Das Wien Museum hat auf sein erstes Jahr zurückgeblickt und auf 2025 vorausgeschaut: Durch Erfolgszahlen gestärkt, wagt sich Direktor Matti Bunzl auch über abenteuerlichere Themen wie die Geschichte des Fleischkonsums in der Stadt. Ein neues Bauvorhaben gibt es auch: Das Schubert-Haus wird erneuert.
„Das wird unsere Ausstellung über das Wiener Schnitzel“, kündigte Museumsdirektor Matti Bunzl scherzhaft die große Herbst-Ausstellung mit dem schlichten Titel „Fleisch“ an. In Wahrheit geht es um mehr. Die Schau will zeigen, wie Fleischverarbeitung und Fleischkonsum die Stadt vom Mittelalter über die St. Marxer Schlachthöfe bis heute geprägt hat. Bunzl traut sich wohl auch wegen der Erfolgsbilanz des ersten Jahrs seit der Wiedereröffnung seines Hauses über etwas sperrige Themen.
Ticket-Erlöse trotz Gratis-Eintritts gleich
Trotz des Gratis-Eintritts für die Dauerausstellung des Museums sind die Einnahmen aus Sonderausstellungen und „Filialen“, etwas das neue Prater-Museum, fast gleich geblieben: 634.000 Euro für das Wien Museum und fast noch einmal so viel durch die anderen Standorte des Museums, vom Römermuseum bis zur Hermesvilla. Die Besucherzahlen im Haupt-Haus haben sich durch den Gratis-Eintritt jedoch verfünffacht. Zwar sehe man nun mehr Touristen als früher im Museum, so Bunzl – der Gratis-Eintritt sei aber trotzdem vor allem für Wiens Bevölkerung gedacht und werde angenommen.
Der Gratis-Eintritt ist aus Bunzls Sicht nicht so sehr ein Geldthema, sondern vielmehr ein Faktor, der den Museumsbesuch verändert. Dadurch stehe man „nicht so unter Druck, alles sehen zu müssen“, könne mit Ausstellungsstücken mehr Zeit verbringen, wiederkommen und somit gerade als Wiener auch ein anderes Verhältnis zum Haus aufbauen. Christina Schwarz, die kaufmännische Direktorin des Museums, erklärte unter Verweis auf die Jahresbilanz, gerade die wirtschaftliche Sicht spreche für Gratis-Eintritt.
Noch vor der „Fleisch“-Ausstellung im Herbst widmet sich das Museum ab 10. April der Besatzungszeit in Wien und dabei insbesondere, wie die Alliierten die österreichische Kulturlandschaft zu prägen versuchten. Ab 22. Mai will die zweite, kleinere Frühjahrsausstellung erklären, wie die Entwicklung von Stahlbeton Wien ab 1900 veränderte.
Die kleinere Herbstausstellung widmet sich einem der wichtigsten und zugleich unbekanntesten Beiträge Wiens zur Kommunikationsgeschichte: Kaum jemand weiß, dass die sogenannten Isotype – im Volksmund „Manderlgrafik“ – eine Wiener Erfindung sind. Dazu gibt es weitere kleinere Ausstellungen im „musa“ und in der Communnity Gallery des Haupthauses am Karlsplatz.
Nicht unter „Blockbuster“-Zwang
Das Museum finanziert sich weiterhin allerdings nur zu rund 15 Prozent selbst. Die jährlich 27,6 Millionen der Stadt gäben ihm die Freiheit, „nicht einen Blockbuster nach dem anderen abfeuern zu müssen“, räumte Bunzl ein, der sein Museum als „forscherische und soziale Einrichtung“ begreift, die sich nicht an das Publikum anbiedern, sondern wichtige Themen so ansprechend wie möglich vermitteln wolle. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler wünscht sich, dass das Museum „sinnlich zum Wissen verführen“ solle.
Abseits von Ausstellungen macht der Museumsverband auch eine neue Baustelle auf: Franz Schuberts Geburtshaus soll renoviert und neu gestaltet werden. Heuer soll die Ausschreibung gestartet und ab 2026 gebaut werden, so dass das Haus zum 200. Todestag des Komponisten im Jahr 2028 fertig ist. Außerdem soll das Vermittlungsangebot des Haupthauses ausgebaut werden, von einer Schnitzeljagd durch das Museum (für Gruppen von 10 bis 35 Personen) bis zu laut Bunzl „selbstverständlich“ passenden Menüs zur Fleisch-Ausstellung im Museumsrestaurant.
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