(Bild: KMM)

Weltwirtschaftskrise

Was es bedeutete, im Jahr 1929 arbeitslos zu sein

Börsenkrach, eine Wirtschaft, die nicht anspringt, Bankenkrise und Massenarbeitslosigkeit: Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise von 1929 führten in Österreich zu Elendsbehausungen und Suppenküchen als letzte Überlebenschance für die vielen „Ausgesteuerten“.

Die große Weltwirtschaftskrise begann am 24. Oktober 1929 mit dem „schwarzen Donnerstag“ – dem folgenreichsten Börsenkrach der Geschichte, dessen Auswirkungen, mit einiger Verspätung, auch in Österreich nachhaltig zu spüren waren. Sie trafen hierzulande auf eine Wirtschaft, die sich seit dem Ersten Weltkrieg nie mehr wirklich erholt hatte.

So erreichte etwa die österreichische Industrieproduktion im Jahr 1933 nur 60 Prozent ihres Vorkriegswertes. Die Aufträge waren zurückgegangen, die Produktionskapazitäten konnten während der gesamten Dauer der Ersten Republik nicht ausgelastet werden. Auch in anderen Branchen, vor allem der Baubranche und der Investitionsgüterindustrie, wurden die Vorkriegswerte nicht mehr erreicht, obwohl manche Branchen, wie die Holzverarbeitung, die Papierindustrie oder die chemische Industrie durchaus Erfolge vorweisen konnten.

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 Sie haben den Ihnen statuarisch zustehenden Anspruch auf Bezug des Krankengeldes erschöpft und sind somit von einem weiteren Bezug ausgesteuert. 

So wurde den Beziehern von Arbeitslosen- und Notstandshilfe mitgeteilt, dass sie nun keinerlei Unterstützung mehr erhielten und nicht mehr krankenversichert waren.

Massenandrang in der Arbeitslosenunterstützungsstelle in Steyr. Die Industriestadt wurde in Zeitungen das „Armenhaus Europas“ genannt. (Bild: APA-PictureDesk/Rübelt, Lothar / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com)
Massenandrang in der Arbeitslosenunterstützungsstelle in Steyr. Die Industriestadt wurde in Zeitungen das „Armenhaus Europas“ genannt.

Zur Wirtschaftskrise kam noch eine Bankenkrise dazu
Verstärkt wurde die schlechte wirtschaftliche Lage noch durch eine veritable österreichische Bankenkrise im Jahr 1931: Die Creditanstalt geriet ins Straucheln. Das war insofern ein Politikum, als die Creditanstalt auf direktem und indirektem Weg bei ihrem Kollaps die Hälfte der Industriebetriebe mit in den Abgrund riss.

Die Creditanstalt musste schließlich Verluste von knapp einer Milliarde Schilling zugeben, gleichzeitig war sie aber „too big to fail“. Fazit: Der Staat musste mehr als 800 Millionen Schilling zu ihrer Rettung zur Verfügung stellen. Zusätzlich führte die Creditanstalt-Krise zu einer massiven Kapitalflucht.

Eine Ausspeisung für Arbeitslose (Bild: APA-PictureDesk/Rübelt, Lothar / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com)
Eine Ausspeisung für Arbeitslose

All diese Faktoren hatten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. 1932 wurden bereits 470.000 Arbeitslose gezählt, im Jahr 1933 war bereits ein Drittel aller Erwerbspersonen arbeitslos, Ende 1934 waren es 38, 5 Prozent oder etwa 770.000 Personen. Statistisch schwierig zu erfassen, waren jene Personen, die den Arbeitsmarkt bereits seit langem verlassen hatten und einen Wiedereintritt nicht mehr schafften, sowie die zahlreichen Jugendlichen, die erst gar keine Chance erhielten, in den Arbeitsmarkt einzutreten.

Es war genau aufgelistet, wer wie viel Unterstützung bekam
Wer arbeitslos war, konnte mit einer Arbeitslosenunterstützung für die Dauer von maximal 20 Wochen rechnen, danach noch mit einer befristeten Notstandsunterstützung. Die Tabellen der Notstandshilfe listeten genau auf, wie viel – beziehungsweise wie wenig – jeder Unterstützungsbedürftige bekam: 3,50 Schilling pro Tag gab es für einen Arbeitslosen, der eine Familie mit mehr als drei Kindern zu versorgen hatte. 2,10 Schilling täglich betrug die Notstandshilfe pro Person in der niedersten der insgesamt 10 Lohnklasse. Ein Lehrling, der in der ersten Lohnklasse eingestuft war, erhielt 48 Groschen pro Tag.

Elendsbehausungen, wie diese in Wien, schossen während der Wirtschaftskrise in den großen Städten aus dem Boden. (Bild: APA-PictureDesk/Hilscher, Albert / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com)
Elendsbehausungen, wie diese in Wien, schossen während der Wirtschaftskrise in den großen Städten aus dem Boden.

Langzeitarbeitslose fielen nach Ablauf der Arbeitslosenunterstützung und der befristeten Notstandsunterstützung aus dem sozialen Netz. Sie galten als „ausgesteuert“ und konnten ab jetzt nur noch auf öffentliche Fürsorge und private Wohltätigkeit hoffen.

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