Die Mozartwoche kann beginnen! Bei der Opernproduktion des Festivals im Haus für Mozart sind die Stars neben Rolando Villazón lebensgroße Puppen.
Von der Elbe an die Salzach: Mit L’Orfeo legte Komponist Claudio Monteverdi vor 400 Jahren den Grundstein für das Musiktheater, wie wir es heute kennen. 2023 nahm sich Regisseur Nikolaus Habjan in Dresden dem Werk an, das 1607 in Mantua erstmals aufgeführt wurde, und stellte dem Sängerensemble lebensgroße Puppen zur Seite. Eine Regieidee, die an der Semperoper Publikum wie Kritiker gleichermaßen begeisterte. Das war nicht der einzige Grund, warum der künstlerische Leiter der Mozartwoche Rolando Villazón, der damals die Titelpartie sang, die Produktion unbedingt zu seinem Festival holen wollte.
Als „Neuproduktion in Anlehnung an die L’Orfeo-Produktion der Semperoper“ wird die Oper von der Internationalen Stiftung Mozarteum beworben. Die Neuerungen in Salzburg sind aber vor allem der Bühnengröße und der Technik des Hauses für Mozart geschuldet. Wie Habjan schon vorab im Podcast der Stiftung Mozarteum verriet, war er mit seiner ursprünglichen Inszenierung und Bühne in Dresden nämlich recht zufrieden gewesen. So kam es, dass beispielsweise ein Stoffvorhang besorgt werden musste, da das Haus für Mozart im Gegensatz zur Semperoper einen sogenannten eisernen Vorhang besitzt, der Stoff aber eine tragende Rolle in der Inszenierung spielt. Die weiteren Neuerungen vergleicht der gebürtige Grazer Habjan mit der Arbeit an einem Anzug, den man seinem Träger maßgenau anpasst. Klein, aber mit großer Wirkung.
Zusätzlich zur Stimme eine Seele geben
Unverändert bleiben die von Habjan selbst entworfenen Puppen, die neben den Sängern die Hauptfiguren darstellen. Der größte Fan dieser mannshohen Figuren ist der Mozartwochen-Chef selbst. „Diese Puppe bringt etwas in mein Herz. Ich glaube, das springt auch auf das Publikum über und macht die Geschichte noch berührender“, so Villazón im Interview. Zwar wird sein Puppen-Alter-Ego hauptsächlich von einem professionellen Puppenspieler bewegt, doch auch der mexikanische Tenor ist an der Führung der Holzfigur beteiligt, von der er sagt, dass er ihr zusätzlich zur Stimme auch seine Seele gebe.
Noch mehr Wissen über 2000 Jahre alten Mythos
Wirklich neu an Bord ist Dirigentin Christina Pluhar. Sie bezeichnet Villazón als absolute Traumkandidatin am Pult. Beide haben bereits zusammen L’Orfeo musiziert, allerdings nie szenisch, was sozusagen noch auf Villazóns Wunschliste stand und nun Realität wird.
Die eineinhalb Jahre Orfeo-Pause zwischen Dresden und Salzburg habe er genutzt, um sich noch mehr Wissen über den gut 2000 Jahre alten Mythos und die Musik anzulesen. Die einflussreichste Literatur war dabei für ihn ein Buch von Dirigent Nikolaus Harnoncourt, der sagte, Mozart sei ohne Monteverdi nicht denkbar. „Man ist jedes Jahr ein neuer Künstler. Ich singe den Orfeo dieses Mal mit vielen neuen Erfahrungen, zum Beispiel mit den Madrigalen von Monteverdi, die ich in der Zwischenzeit gesungen habe. Das bringt neue Ebenen in die Rolle, und ich fühle mich auch sehr wohl mit der Interpretation von Christina Pluhar“, bemerkt Villazón. Er schwärmt weiter: „Ich freue mich, und ich bin so glücklich, noch einmal mit meiner Orfeo-Puppe auf der Bühne zu sein.“
Die zieht nach den drei Vorstellungen bei der Mozartwoche bei Regisseur Nikolaus Habjan ein. „Ich handhabe das mittlerweile so, dass die Puppen, nachdem die Produktion abgespielt ist, wieder in meinen Besitz übergehen, damit sie nicht in irgendeinem Fundus oder als Probenrequisite enden. Manche werden dann umgebaut, aber Orfeo sicher nicht. Ich mag ihn zu gerne, und nachdem die Oper immer weit im Voraus plant, weiß ich jetzt schon, dass er die nächsten zwei Jahre beschäftigt ist“, fügt der Puppenvater mit einem Augenzwinkern an. Larissa Schütz
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