Seit über zehn Monaten befindet sich ein junger Niederösterreicher aus dem Bezirk Bruck an der Leitha in Saudi-Arabien in Haft. Der mutmaßliche Anhänger der islamistischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) hatte in Mekka ein Blutbad angerichtet – die „Krone“ berichtete ausführlich. Unterlagen aus Saudi-Arabien bestätigen nun sein Motiv.
Der junge Niederösterreicher hatte demnach „religiös-ideologische“ Gründe. Er soll nach seiner Festnahme angegeben haben, „dass sein Ziel in SDA (Saudi-Arabien, Anm.) das Töten der saudischen Sicherheitsbeamten und Militärpolizisten ist, weil sie Charidschiten sind und unter der Herrschaft des Tyrannen arbeiten.“
Charidschiten sind die Anhänger der ältesten religiösen Sekte im Islam des 7. Jahrhunderts. Ihr Hauptzweig ist heute die kleinste Richtung des Islam, abgespalten hatten sich die Charidschiten aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Nachfolge des Propheten, die nach Mohammeds Tod einsetzten.
Saudischen Behörden zufolge soll der damals 19-Jährige das Messer auf einem Markt in der Nähe der Moschee gekauft haben. Doch wie es ihm gelingen konnte, damit bewaffnet auf das schwer bewachte Gelände der Moschee zu gelangen, auf dem sich nur Personen muslimischen Glaubens aufhalten dürfen, wirft noch heute Fragen auf. Womöglich ist dieser Umstand auch der Grund dafür, dass in saudischen Medien nicht über den Messerangriff berichtet wurde, wie aus einem Ende 2024 erstellten Bericht des Außenministeriums hervorgeht.
Blutbad in „hochabgesichertem Bereich“
Die Bluttat sei „in einem hochabgesicherten Bereich erfolgt. Es dürfte daher nicht im Interesse der Behörden des Königreichs Saudi-Arabien liegen, dass dieser Vorfall einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wird. Letzteres dürfte der Grund sein, weswegen dieser Fall medial nicht aufgeschlagen ist“, wird in dem Bericht festgehalten.
Wie in der „Krone“ bereits berichtet, handelt es sich bei dem mittlerweile 20 Jahre alten Burschen aus Niederösterreich um einen engen Vertrauten des verhinderten „Swift-Attentäters“ aus Ternitz. Dieser gilt als Hauptverdächtiger im Zusammenhang mit den vereitelten Anschlagsplänen auf ein Taylor Swift-Konzert, das Anfang August 2024 im Ernst-Happel-Stadion stattfinden hätte sollen. Sichergestellte und mittlerweile ausgewertete Chats belegen das Naheverhältnis und die terroristischen Absichten der beiden. Sie hatten zunächst auf Snapchat einen Treueschwur auf den IS veröffentlicht und seit Februar blutige Terror-Pläne verfolgt.
Vor Blutbad Mutter in Türkei besucht
Während der Ältere Anfang März 2024 über Istanbul, wo er zunächst seine Mutter besuchte, nach Saudi-Arabien weiterreiste und dort offenkundig seine Pläne umsetzte, hätte der Jüngere zeitgleich in Dubai einen Anschlag durchführen sollen. Der Ternitzer schreckte davor allerdings zurück und kehrte unverrichteter Dinge nach Österreich zurück, wo er bis Anfang August nicht auf den Schirm der Verfassungsschützer geriet. Erst dann erreichten die heimischen Behörden eine Warnung des FBI, wonach der Ternitzer Anschlagspläne auf das Swift-Konzert verfolge. Der 19-Jährige wurde nach kurzen, intensiven Ermittlungen festgenommen, die insgesamt drei in Wien geplanten Konzerte von Taylor Swift wurden abgesagt.
Sein 20-jähriger Freund befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Monate in einem Gefängnis in Saudi-Arabien.
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