Blutige Gewaltexzesse
Gnadenlose Rache: Dutzende Assad-Schergen ermordet
In Syrien geht das Blutvergießen fast zwei Monate nach dem Sturz des Assad-Regimes weiter. Die Motive für immer neue Gewalttaten sind vor allem Rache und Vergeltung. Wie Aktivisten nun berichten, sind in den vergangenen drei Tagen mindestens 35 Menschen von den neuen islamistischen Machthabern willkürlich und mit „beispielloser Grausamkeit“ misshandelt und hingerichtet worden.
Bei den meisten der Hingerichteten handelt es sich um frühere Beamte der Regierung des gestürzten Bashar al-Assad. Dutzende Mitglieder lokaler bewaffneter Gruppen seien wegen ihrer Beteiligung an den „Sicherheitseinsätzen“ in der Region Homs festgenommen worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag.
Zuvor hatte die amtliche Nachrichtenagentur Sana gemeldet, die neuen Machthaber beschuldigten Mitglieder einer „kriminellen Gruppe“, sich während eines Sicherheitseinsatzes als „Angehörige der Sicherheitsdienste“ ausgegeben zu haben, um nicht näher genannte „Verstöße“ zu begehen.
Jetzt werden alte Rechnungen beglichen
Die Bewaffneten hätten „Vergeltungsakte“ an Mitgliedern der alawitischen Minderheit begangen, zu der Assad gehört. Sie hätten „den Zustand des Chaos, die Verbreitung von Waffen und ihre Beziehungen zu den neuen Machthabern“ ausgenutzt, um „alte Rechnungen zu begleichen“, erklärte die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien, die sich auf ein Netzwerk von Quellen in Syrien stützt.
Massenfestnahmen, Misshandlungen, Hinrichtungen
Die Beobachter sprachen von „willkürlichen Massenfestnahmen, grausigen Misshandlungen, Angriffen auf religiöse Symbole, Schändungen von Leichen und willkürlichen und brutalen Hinrichtungen von Zivilisten“. Diese seien in mehreren Dörfern der Region Homs mit „beispielloser Grausamkeit und Gewalt“ verübt worden.
Brutale Vergeltung an Assads Schergen
Im Dezember hatten Kämpfer unter Führung der islamistischen Miliz Hayat Tahrir al-Sham Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Machthaber Bashar al-Assad in Syrien beendet. Die neuen Machthaber geben sich gemäßigt. Angehörige der alawitischen Minderheit fürchten jedoch Vergeltung für die jahrzehntelangen Verbrechen während der Herrschaft des Assad-Clans.
UNO-Kommissar fordert Übergangsjustiz
Der UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk hat Mitte Jänner bei einem Besuch in Syrien eine Aufarbeitung der Verbrechen und die Einrichtung eine Übergangsjustiz gefordert. „Rache und Vergeltung sind niemals die Lösung“, sagte er.
Wegen der Schreckensherrschaft sind rund sechs Millionen Syrer ins Ausland geflüchtet. Seit Assads Sturz kehrten etwa 200.000 Flüchtlinge in ihre Heimat zurück.
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