Abgründig und zum Schreien lustig: Der Schweizer Regisseur Basil Zecchinel inszeniert Nora Abdel-Maksouds Komödie „Rabatt“ auf der Schaubühne des Grazer Schauspielhauses mit einem Spitzenensemble und Marlene Hauser in der Hauptrolle.
Geld oder Moral? Journalistin Dena Grigorova muss nicht lange nachdenken. Sie kassiert durch Shitstorms und Kolumnen über „linken Faschismus“. Doch als ein Essenslieferant in ihrem Altbau zusammenklappt und stirbt, begegnet sie einem skurrilen Mafiosi-Duo, das eine Diskonter-Bestattung betreibt. So weit, so absurd: Die Münchner Autorin Nora Abdel-Maksoud hat mit „Rabatt“ eine Slapstick-Komödie über Klassismus geschrieben, die an die Schmerzgrenze geht.
Das Ensemble spricht nicht nur, wie es im Text steht, schönstes Denglisch, sondern auch Steirisch. Die Darsteller tanzen, spucken auf das anonyme Massengrab jener, die sich nicht einmal einen Grabstein leisten können, zielen mit Glocks aufeinander: Ja, die Abgründe sind tief, und der Witz erlaubt, dass man direkt in sie hineinblickt. Höchstens ansatzweise moralisierend bricht das Stück die großen Monologe immer im richtigen Moment.
Some wanted to selbstverwirklichen themselves, I wanted money.
Dena Grigorova in „Rabatt“
Regisseur Basil Zecchinel, der zum zweiten Mal in Graz inszeniert, kehrt die übertriebene Oberflächlichkeit der Figuren hervor und holt sie auch örtlich in die steirische Hauptstadt. Die Charaktere sind so hohl wie die Bühne von Lea Burkhalter, die einer Sitcom-Kulisse nachempfunden ist.
Die Haarpracht hat Superkräfte
Die Perücken haben Superkräfte: Mit seiner schwarzen Vokuhila-Matte am Kopf verwandelt sich Oliver Chomik zu einer bitterbösen Witzfigur aus einem 80er-Jahre-Action-Streifen zwischen Arnie Schwarzenegger und John Travolta in „Pulp Fiction“ – ein Spektakel. Sein comic-hafter Mafiosi-Zwilling ist mit Rudi Widerhofer perfekt besetzt.
Marlene Hauser ist mit roter Perücke ein selbstbewusstes Biest, von dem ohne der Haarpracht nur noch ein Häufchen Elend übrig ist – in diesem bitteren Moment bebt ihre Lippe, ihre Augen tränen. Otiti Engelhardt liefert als Assistentin Luigi verlässlich ihre Pointen. Und Florian Marius Kager als Geist des Lieferando-Fahrers glitzert als das soziale Gewissen über die Bühne. Das sollte man nicht verpassen!
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