Mehr Teilnehmer, aber mehr Platz für jeden Läufer. Was auf den ersten Klang wie ein Paradoxon klingt, wird heuer beim Vienna City Marathon am 6. April umgesetzt werden. Zu verdanken ist das Marcel Altenburg, „Massen-Wissenschaftler“ an der Universität Manchester, der mit 29 Millionen Kalkulationen das perfekte Rennen berechnete.
Altenburg war einst im Team des Berlin-Marathons, als ihn der Gedanke faszinierte, wie man ein Rennen für so viele Teilnehmer am besten schon im Vorfeld durchrechnen und planen könne. Als Manchester 2015 erstmals einen Studiengang für „Crowd Science“ anbot, nahm er das an, seither ist er dort heimisch.
Seit Jahren berechnet er die idealen Massenbewegungen für Großereignisse. Zunächst für die großen Marathons, aber auch für die Einlässe von Zuschauern bei Formel-1-Rennen oder bei der Fußball-EM 2024, aber auch für die Trauerfeierlichkeiten beim Begräbnis von Queen Elizabeth II.
Anhand der Daten des Wien-Marathons 2024 sowie des vorhandenen Platzes tätigte er nicht weniger als 29 Millionen Kalkulationen! „Wir haben ja den Luxus, dass wir das rückwärts aufrechnen können bis zum Start“, erklärt er seine Vorgangsweise. So spielte er verschiedene Szenarien durch, wo sich ein Läufer, wenn er eine Sekunde schneller oder langsamer ist, jeweils im Rennverlauf aufhalten wird. „Damit ändert sich das Event für jeden, weil dieser zu einem anderen Zeitpunkt auf andere Läufer trifft oder bei der Verpflegung ist.“ Ganz gemäß dem Schmetterlingseffekt.
Heilige Dreifaltigkeit: Zeit, Raum, Ordnung
Die ideale Startordnung besteht aus der heiligen Dreifaltigkeit Zeit, Raum und Ordnung. Auf Altenburgs Anraten wird der Startraum verengt, dafür die Zeit von 35 auf 40 Minuten erweitert. „Man muss sich das vorstellen wie bei einem Wasserhahn, den man je nach Bedarf mehr oder weniger aufdreht“, erklärt der Deutsche. Wichtig ist, dass die schnelleren Läufer in den ersten Wellen starten. Das wird heuer auch streng anhand von Nachweisen kontrolliert. Ein wichtiges Ziel ist, dass es so wenige Überholmanöver wie möglich gibt – denn die brauchen ja Platz.
So ist es möglich, dass es 20 Prozent mehr Starter geben wird (für den reinen Marathon gibt es mit über 11.000 Anmeldungen einen Rekord), jeder Läufer trotzdem 18 Prozent mehr Platz auf der Strecke vorfinden sollte. Als Regel galt für Altenburg: „Bei einer Straßenbreite von drei Metern dürfen pro Minute 248 Läufer passieren.“ So ging Florian Holecek vom VCM-Team noch einmal die entscheidenden Stellen der Strecke per Maßband ab, um sie für Altenburg genau abzumessen. Kritische Punkte: Die Mariahilfer Straße sowie das Abbiegen auf die linke Wienzeile. Doch das wurde nun alles mit einkalkuliert.
Die Verpflegungsstellen können anhand der Simulation ebenfalls dahingehend instruiert werden, wann bei ihnen der größte Ansturm zu erwarten ist, ebenso die Mitarbeiter im Zielbereich, die den Marathon-Teilnehmern ihre Medaillen überreichen.
Als Altenburg 2015 beim New York Marathon erstmals einen Rennverlauf prognostizierte, stimmte das tatsächliche Ereignis zu 99,6 Prozent mit seiner Prognose überein. Ein perfektes Erlebnis für jeden Läufer sollte beim diesjährigen Vienna City Marathon also garantiert sein.
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