Kreml hilft nicht
Verzweifelte Russen in Kursk suchen Angehörige
Der Unmut in der westrussischen Region Kursk steigt und steigt. Den Behörden wird vorgeworfen, sich nicht um die unter ukrainischer Besatzung Lebenden zu kümmern. Traurig suchen Menschen nach ihren Angehörigen, viele gelten als vermisst. Ihr Schicksal ist ungewiss.
Die 37-jährige Ljubow Prilutskaja erreicht nach eigenen Angaben seit fünf Monaten ihre Eltern nicht mehr. Ein Dorn im Auge ist ihr eine von der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa erstellte Liste mit 517 Namen von Vermissten. Die Zahl sei viel zu gering bemessen, wetterte Prilutskaja. Moskalkowa räumte später ein, die Liste sei „längst nicht vollständig“.
Dennoch hätten bisher nur „wenige Menschen“ ihre Botschaft beachtet, führte Prilutskaja gegenüber der Nachrichtenagentur AFP aus. „Zwischen den Zeilen“ sei ihr aber gesagt worden, dass „niemand anstrebt, unsere Angehörigen aus dieser Lage zu befreien“.
Von diesen Menschen – und vielen mehr – fehlt aktuell jede Spur:
Dann platzte Prilutskaja der Kragen
Die 37-Jährige ist nun eine der Initiatoren einer mutigen Demo: In einer seltenen Protestaktion forderten Bewohner von Kursk in Online-Netzwerken mehr Einsatz für Angehörige im ukrainisch besetzten Teil. Sie verlangen von den Führungen Russlands und der Ukraine sowie von internationalen Organisationen, „uns dabei zu helfen, das Leben unserer Familienmitglieder zu retten“, hieß es in einem Beitrag auf dem in Russland äußerst beliebten Onlinenetzwerk VKontakte, der seit Freitag vielfach weiterverbreitet wurde.
Rund 3000 Zivilisten gefährdet
In dem von Bildern der Angehörigen begleiteten Posting ist von „rund 3000 Zivilisten“ die Rede, die sich in der Gegend um die Kleinstadt Sudscha unter ukrainischer Besatzung befänden. In der Botschaft wurde der russische Hashtag #JaMiSudscha verwendet, was auf Deutsch so viel heißt wie „Ich und wir für Sudscha“.
Die Ukraine hatte in der russischen Grenzregion Kursk erstmals im August vergangenen Jahres eine Offensive gestartet. Die ukrainischen Truppen eroberten dabei mehrere hundert Quadratkilometer Land sowie die Kleinstadt Sudscha. Der ukrainische Vorstoß kam jedoch ins Stocken, nachdem Moskau Verstärkung in die Region entsandt hatte, darunter auch tausende nordkoreanische Soldaten. Anfang Jänner folgte dann eine zweite ukrainische Offensive in der Region.
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