Erstes TV-Gespräch

Weichgespültes Interview und Trumps schräge Ideen

Außenpolitik
23.01.2025 07:35

Geradezu amikal könnte man das erste TV-Interview Donald Trumps nach seinem Antritt als 47. US-Präsident bezeichnen. Durchgeführt von Trumps Lieblingssender Fox News, durfte das frisch angelobte Staatsoberhaupt seine teils schrägen Ideen propagieren. Kritische Fragen gab es keine. 

Interviewt wurde der Republikaner zwei Tage nach Amtsantritt von Sean Hannity, ein bekannter Moderater seines Haus- und Hofsenders Fox News. Das Interview wirkte eher wie ein Gespräch unter Gleichgesinnten als ein Austausch zwischen einem neutralen Journalisten und einem US-Präsidenten.

Nur ja keine kritischen Fragen ...
So kündigte Hannity das Interview mit den Worten: „Präsident Donald Trump ist nach vier langen Jahren wieder da, wo er hingehört. Er ist im Oval Office“, an. Einzig bei Trumps Begnadigung aller Straftäter des Kapitol-Sturms hakte Hannity ansatzweise nach. „Die einzige Kritik (...), die ich gesehen habe, betrifft Menschen, die verurteilt wurden oder in Vorfälle verwickelt waren, Polizisten angegriffen haben. Warum wurden sie begnadigt?“, fragte er. Trump wiederholte seine Lüge vom Wahlbetrug und sagte, es sollte erlaubt sein, zu protestieren. Hannity entgegnete: „Sie sollten nicht in der Lage sein, ins Kapitol zu stürmen.“

(Bild: Fox News)
Interviewt wurde Donald Trump von Sean Hannity, einem bekannten Moderater von Trumps Haus-und Hofsenders Fox News. (Bild: Fox News)
Interviewt wurde Donald Trump von Sean Hannity, einem bekannten Moderater von Trumps Haus-und Hofsenders Fox News.

Angriffe auf Polizisten bagatellisiert
Trump sprach im Zusammenhang mit Angriffen auf Polizisten auch davon, dass es sich oft nur um „kleine Vorfälle“ gehandelt habe. Unter den nun Freigelassenen sind Leute, die damals brutal auf Polizisten und andere Sicherheitskräfte einprügelten. Trumps rigorose Begnadigung von allen aberhunderten Straftätern vom 6. Jänner 2021 überraschte selbst Leute aus seinem Umfeld.

Seinen radikalen Migrationskurs begründete Trump damit, dass ja „andere Staaten ihre Straftäter direkt aus den Gefängnissen nach Amerika schicken würden“: „Wir haben Tausende Terroristen in unserem Land“, behauptete er. Außerdem seien „Mörder zu Zehntausenden“ ins Land gekommen. „Es kommen Leute her, deren Gesicht komplett mit Tattoos bedeckt ist“, sagte der Republikaner. „Die werden wohl nicht Leiter der örtlichen Bank sein.“

Bei dem Angriff der Trump-Anhänger auf das Kapitol wurde ein Polizist getötet und 140 Sicherheitsleute zum Teil schwer verletzt. (Bild: AFP)
Bei dem Angriff der Trump-Anhänger auf das Kapitol wurde ein Polizist getötet und 140 Sicherheitsleute zum Teil schwer verletzt.

Trump will Katastrophenschutzbehörde zerschlagen
Außerdem erwägt der Multimilliardär, der sich gerne mit Superreichen wie Elon Musk umgibt, eine Zerschlagung der US-Katastrophenschutzbehörde (FEMA) – und das in einem Land, das regelmäßig von Naturkatastrophen getroffen wird. Trump warf der FEMA fälschlicherweise vor, sich nicht um Opfer zu kümmern: „FEMA hat in den letzten vier Jahren ihre Arbeit nicht gemacht. Wissen Sie, unter mir hat FEMA wirklich gut gearbeitet“, sagte er im Interview (siehe Video oben).

Stattdessen sollten die Bundesstaaten einfach „ihre Probleme selbst lösen“. Trump und seine Republikaner im US-Kongress hatten zuletzt erklärt, dass die Unterstützung für Kalifornien nach den entsetzlichen Bränden vom Handeln der demokratischen Regierung des Bundesstaates abhängig gemacht werden solle – sprich, wenn der dortige Gouverneur im Sinne Trumps handle. 

Mitarbeiter der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA helfen Menschen, die ihre Häuser aufgrund der aktuellen Feuer in Los Angeles aufgeben mussten. (Bild: picturedesk.com/FREDERIC J. BROWN / AFP / picturedesk.com)
Mitarbeiter der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA helfen Menschen, die ihre Häuser aufgrund der aktuellen Feuer in Los Angeles aufgeben mussten.

„Biden hat schlechte Berater“
Trump warf seinem demokratischen Vorgänger Joe Biden in dem Interview mehrfach Versagen vor und wollte Ermittlungen nicht ausschließen – offen blieb allerdings, was er genau damit meinte und gegen wen diese sich richten sollten. „Ich bin vier Jahre lang durch die Hölle gegangen. Ich habe Millionen von Dollar an Anwaltskosten ausgegeben und gewonnen, aber ich habe es auf die harte Tour gemacht“, sagte Trump mit Blick auf die Anklagen gegen ihn.

Trump sagte weiter, dass Biden schlechte Berater habe. „Jemand hat Joe Biden geraten, alle außer sich selbst zu begnadigen.“ Biden hatte kurz vor seinem Abschied aus dem Amt mehrere Familienmitglieder und politische Gegner Trumps begnadigt.

Trump hat andere Medienstrategie als Biden
Das nun bei Fox News ausgestrahlte Gespräch ging rund 40 Minuten. Es drehte sich hauptsächlich um innenpolitische Themen wie Migration oder die Brände in Kalifornien. Der Sender kündigte einen zweiten Teil für Donnerstagabend (Ortszeit) an. 

Trump genießt die Aufmerksamkeit – seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus hat er neben dem Interview auch schon eine Pressekonferenz gegeben – und auch an anderer Stelle Fragen vor laufender Kamera beantwortet.

Damit ist er deutlich offener als sein Vorgänger Biden, der wenige TV-Interviews gab. Diese waren auch viel kürzer. Zwar beantwortete der Demokrat oft bei Terminen einige Fragen der Presse – immer wieder leistete er sich dabei aber auch Patzer. Wirkliche Pressekonferenzen waren eine Rarität. Im Raum stand immer wieder der Vorwurf, auch seitens der Medien, dass Bidens Berater ihn abschirmten.

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