Teil 5 unserer großen Wahlserie zum Thema Gesundheit: Dr. Marlies Wruhs leitet den dermatologischen OP-Saal in der Klinik Hietzing. Mit der „Krone“ spricht sie über den Mehrwert der Arbeit im Spital und Herausforderungen.
„Krone“: Frau Oberärztin, seit wann sind Sie in der Klinik Hietzing?
Dr. Marlies Wruhs: Ich arbeite seit 2009 als Ärztin im Krankenhaus. Schon während meines Studiums habe ich im Operationssaal mitgearbeitet, was meine Leidenschaft für die Chirurgie weckte. Derzeit leite ich den dermatologischen Operationssaal der Klinik Hietzing, wo wir uns vor allem auf Hauttumoroperationen (schwarzer/weißer Hautkrebs) spezialisiert haben.
Was hat Sie an der Dermatologie besonders fasziniert?
Die Dermatologie ist ein sehr vielfältiges Fach. Die Bandbreite und die schnellen diagnostischen Ergebnisse machen das Fach für mich besonders reizvoll.
War klar, dass Sie in Wien bleiben wollten, oder war der Weg ins Ausland eine Option?
Ich habe in Wien schnell eine Stelle gefunden. Ich hatte Glück. Studienabsolventen vor mir mussten noch mit dem Taxi fahren, weil sie keine Anstellung fanden.
Wie haben sich die Arbeitsbedingungen in den vergangenen Jahren verändert?
Die Arbeitszeiten haben sich deutlich verbessert. Früher waren lange Dienste von bis zu 36 Stunden ohne Ruhepausen üblich. Das neue Arbeitszeitgesetz hat die Lebensqualität für Spitalsärzte gesteigert. Dennoch bleibt die Arbeit im Krankenhaus herausfordernd, besonders in der Nacht- und Wochenendversorgung.
Eine aktuelle Diskussion betrifft die Einschränkung der Wahlarzttätigkeit von Spitalsärzten. Ihr Zugang?
Ich halte von solchen Einschränkungen nichts. Wahlarzttätigkeiten ermöglichen es, bestimmte Lücken zu schließen, die durch die Spitalstätigkeit alleine nicht gedeckt werden. Eine Abschaffung würde viele Spitalsärzte dazu bewegen, das Krankenhaus zu verlassen, was den Ärztemangel weiter verschärfen würde. Hier sollte man stattdessen nach Lösungen suchen, die den Beruf attraktiver machen, etwa durch flexiblere Arbeitszeitmodelle oder bessere Zusatzleistungen. Das betrifft auch einen gut ausgebauten niedergelassenen Kassenbereich. Dieser muss ebenfalls deutlich attraktiver werden.
Wer rein finanzielle Ziele verfolgt, findet womöglich woanders lukrativere Möglichkeiten.
Oberärztin Marlies Wruhs
Bild: Zwefo
Was sind die größten Herausforderungen im Alltag?
Neben den bürokratischen Mehraufgaben ist die zunehmende Ungeduld vieler Patienten spürbar. Viele erwarten schnelle Termine oder gehen bei kleineren Anliegen direkt ins Krankenhaus, was den Notdienst belastet. Hier wäre eine bessere Organisation im niedergelassenen Bereich wünschenswert.
Würden Sie jungen Menschen raten, eine Karriere im Spital einzuschlagen?
Absolut, wenn die Motivation darin liegt, Menschen zu helfen und in einem interdisziplinären Team zu arbeiten. Der Spitalsbetrieb bietet eine breite Vielfalt an Patienten und Aufgaben, was die Arbeit spannend macht. Wer jedoch rein finanzielle Ziele verfolgt, findet womöglich woanders lukrativere Möglichkeiten.
Welche Ideen hätten Sie gegen den Ärztemangel?
Den Arztberuf im öffentlichen Gesundheitswesen attraktiver gestalten. Verbesserungspotenzial sehe ich hier durch eine Reduzierung der Bürokratie, flexiblere Arbeitszeiten und mehr Zeit für den Patienten. In manchen Fachrichtungen könnte man sich auch überlegen nach der Ausbildung mehr Zeit im Spital zu verbringen.
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