Umfeld hält zu ihm

Gasthof der Eltern abgefackelt: Sohn verurteilt

Oberösterreich
23.01.2025 13:45

Weil er den elterlichen Gasthof in Schutt und Asche gelegt haben soll, musste sich am Donnerstag ein 21-Jähriger am Landesgericht Wels verantworten. Dass die Feuersbrunst mit 1,5 Millionen Euro Schaden tatsächlich nur von einem achtlos entsorgten Tschickstummel herrührte, glaubten Richter und Schöffen nicht: 24 Monate Haft.

Frustriert, betrunken und in dunklen Gedanken sei er gewesen, als der 21-jährige Wirtssohn am 1. August von einem Freund heimkam. Er sei hoch in sein Zimmer gegangen, um sich eine Zigarette zu holen. „Die hab' ich dann unten, beim Carport und Müllbereich, geraucht. Dabei war ich in Gedanken ganz woanders, nämlich bei meinem besten Freund, der sich davor erschossen hatte, und zwei anderen Freunden, die bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind“, so der Unbescholtene.

Achtlos weggeschnipst
Anschließend habe er den Stummel anstatt in den Aschenbecher achtlos in Richtung Container weggeschnipst. Als er wenig später wieder hinuntergegangen sei, um sich von der Schank ein Glas Wasser zu holen, habe er das helle Flackern draußen gesehen. „Da bin ich mit einem Kübel Wasser herausgerannt, aber das hat nichts geholfen“, so der 21-Jährige kleinlaut.

Trotz Branderfahrung erstarrt
Obwohl er zehn Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr und auch als Atemschutzträger bei Bänden im Einsatz gewesen war, sei er in dem Moment in Schreckstarre verfallen. Schließlich habe er aber doch seine Eltern geweckt, und mit ihnen den Gasthof, der an dieser Stelle seit 1972 bestand, verlassen.

„Will Betrieb führen, kenne nichts anderes“
Gasthof und Carport waren nicht mehr zu retten, der Schaden betrug 1,5 Milliionen Euro. Vor Gericht bestritt der im elterlichen Betrieb gelernte Gastronomiefachmann die vorgeworfene Absicht. „Ich will den Betrieb auch wieder aufbauen und führen“, so der Angeklagte. „Das war schon immer mein Ziel, ich kenne nichts anderes. Darum arbeite ich auch jetzt auf Saison in Ischgl, damit ich etwas lerne.“

Familie hält zusammen
Auch sein Verhältnis zur Familie sei seit dem Brand sehr gut, „Wir halten zusammen“, so der 21-Jährige. Trotz der psychologischen Behandlung nehmen ihn die Ereignisse nach wie vor mit: „Wir haben alles verloren, ich habe alles verloren. Jetzt habe ich von meinem Cousin und meinen verstorbenen Freunden nicht einmal mehr ein Foto.“

Wenig neue Erkenntnisse
Am Donnerstag waren vor Gericht drei Zeugen geladen, zwei Polizisten und die Mutter des Angeklagten. Wirklich neue Erkenntnisse brachte aber auch Sachverständiger für Brandursachenermittlung nicht – er bestätigte das Ergebnis seines Gutachtens, dass eine Entzündung des Feuers durch einen Zigarettenstummel zwar ziemlich unwahrscheinlich – aber nicht auszuschließen war.

Angeklagter nicht alleine
Auch der Vater, einige Freundinnen und Freunde sowie Nachbarn und Freunde der Familie standen dem 21-Jährigen beim Prozess und in den Pausen bei, und munterten ihm nach dem Urteil auf. Dieses fiel schließlich am frühen Nachmittag: 24 Monate Haft, acht davon unbedingt. Mildernd wurden die teilweise Verantwortung und das junge Alter, erschwerend war das Zusammentreffen mehrere Straftaten. An derselben Stelle hatte bereits im Mai ein Papiercontainer gebrannt, damals konnte das Feuer aber rechtzeitig gelöscht werden – auch dafür wurde er am Donnerstag wegen versuchter Brandstiftung verurteilt. Bei verschiedenen Polizeieinvernahmen hatte er sich zudem in Widersprüche verstrickt.

So geht es weiter
Der Wirtssohn war von dem Urteil offensichtlich am Boden zerstört. Dennoch soll es weitergehen: Das Gasthaus der Eltern wird wieder aufgebaut, einen Teil hat die Versicherung schon bezahlt. Der Sohn kann für den unbedingten Teil seiner Haftstrafe um eine Fußfessel ansuchen, dass er weiterhin arbeiten kann – und eines Tages vielleicht doch noch das Traditionsgasthaus der Eltern übernehmen.

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