„Schattenchef, Farce“

So denkt man über Pierers Rückzug von KTM-Spitze

Oberösterreich
24.01.2025 12:15

Es ist der Knalleffekt, während der Kampf um den in die Pleite geschlitterten Motorradhersteller tobt: Eigentümer Stefan Pierer verlässt den Chefsessel der Pierer Mobility AG und der KTM AG und tritt in die zweite Reihe. Neuer Boss ist Gottfried Neumeister. Das denken Politik, Anlegervertreter, Insolvenzexperten und die Leser von krone.at über den Schritt.

„KTM war für mich stets mehr als ein Unternehmen“, ließ Stefan Pierer wissen, nachdem bekannt war: Der Eigentümer des in die Pleite geschlitterten Motorradherstellers verlässt den Chefsessel der KTM AG und der Pierer Mobility AG, tritt in die zweite Reihe zurück und wird Co-Geschäftsführer. Damit steht Gottfried Neumeister, der seit September als Co-Geschäftsführer agiert hatte, an der Unternehmensspitze.

„Übergabe zeugt von großem Verantwortungsbewusstsein“
Der Abgang von Pierer, der KTM bei Insolvenzeröffnung noch als sein Lebenswerk bezeichnet hatte, um das er kämpfen will, lässt die wenigsten kalt. „Stefan Pierer tut jetzt alles, um eine erfolgreiche Sanierung zu ermöglichen, insofern zeugt auch die Übergabe der Führung von großem Verantwortungsbewusstsein“, meint Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. „Ich hab‘ schon letztes Jahr Gerüchte gehört, dass er sich zurückziehen will. Für mich kommt der Schritt wenig überraschend“, sagt Michael Seemayer, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft PRO-GE. Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, meint: „Der teilweise Rückzug und die Neuaufstellung können nur der Anfang sein, um den Standort und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten.“

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Stefan Pierer ist im Prinzip das Gesicht der Insolvenz. In der Wirtschaft ist Vertrauen ganz wichtig. Wenn man hier neue Ansprechpartner hat, kann dementsprechend das Vertrauen aufgebaut werden.

Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz beim KSV1870 

Auch wenn das Unternehmen die Rochade an der Spitze als „Generationswechsel“ tituliert, dürfte auch der Druck der Banken und Finanzinstitute mitgewirkt haben, dass sich Pierer genau jetzt zurückzieht. „Gläubigerbanken verlangen regelmäßig, dass die Insolvenzverantwortlichen ihren Posten räumen. Ob ihnen ein halber Rück-Seit-zug in Form des Kürzels Co vor CEO ausreicht, ist offen“, sagt Florian Beckermann vom Interessensverband für Anleger in Wien, „für Gottfried Neumeister ist ein Schattenchef jedenfalls schwierig“.

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Herr Neumeister ist jetzt in die erste Reihe getreten und Herr Pierer in die zweite. Das ist eine Etappe in einer Stabübergabe. Ich gehe davon aus, dass sich Herr Pierer mittel- bis langfristig überhaupt zurückziehen wird.

Peter Vogl, Sanierungsverwalter der KTM AG

„Bin stolz darauf, dass ich sein Erbe fortsetzen darf“
Auch auf krone.at wird der Schritt von Pierer, die Verantwortung in die Hände des ehemaligen Do&Co-Vorstands zu geben, heiß diskutiert. „Soviel zu seinem Lebenswerk“, schreibt einer. „Zum Schämen“ und „echt lächerlich“ kommentieren andere den Chefwechsel bei KTM, der schon länger geplant gewesen war, wie Neumeister am Freitag untermauerte: „Es war schon im letzten Sommer ausgemacht, dass ich zunächst als Co-CEO beginne. Ich bin stolz darauf, dass ich sein Erbe fortsetzen darf. Ich werde das sicher mit Vorsicht machen, aber man muss auch mutige neue Schritte machen.“

Auf krone.at kann sich ein User Stefan Pierer in der zweiten Reihe nicht vorstellen: „Egal wer jetzt die Geschäfte macht, Pierer ist immer noch Eigentümer und sogar noch Co-Geschäftsführer.“ In diesem Zusammenhang fällt auch das Wort „Farce“.

Rosenbauer-Einstieg hinterlässt fahlen Beigeschmack
Überraschend sei der Schritt nicht, meint einer: „Jeder hat das kommen sehen. Jemand, der dermaßen den Fokus verloren hat, und dieses Unternehmen binnen weniger Jahre so in den Abgrund reißt, darf nicht an der Spitze bleiben.“ Mit Blick auf den Einstieg des Robau-Konsortiums rund um Stefan Pierer, Mark Mateschitz und zwei Gesellschaften der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich meint einer: „Andernorts Investitionen tätigen wollen und die eigene Firma in die Insolvenz führen. Tolles Konzept.“

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