Jeder will daheim alt – und dort gepflegt – werden. Die Bedingungen dafür werden aber immer schwieriger, warnt die zuständige Caritas-Leiterin des Bereichs für Wien. Gerade seit die Politik endlich den Pflegekräftemangel in den Spitälern ernst nimmt, hat sich die Lage in der Heimpflege verschärft.
Ilse Simma-Boyd findet es inzwischen „sehr schwer, Fachkräfte zu finden“. Dadurch kann sie Menschen den Wunsch, daheim gepflegt zu werden, immer schwerer erfüllen. Simma-Boyd ist bei der Caritas Wien für Betreuung und Pflege daheim zuständig und weiß aus erster Hand, wie dieser Bereich zusehends ins Abseits rückt.
„Pflege daheim auch volkswirtschaftlich schlauer“
„Es ist der Wunsch der Betroffenen, daheim betreut zu werden, und zudem ist es in den meisten Fällen auch volkswirtschaftlich schlauer, Pflege daheim anzubieten“, betont Simma-Boyd gegenüber der „Krone“, trotzdem schaffe die Politik nicht die Voraussetzungen dafür. Das Problem liegt auch daran, dass Pflege daheim – anders als etwa Pflegeheime – rechtlich zwischen Bund und Ländern steckt. Das Resultat ist jenes Wirrwarr aus Behördenzuständigkeiten und Pflege-Anbietern, das Betroffene nur zu gut kennen.
Der Bedarf im mobilen Bereich steigt.
Ilse Simma-Boyd, Bereichsleiterin Betreuen und Pflegen, Caritas Wien
Bild: Caritas Wien / Stefanie J. Steindl
Doch gerade weil Wien bei den Spitals-Gehältern zuletzt nachgebessert hat, wurde die Lage in der Heimpflege schlechter: „Die Politik betont immer: Mobil vor stationär. Wenn das ernst genommen wird, müssen in beiden Bereichen attraktive Bedingungen geschaffen werden. Es gibt aber ein wachsendes Ungleichgewicht. Erst bei Gehältergerechtigkeit kann ich mich wirklich entscheiden, in welchem Bereich ich als Pflegekraft tätig sein will.“
„Jeder sucht gerade dieselben Personen“
Simma-Boyd betont, es gehe nicht einfach um „mehr Geld“, sondern um Gehaltsstrukturen, die die tatsächliche Arbeitsbelastung von Heim-Pflegekräften abbilden: alleinverantwortlich, viel unterwegs, ständig mit neuen Problemen konfrontiert. Im Spitalsdienst gebe es ja auch Prämien für Nachtdienste und anderes mehr, gibt sie zu bedenken. Bis hier ein Ausgleich stattfinde, würden Pflegekräfte weiterhin einen Bogen um die Heimpflege machen, da „jeder gerade dieselben Personen sucht“.
Die personelle Notlage wird dabei nicht verschwinden, solange die Gesellschaft immer älter wird, warnt Simma-Boyd: „Es waren noch nie so viele Menschen in der Pflege tätig wie heute – trotzdem sind es zu wenige.“ Die Politik müsse das Thema regeln, denn „die Versorgung älterer Menschen ist die größte soziale Herausforderung, die auf uns zukommt.“
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