Die Justizanstalt - die für 921 Insassen konzipierte Einrichtung ist das größte Gefängnis des Landes - habe den Vorfall, der durch einen Bericht in der aktuellen Ausgabe des "Falter" öffentlich bekannt wurde, am darauffolgenden Tag bei der Staatsanwaltschaft angezeigt und die mutmaßlichen Täter verlegt, sagte Timm. Das Ermittlungsverfahren gegen die Beschuldigten sei noch nicht abgeschlossen. Der 14-Jährige, der mittlerweile wieder auf freiem Fuß ist, werde demnach nachbetreut und befinde sich in psychotherapeutischer Behandlung.
Richter: "Es kommt im häufiger zu sexuellen Übergriffen"
"Im Unterschied zu früher kommt es im Jugendgefängnis häufiger zu sexuellen Übergriffen. Jeder in unserer Abteilung bekommt einmal im Jahr so einen Fall", hielt Norbert Gerstberger, Jugendrichter am Wiener Straflandesgericht, zur grundsätzlichen Problematik fest.
Für Gerstberger hängt das mit der Auflassung des Jugendgerichtshofs zusammen, der unter dem damaligen Justizminister Dieter Böhmdorfer ins Wiener Straflandesgericht integriert wurde: "Die räumlichen Verhältnisse sind hier beengter, Vorgänge in den Hafträumen schwerer kontrollierbar."
Vollzugsdirektion: "Übergriffe nicht auf der Tagesordnung"
Die Vollzugsdirektion wies das zurück. Die Infrastruktur für Jugendliche sei in der Justizanstalt Wien-Josefstadt deutlich besser und zeitgemäßer als seinerzeit im Jugendgerichtshof. Misshandlungen und Übergriffe stünden "nicht auf der Tagesordnung", versicherte Timm.
Der letzte gravierende Zwischenfall sei vor eineinhalb Jahren passiert: "Wir haben nach diesem Vorfall eine vierseitige Richtlinie erarbeitet, um Mindeststandards im Betrieb garantieren zu können. Wir bemühen uns nach allen Regeln der Kunst, solche Übergriffe zu verhindern. Jeder einzelne Fall ist einer zu viel, aber wir werden solche Einzelfälle trotz intensivster Bemühungen in der Zukunft wahrscheinlich nicht verhindern können."
Strafvollzug kann Häftlinge "nicht zu Sängerknaben erziehen"
In Hafträumen angehaltene Personen würden eine "Zwangsgemeinschaft" bilden, führte der stellvertretende Vollzugsdirektor weiter aus. Oft handle es sich dabei um sozial randständige, verhaltensauffällige Menschen: "Wir als Strafvollzug werden diese nicht durch Zwangsmaßnahmen zu Sängerknaben erziehen können."
Jugendrichterin bezeichnet Haftbedingungen als "Folter"
Die Darstellung der Wiener Jugendrichterin Beate Matschnig, die im "Falter" die Haftbedingungen für Jugendliche im Grauen Haus "Folter" nennt, wies Timm scharf zurück. Auch Matschnigs Behauptung, die Zellen für Jugendliche würden von Freitag, 15 Uhr, bis Montag, 8 Uhr, geschlossen bleiben, treffe nicht zu. An den Wochenenden blieben die Zellen bis 19 Uhr und dann wieder ab 7 Uhr geöffnet.
Grüne planen parlamentarische Anfrage an Justizministerin
Der Justizsprecher der Grünen, Albert Steinhauser, forderte per Presseaussendung "eine umfassende Aufklärung über die Situation im Jugendstrafvollzug in der Josefstadt" und kündigte eine parlamentarische Anfrage an Justizministerin Beatrix Karl an. Die Justizanstalt habe durchaus engagierte Beamte, "ist aber schlicht baulich und ressourcenmäßig für den Jugendvollzug nicht gerüstet", meinte Steinhauser.
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