Reaktion auf Umfrage

Verschlechterungen bei Kinderbildung drohen

Vorarlberg
27.01.2025 06:15

Eine aktuelle Umfrage der AK Vorarlberg wirft ein alarmierendes Licht auf die Arbeitsbedingungen in Vorarlbergs Kindergärten. Die Politik stellt die Ergebnisse in Frage.

„Ich denke mittlerweile täglich über einen Berufswechsel nach, weil ich meine Arbeit mit den Kindern gut machen möchte und so, dass ich dahinterstehen kann. Bei den aktuellen Rahmenbedingungen kann ich das aber nicht!“, schrieb eine Beschäftigte im Rahmen der aktuellen AK-Umfrage. Eine andere: „Ich brenne für diesen Beruf. Aber die Rahmenbedingungen und das neue Gesetz machen die Ausübung unmöglich.“ Der Leidensdruck ist offensichtlich hoch, zum Teil stehen die Beschäftigten kurz vor der Resignation: „Es nervt mich, dass von den Verantwortlichen immer nur zu hören ist: ,Alles bestens, nur ein paar Personalprobleme.’ Warum hört man uns nicht zu?“ war da auch zu lesen.

Das könnte sich nun aber ändern. Die Ergebnisse der Umfrage wurden nun präsentiert. 1300 Beschäftigte – ein Drittel des Personals in den Kindergärten – haben daran teilgenommen. Fast drei Viertel der Befragten gaben an, aufgrund der Rahmenbedingungen nur eingeschränkt auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Mehr als die Hälfte sieht den Bildungsauftrag als nicht oder nur teilweise erfüllt an, und jede dritte befragte Person klagt darüber, die Aufsichtspflicht nur schwer erfüllen zu können.

Besonders alarmierend ist auch: Rund 70 Prozent des Personals fühlt sich regelmäßig erschöpft, und fast ebenso viele denken regelmäßig an einen Berufswechsel. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen ein klares, ehrliches und sehr realistisches Bild der aktuellen Situation in den Vorarlberger Kindergärten und Kleinkindeinrichtungen“, sieht Christina Perterer, Fachbereichsleiterin bei der Gewerkschaft younion, ein deutliches Abbild der Realität in den Umfrageergebnissen. „Erschreckend bzw. alarmierend ist die Tatsache, dass der Negativ-Trend der Unzufriedenheit beim Personal schon seit langem anhält und kaum Besserung in Sicht ist. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um gerade bestehendes Personal besser in der täglichen Arbeit zu unterstützen und zu entlasten.“

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Die Umfrage gibt wertvolle Impulse, weist jedoch in manchen Bereichen methodische Unschärfen auf.

Landesrätin Barbara Schöbi-Fink

Die ersten Bildungseinrichtungen
Besonders auch Eltern sollte es nachdenklich stimmen, dass Aufsichtspflichten und Bildungsauftrag wegen zu großen Gruppen und Personalknappheit nicht vollumfänglich erfüllt werden können. „Die Pädagogen und Assistenten finden sich hauptsächlich in einer Betreuerrolle der Kinder wieder.“ Der Kindergarten sei eine der ersten Bildungseinrichtungen „und muss auch als solcher wieder wahrgenommen und wertgeschätzt werden.“ Gerade im Bereich Inklusion würde es massiv an speziell ausgebildeten Sonderpädagogen mangeln.

Landesrätin Barbara Schöbi-Fink verwies in einer Stellungnahme auf die bereits umgesetzten Maßnahmen und zeigte sich kritisch gegenüber einigen Schlussfolgerungen der Umfrage. Laut Schöbi-Fink seien die Gruppengrößen und der Betreuungsschlüssel in Vorarlberg im Bundesländervergleich sehr gut bzw. deutlich besser als die Mindestvorgaben. „Die Umfrage gibt wertvolle Impulse, weist jedoch in manchen Bereichen methodische Unschärfen auf“, erklärte Schöbi-Fink – etwa bei den fast 70 Prozent, die über einen Jobwechsel nachdenken. Hier neben den Antworten „Sehr häufig“ und „Häufig“ auch „manchmal“ als Teil der Kategorie „regelmäßig“ zu interpretieren, sei „fraglich und nicht nachvollziehbar“.

Wenig befriedigend
Sie betonte weiters Verbesserungen wie die Übernahme des Schulgeldes für die Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik und die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze etwa mit dem Tageskolleg am BORG Lauterach. Für die Gewerkschaft jedoch wenig befriedigend: „Leider sind die Reaktionen der Politik sehr zurückhaltend“, bedauert Perterer. Sie würde sich Maßnahmen wünschen, die rasch zu einer Entlastung des Personals führen und zu einer stärkeren Fokussierung auf die Bildung.

Neben der Forcierung einer Ausbildungsoffensive mit finanziellen Anreizen fordert die younion einen Masterplan für die Verkleinerung der Gruppengrößen und einen besseren Betreuungsschlüssel. Außerdem müsse das Personal durch administrative Kräfte entlastet werden.

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Die Ergebnisse der Umfrage zeigen ein klares, ehrliches und realistisches Bild der aktuellen Situation in den Kindergärten und Kleinkindeinrichtungen.

Christina Perterer, Fachbereichsleiterin bei der Gewerkschaft younion

Die Mittel dafür müsse das Land den Gemeinden zur Verfügung stellen, forderte die AK. Perterer führte zudem an, dass es mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung brauche. Die Umfrageergebnisse machen deutlich, dass das System der Elementarpädagogik in Vorarlberg an einem Wendepunkt steht. Ohne entschlossenes Handeln drohen Beschäftigte das Handtuch zu werfen, die Bildungsqualität würde sich weiter verschlechtern. Jetzt liegt es an der Politik, die Weichen für eine nachhaltige Veränderung zu stellen.

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