Urvater der FPÖ

Haider wäre 75 Jahre: Was Kickl mit ihm verbindet

Innenpolitik
23.01.2025 18:23

Am Sonntag wäre der 2008 verstorbene Jörg Haider 75 Jahre alt geworden. Sein Nachfolger Herbert Kickl dürfte nun Kanzler werden. Wegbegleiter analysieren Gemeinsamkeiten und was die beiden voneinander trennt.

Jörg Haider, einer der schillerndsten und umstrittensten Politiker der Zweiten Republik, wäre am Sonntag 75 geworden. Sein einstiger Redenschreiber Kickl schaffte das, was Haider verwehrt geblieben war: Erster mit der FPÖ bei Nationalratswahlen, die Tür zum Kanzleramt weit offen stehend. Doch was unterscheidet die beiden?

ÖVP-Grande Andreas Khol (83) gilt als Architekt von Schwarz-Blau unter Wolfgang Schüssel im Jahr 2000: „Eine Koalition war 1999 nahezu ausgeschlossen. Haider wollte eine Dritte Republik. Einhergehend mit Ablehnung der Union. Und es gab die Neigung der FPÖ, das Parlament durch Demos auf der Straße unter Druck zu setzen. Verbunden mit Deutschtümelei. Haider aber hat begonnen, seine Positionen zu revidieren.“

Er habe dem Deutschtümeln abgeschworen, sich zur parlamentarischen Demokratie und zur Union bekannt. Im Gegensatz dazu sei Kickl jemand, der auf seinen Positionen beharre.

Mit Kickl habe Haider eine „perfekte Symbiose“ gebildet, „geprägt von gegenseitigem Respekt“, sagt Stefan Petzner. (Bild: Krone KREATIV/APA/HELMUT FOHRINGER, krone.tv, APA/GEORG HOCHMUTH)
Mit Kickl habe Haider eine „perfekte Symbiose“ gebildet, „geprägt von gegenseitigem Respekt“, sagt Stefan Petzner.

„Keine Spritze war ihm zu weit weg“
„Haider war sehr klug. Er wusste, wenn die Volkspartei Partner sein soll, muss er sie pflegen, nicht prügeln. Er hat schon vor der Wahl die aggressiven Töne eingestellt und danach versöhnliche Töne angeschlagen.“ Haider sei zudem sehr kommunikativ gewesen, staatsmännisch, umfassend gebildet. Und volksnah. Khol: „Wir waren in Ossiach auf Urlaub. Besuchten das neue Feuerwehrhaus. Wer begrüßt mich dort? Der Landeshauptmann Haider. Keine Spritze war ihm zu weit weg.“ Auch sei der Medienstar international bestens vernetzt gewesen – davon zeugen allerdings auch aufsehenerregende Kontakte etwa zu den Diktatoren Muammar al-Gaddafi und Saddam Hussein.

Haider „hat viel Zuneigung gegeben, wollte die aber auch zurückhaben“
Kickl sei ein anderer Typ. Er meide die Öffentlichkeit und die Medien. „Er ist eher zurückgezogen, der Jörg indes war jemand, der immer gern und täglich bei den Menschen war. Das sieht man heute generell bei keinem Politiker“, sagt Wegbegleiter Gerhard Dörfler (69), von 2008 bis 2013 selbst Kärntner Landeshauptmann. Haider, so Dörfler, wollte geliebt werden, „er hat viel Zuneigung gegeben, wollte die aber auch zurückhaben“.

Muammar Gaddafi, Jorg Haider und Hubert Gorbach am 18. April 2004, im Rahmen eines Treffens in Tripolis (Bild: APA/GERT EGGENBERGER)
Muammar Gaddafi, Jorg Haider und Hubert Gorbach am 18. April 2004, im Rahmen eines Treffens in Tripolis
Gaddafis Sohn Saif besuchte ihn sogar am Wörthersee (Bild von 2004) (Bild: AP)
Gaddafis Sohn Saif besuchte ihn sogar am Wörthersee (Bild von 2004)

Was Haider und Kickl eine, sei die Sportbegeisterung. Beide sehr gute Bergsteiger. Für FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer war Haider ein Volkstribun, Wegbereiter des Typus charismatischer Parteiführer, seiner Zeit voraus. So sieht das auch Stefan Petzner (44), ehemaliger Pressesprecher und „Lebensmensch“.

„Haider und Kickl verband ein Höchstlevel an Können und Intellekt. Zusammen bildeten sie eine perfekte Wahlkampf-Symbiose. Was Kickl bastelte, brachte Haider unters Volk. Was bei Jörg Gold war, bekam Herbert: Seinen Respekt.“ Es kam dennoch zur Trennung und Abspaltung (Haider mit dem BZÖ). Kurz vor Haiders Tod gab es die Versöhnung. „Das war sehr wichtig für alle“, sagt Kommunikationsprofi Petzner, der Haider und Kickl mit 19 kennenlernte. Für ihn steht fest: „Würde Haider heute von einer Wolke herabblicken, so wäre er stolz auf das, was Kickl erreicht hat.“

Spektakuläres Ende
Fest steht aber auch: Der talentierte Rechtspopulist und Menschenfänger Jörg Haider galt auch als Spalter und Zyniker, der mit Stimmungen zu spielen wusste und diese benutzte. Und sein Unfalltod 2008 erzeugte nicht nur Mythos und Verklärung, sondern verhinderte wohl auch juristische Probleme – Milliardengrab Hypo – für den Urvater der Blauen. Es war ein spektakuläres Ende eines ebensolchen Lebens. Stefan Petzner: „Er ist als noch recht junger, attraktiver Mann gegangen. Niemand konnte sich Jörg Haider alt vorstellen.“

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