„Was lange währt, ...“, dürften sich besonders die Geschädigten angesichts der Festnahme von Signa-Gründer René Benko gedacht haben. Die Vorwürfe der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft sind schwerwiegend, U-Haft wurde beantragt. Und wie die „Krone“ erfuhr, besteht auch keine Möglichkeit für Benko, auf Kaution freizukommen. Mittlerweile ist der Rekordpleitier in der Justizanstalt Josefstadt in Wien angekommen.
Konkret wurde Benko am Donnerstag wegen „Verdunkelungsgefahr und Tatbegehungsgefahr“ festgenommen, wie die WKStA mitteilte. In seinem Büro in Innsbruck klickten die Handschellen. Benko soll „eine Rechnung gefälscht sowie versucht haben, Vermögen zu verheimlichen und dem Zugriff von Behörden, Masseverwaltern und Gläubigern zu entziehen“, heißt es weiter. Gegen Mittag wurde mitgeteilt, dass Benko inzwischen einvernommen worden sei. Er wollte sich in einer ersten Einvernahme nicht äußern.
Benko wurde nach Wien verlegt
Mittlerweile steht fest: Benko wurde nach Wien verlegt, die „Krone“ war live in der Josefstadt vor Ort. Ob der Beschuldigte in Einzelhaft kommt, wollten die Verantwortlichen nicht beantworten. Es handelt sich um eine vorläufige Unterbringung. Abendessen wird es am Donnerstagabend keines mehr geben. In der JA Josefstadt wird bezüglich einer Untersuchungshaft entschieden. Bereits am Freitag wird eine Entscheidung erwartet.
Die zuständige Richterin sitzt in der Bundeshauptstadt, ebenso wie die WKStA. Die Festnahme war im Vorfeld vom zuständigen Landesgericht für Strafsachen in Wien bewilligt worden. Binnen 48 Stunden muss nun entschieden werden, ob über den Rekordpleitier U-Haft verhängt wird.
Vieles liegt im Dunklen
Jedenfalls gehöre jetzt der gesamte Sachverhalt aufgearbeitet und untersucht, führt der Finanzprokuratur-Chef Wolfgang Peschorn in der „ZIB 2“ aus. Ausschließen könne man derzeit nichts, man müsse den gesamten Finanzströmen nachgehen – „den Vermögensverschiebungen in eine andere Welt, die bisher unangetastet ist“. Wichtig sei vor allem, dass die staatlichen Behörden ernst genommen würden. Benko hatte sich jedenfalls in den vergangenen Monaten zu sicher gefühlt: Er sei tatsächlich abgehört worden, so Peschorn. Und habe dennoch bereitwillig über alles Mögliche am Telefon geplaudert.
Keine Chance auf Kaution
Die Chance, auf Kaution freizukommen, besteht laut „Krone“-Informationen übrigens nicht. Diese Möglichkeit sieht das Gesetz nur dann vor, wenn der Haftgrund Fluchtgefahr wäre ...
Weiters wurden am Donnerstag auch mehrere Hausdurchsuchungen in Benkos Büroräumen, im noblen „Chalet N“ in Lech sowie in Benkos Wiener Wohnsitz am Fleischmarkt durchgeführt. „Dabei wurden zu sichernde Vermögenswerte und relevante Unterlagen sichergestellt sowie Datenträger und Daten beschlagnahmt, die nun ausgewertet werden“, teilte die WKStA mit.
Die Vorwürfe gegen Benko im Überblick:
WKStA tat sich mit deutschen Behörden zusammen
Man habe zudem vor Kurzem ein Joint Investigation Team (JIT) mit den Staatsanwaltschaften Berlin und München I gebildet, teilte die Behörde weiters mit: „Dadurch ist es möglich, im Verfahrenskomplex unbürokratischer und effizienter grenzüberschreitend zu ermitteln.“
Konkreter Anlassfall sei ein „neuer Verfahrensstrang“, denn Benko wird nun auch Investmentbetrug beim „Projekt Franz“ am Bahnhofsplatz in München vorgeworfen. Er wird hier von den deutschen Behörden gemeinsam mit einer weiteren Person als Beschuldigter geführt.
Sie sollen Verantwortliche eines ausländischen Staatsfonds veranlasst haben, mittels Anleihen in das Immobilienprojekt zu investieren. Tatsächlich soll der Anleiheerlös nicht zur Gänze in das vereinbarte Projekt investiert, sondern ein Großteil des Geldes zweckwidrig verwendet worden sein.
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