Alle Pfandgebinde aus ganz Tirol und Vorarlberg, geschätzte 60 Millionen jährlich, sollen temporär im Gewerbegebiet Schönwies landen. Richtungsweisend der Donnerstag: Sowohl in Schönwies, als auch in Wien wird bzw. wurde verhandelt.
Das neue Einwegpfandsystem. Alle gekennzeichneten Getränke-Einweg-Kunststoffflaschen und Aludosen werden ab Januar bepfandet, um sie letztendlich einem Recyclingprozess zuzuführen. Grundsätzlich ist das ja im Sinne der Umwelt begrüßenswert, nicht aber für einen Teil der Bürgerinnen und Bürger aus dem Schönwieser Ortsteil Starkenbach. Sie übergaben mehr als 400 Unterschriften der BH Landeck und wollen damit verhindern, dass in ihrem Gewerbegebiet eine Drehscheibe entstehen soll.
Wir befürchten Lärm- und Geruchsbelästigung und einen Nährboden für Schädlinge.
Harald Peham, Mitinitiator der Unterschriftenaktion
In Starkenbach 60 Mio. Leergebinde erwartet
Zur Erklärung: Die Investition von sündteuren Rücknahmeautomaten ist kleineren Verkäufern wie etwa Imbissständen, Restaurants, Bars, Bäckereien etc. nicht zumutbar. Deshalb sammeln diese Händler die Pfandgebinde in Säcken und geben sie ihren Getränkehändlern bei der nächsten Lieferung retour. Diese werden dort zwischengelagert, bis sie von der Firma EWP Recycling Pfand Österreich, die für das bundesweite Einwegpfandsystem verantwortlich ist, abgeholt und mit Lkw in eine zentrale Zähl- und Sortieranlage gebracht werden.
Für das Zentrum von Tirol und Vorarlberg sollen zwei leerstehende Hallen im Starkenbacher Gewerbegebiet, das der Firma Bodner gehört, vom Betreiber EWP angemietet werden. Dort sollen geschätzte 60 Millionen Pfandflaschen und -dosen erst maschinell gezählt, sortiert und anschließend in Ballen gepresst werden. Die Ballen würden dann per Lkw in das rund 550 km entfernte Österreichzentrum in Müllendorf gekarrt werden – so viel zum System.
Alle Gutachten bescheinigen bis dato, dass unsere Art des Gewerbes völlig unbedenklich ist, weder relevanten Lärm noch Gestank verursachen.
EWP-Geschäftsführer Simon Parth
„Es handelt sich maximal um 15 Fahrten pro Tag“
„Wir befürchten Lärm- und Geruchsbelästigung und einen Nährboden für Schädlinge“, sagt der in Starkenbach wohnende Gemeindevorstand Harald Peham, Mitinitiator der Unterschriftenaktion. EWP-Geschäftsführer Simon Parth versteht die Aufregung nicht. „Alle Gutachten bescheinigen bis dato, dass unsere Art des Gewerbes völlig unbedenklich ist, weder relevanten Lärm noch Gestank verursachen“, schreibt er in einer Stellungnahme. Rund die Hälfte der Flaschen etwa seien ohnehin Wasserflaschen. Zum Thema Lärm sei zu erwähnen, dass täglich lediglich zwischen sieben und 15 Fahrten in der Anlieferung zu erwarten seien und bei der Abholung, also nach der Pressung, gar nur ein bis zwei pro Woche. Zudem würde dies auf der Werkstraße außerhalb des Siedlungsraumes geschehen.
Wir werden selbstverständlich über einen Intermodalverkehr die Bahn nutzen. Das heißt, wir werden zum nächsten Container-Terminal in Tirol fahren, dort auf die Bahn laden und dann zu unserer Anlage in den Osten Österreichs fahren
EWP
Der Milser Dorfchef Bernhard Schöpf, angeblich konsultiert von Bürgern, die Mehrverkehr fürchten, bringt sich ebenfalls in die Debatte ein und fordert generell den Abtransport per Bahn. „Wir werden selbstverständlich über einen Intermodalverkehr die Bahn nutzen. Das heißt, wir werden zum nächsten Container-Terminal in Tirol fahren, dort auf die Bahn laden und dann zu unserer Anlage in den Osten Österreichs fahren“, heißt es seitens der EWP. In den firmeneigenen Systemgrafiken auf der Website ist davon allerdings nichts zu sehen.
Richtungsweisend: Heute gleich zwei Verhandlungen
Viel Wirbel um nichts? Noch am Montag trafen einander Gemeindevorstand und EWP erneut. „An den Zahlen hat sich nichts verändert“, so BM Reinhard Raggl, „ich bin neutral, die Gemeinde hat keine Parteistellung. Wir nehmen natürlich die Bedenken der Einwohner ernst, ich vertraue aber auch den Sachverständigen.“
Die sind nämlich schon am Donnerstag am Zug, wenn die mündliche Verhandlung im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach dem Abfallwirtschaftsgesetz stattfindet. Und exakt am selben Tag ist eine Verhandlung am Bundesverwaltungsgericht in Wien in derselben Causa anberaumt. Ein Unternehmen hat Beschwerde gegen die Auftragsvergabe beim „Los 5“ (Tirol und Vorarlberg) eingebracht. Von dieser Verhandlung wusste Landecks Bezirkshauptmann Geiger allerdings nichts. Es könnte also auch heißen: Zurück an den Start.
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