Seit Wochen ranken sich die Gerüchte über einen möglichen Rückzug von Stefan Pierer beim in die Pleite geschlitterten Motorradhersteller KTM. Seit Donnerstagabend ist klar: Im Kampf um die Sanierung des Unternehmens tritt der Eigentümer in die zweite Reihe. „Die Entscheidung, das Steuer zu übergeben, war keine leichte“, sagt Pierer. Neuer Vorstandschef ist Gottfried Neumeister.
Knalleffekt knapp 14 Stunden vor den Prüfungstagsatzungen in der KTM-Insolvenz. In einer Presseaussendung gab die Pierer Mobility AG bekannt, dass Eigentümer Stefan Pierer (68) den Chefsessel räumt. Neuer Boss des Unternehmens in Mattighofen (Oberösterreich) ist Gottfried Neumeister (47). Man nennt die Rochade Generationswechsel.
„Erbe bewahren, neue Wege gehen“
Neumeister, der erst mit September 2024 ins Unternehmen eingetreten war, übernimmt zeitnah den Vorstandsvorsitz in der Pierer Mobility AG und in der KTM AG, Pierer wird ihn durch den Sanierungsprozess als Co-Geschäftsführer begleiten, heißt es. „Stefan Pierer hat ein einzigartiges Unternehmen geschaffen, das die Leidenschaft und den Pioniergeist aller Mitarbeiter widerspiegelt. Ich sehe es als meine Aufgabe, dieses Erbe zu bewahren und gleichzeitig neue Wege zu gehen“, betont Neumeister.
In den letzten Wochen hatte Pierer viel Häme und Kritik abbekommen. Immer wieder war zu hören, dass vor allem Banken und Finanzinstitute einen Rückzug des Eigentümers zur Bedingung machten, um die Sanierung zu unterstützen. Regelrecht unbelastet, weil neu, trat Neumeister auf: Der Ex-Do&Co-Vorstand war auch als Vertreter von KTM beim ersten Gerichtstermin in den Sanierungsverfahren am 20. Dezember dabei, stand dort den Medien Rede und Antwort.
KTM war für mich stets mehr als ein Unternehmen – es war und ist eine Leidenschaft, eine Mission und eine Familie. Die Entscheidung, das Steuer zu übergeben, war keine leichte. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gottfried Neumeister die richtige Wahl ist, um KTM in die Zukunft zu führen.
Stefan Pierer
Umsatz sank auf 1,9 Milliarden Euro
Parallel zum Wechsel an der Unternehmensspitze informierte die Pierer Mobility AG am Donnerstagabend auch über die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. So sank der Umsatz 2024 auf 1,9 Milliarden Euro (2023: 2,66 Milliarden Euro). An die Händler waren 292.497 Motorräder abgesetzt worden – das bedeutete einen Rückgang von 21 Prozent im Vergleich zu 2023. Das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit vor Abschreibungen wird sich auf minus 300 Millionen Euro belaufen – mindestens. Denn: Notwendige Wertberichtigungen im Rahmen des Sanierungsverfahrens sind hier noch gar nicht berücksichtigt.
1800 Mitarbeiter mussten seit Anfang 2024 gehen
Seit Anfang 2024 wurden mehr als 1800 Mitarbeiter abgebaut, allein im Sanierungsverfahren waren es rund 520 Beschäftigte, die gehen mussten. In Bezug auf den Abbau des Lagerbestands lässt die Pierer Mobility AG wissen, dass dieser voll im Gange ist. Die Endkundennachfrage sei anhaltend stark, wird betont.
Finanzierung der Sanierungsquote scheint gesichert
Mit Blick auf den Kampf um die Rettung des Unternehmens bestätigte Pierer Mobility, dass mehrere Finanzierungsangebote eingelangt sind. Diese seien bereit, Kapital entweder der Pierer Mobility oder der KTM AG zuzuschießen. Die Gesellschaft wird mit den Investoren, die Angebote eingereicht haben, Gespräche aufnehmen, heißt es. Mit den Mitteln kann die 30-Prozent-Quote in den Sanierungsplänen der KTM AG, der KTM Components GmbH und der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH finanziert werden. Bedeutet: An die 570 Millionen Euro dürfte man damit gesichert haben.
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