Klostertaler Alpen

Sehnsuchtsort und zweite Heimat in den Bergen

Vorarlberg
27.01.2025 14:25

Anna Engstler und Mathias Klocker haben alle 17 Alpen des Klostertals erwandert. Sie wollten der Frage auf den Grund gehen, was Menschen dazu antreibt, ihre Sommer mit dem Vieh in den Bergen zu verbringen.

Es gibt Orte, die mehr sind als ein geografischer Punkt auf der Landkarte – sie sind ein Gefühl, ein Refugium, ein Zuhause auf Zeit. Für viele Älpler, die den Sommer in den heimischen Bergen verbringen, wird dieser Ort zu einer zweiten Heimat. Mit dem Viehauftrieb beginnt nicht nur ein arbeitsreicher, sondern auch ein zutiefst erfüllender Lebensabschnitt für diese Frauen und Männer. Die meisten von ihnen nehmen im Herbst nur schwer Abschied vom Leben in den Bergen und verbringen den Winter in Vorfreude auf den nächsten Alpsommer.

Anna Engstler und Mathias Klocker haben in der vergangenen Saison alle 17 Alpen des Klostertals erwandert, Gespräche mit den Personen dort geführt und ihnen bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Ergebnis ist ein Buch mit dem Titel „Zweite Heimat – Alpen im Klostertal“, das Ende des vergangenen Jahres erschienen ist. In ihren dokumentarischen Texten verzichtet Anna, die selbst aus dem Klostertal stammt, auf romantisierende Verklärungen und präsentiert stattdessen ein ehrliches Porträt des Älplerlebens, das durch Mundart-Zitate der jeweiligen Personen noch hervorgehoben wird. Begleitet werden die Texte von den ausdrucksstarken Fotografien von Mathias.

Traumhafte Ausblicke – zumindest bei guter Witterung. (Bild: Mathias Klocker)
Traumhafte Ausblicke – zumindest bei guter Witterung.

Das arbeitsreiche Leben in den Bergen
Mit einem geschulten Auge für besondere Momentaufnahmen fängt er den Alltag auf der Alpe ein. „Alle beteiligten Personen sind uns sehr aufgeschlossen begegnet und haben tiefe Einblicke in ihren Alltag gewährt. Sie alle verbindet die Leidenschaft und der Mut für das arbeitsreiche Leben in den Bergen“, berichtet Anna.

Und dieses ist geprägt vom Rhythmus der Natur: Der Tag beginnt, wenn die Sonne ihre ersten Strahlen über die Gipfel schickt und endet, wenn das Vieh abends versorgt ist. Deutlich wird aus den Texten und Fotos im Buch zudem, welch erheblichen Einfluss das Wetter in der hochalpinen Landschaft hat – vorzeitiger Schneefall, tagelanger Regen oder Nebel erfordern Flexibilität, Ausdauer und vorausschauendes Handeln. Notwendige Arbeiten können trotz schlechter Witterung nicht aufgeschoben werden, manchmal muss ein Alpsommer aufgrund widriger Verhältnisse auch früher als ursprünglich geplant beendet werden. Zur Sicherheit für Mensch und Vieh.

Das Vieh und der Tages-Nacht-Rhythmus bestimmt den Tagesablauf auf der Alpe. (Bild: Mathias Klocker)
Das Vieh und der Tages-Nacht-Rhythmus bestimmt den Tagesablauf auf der Alpe.

Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Vorarlberg kümmern sich jede Saison landesweit rund 1000 Älplerinnen und Älpler um die ihnen anvertrauten Tiere. Die Alpwirtschaft ist ein prägendes Element der heimischen Kulturlandschaft und ein wichtiges wirtschaftliches Standbein in der Region. Mathias Klocker ist seit seiner Kindheit regelmäßig auf der Alpe Lindenbach in Dornbirn, die von seiner Familie bewirtschaftet wird. Anna Engstler ist ausgebildete Wanderführerin. Beide arbeiten hauptberuflich im Tourismus. Sich eingehender mit dem Thema „Alpe“ zu befassen war also naheliegend. Gemeinsam gingen sie der Frage auf den Grund, was Menschen dazu bewegt, ihre Sommer mit dem Vieh in den Bergen zu verbringen.

Daten & Fakten

Anna Engstler und Mathias Klocker haben im vergangenen Sommer an 17 Tagen alle 17 Alpen des Klostertals und deren Bewohner besucht. Aus diesen Begegnungen entstand das Buch „Zweite Heimat – Alpen im Klostertal“ (ISBN 978-3-200-10120-3), zu kaufen u.a. unter im onlineshop des Museumsvereins Klostertal, unter www.annawandert.at, in den Buchhandlungen Tyrolia, Das Buch sowie im Pulverturm

„Fasziniert hat uns die tiefe Verbundenheit der verschiedenen Personen zu den Tieren und ihrer jeweiligen Alpe, unabhängig von Alter oder persönlicher Biografie“, berichtet Anna. Die traditionelle Dreistufenwirtschaft (Tal – Maisäß – Alpe) hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Bedingt durch die verkehrstechnische Erschließung erfolgt eine Maisäßbewirtschaftung heutzutage vielerorts vom Tal aus. Und dennoch ist die Alpe ein Ort geblieben, an dem die Uhren, wenn nicht langsamer, dann zumindest anders ticken.

Das Leben in den Bergen unterscheidet sich immer noch von jenem im Tal. Der Tagesrhythmus wird wesentlich vom Vieh und den Elementen beeinflusst und ist daher näher an der Natur als an der Zivilisation. Allen Älplern, die im Buch zu Wort vorkommen, ist gemein, dass sie genau das schätzen und dass ihnen der arbeitsreiche Sommer auch ein Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmtheit vermittelt. Für sie ist die Alpe weit mehr als ein saisonaler Arbeitsplatz – sie ist Sehnsuchtsort und zweite Heimat zugleich.

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