin. Mit diesem Schritt ist der Bischofssitz in Wien vorerst vakant. Nähere Details sollen um 14 Uhr bei einer Pressekonferenz mitgeteilt werden, so die Erzdiözese.
Der langjährige „Krone“-Kolumnist Kardinal Schönborn, der am Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiert, hatte nach den Bestimmungen des Kirchenrechts bereits vor fünf Jahren, anlässlich seines 75. Geburtstags, dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Mit einer Amtszeit von 29 Jahren und gut vier Monaten zählt er zu den vier längst amtierenden Erzbischöfen Wiens.
Grünwidl wird Amtsgeschäfte übernehmen
Gleichzeitig hat Papst Franziskus Josef Grünwidl zum Apostolischen Administrator ernannt. In dieser Funktion verwaltet Grünwidl ab sofort die Erzdiözese Wien bis zur Amtsübernahme des künftigen Bischofs. „Dass Rom damit eine Interimslösung geschaffen hat, zeigt uns, dass Papst Franziskus offenbar noch keine Entscheidung getroffen hat, wer der nächste Erzbischof von Wien sein soll“, so der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller: „Da das Verfahren aber schon weit fortgeschritten sein dürfte, hoffen wir auf eine Entscheidung in den nächsten Wochen.“
Schönborn bleibt bis auf Weiteres Ordinarius für die Katholiken der katholischen Ostkirchen in Österreich. Zudem ist er weiterhin Vorsitzender des Kardinalsrates, der die Vatikanbank (IOR) beaufsichtigt, und Mitglied des vatikanischen Dikasteriums für die katholischen Ostkirchen. Als Teil des weltweiten Bischofskollegiums und Mitglied des Kardinalskollegiums behält er auch nach Erreichen des 80. Lebensjahres das emeritierte Mitgliedsrecht, verliert jedoch das aktive Wahlrecht im Konklave.
„Seit vielen Jahren ein lieber Freund“
Der scheidende Kardinal äußerte sich in einer ersten Reaktion erfreut über die Bestellung von Josef Grünwidl: „Josef Grünwidl ist mir seit vielen Jahren ein lieber Freund. Er war ein ausgezeichneter Sekretär durch drei Jahre und ein hervorragender Seelsorger in Kirchberg am Wechsel und Perchtoldsdorf. Nun leitet er die Diözese, bis der Papst einen neuen Bischof ernennt.“
Video: Die Abschiedsworte des scheidenden Kardinals Christoph Schönborn
Josef Grünwidl, geboren 1963 in Wullersdorf im Weinviertel, wurde 1988 zum Priester geweiht. Zu seinen bisherigen Aufgaben gehörten unter anderem die Tätigkeit als Sekretär von Kardinal Schönborn, Pfarrer und Dechant in Kirchberg am Wechsel sowie Pfarrer und Dechant in Perchtoldsdorf bis zu seiner Berufung zum Bischofsvikar für das südöstliche Niederösterreich am 22. Januar 2023.
Verwalter mit eingeschränkten Befugnissen
Ein Administrator hat gemäß Kirchenrecht eingeschränkte Befugnisse. Er darf keine Entscheidungen treffen, die den künftigen Erzbischof in seiner Handlungsfreiheit schmälern könnten. Beispielsweise kann er frei werdende Pfarren nur vorläufig besetzen, jedoch keine dauerhaften Ernennungen vornehmen. Josef Grünwidl ist nicht der erste Administrator der Erzdiözese Wien; unter den bisherigen acht Administratoren sticht besonders der heilige Petrus Kanisius (1544/45) hervor, der Verfasser des ersten und einflussreichsten Katechismus.
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