Mitarbeiter packen aus

Gewalt! Hilferufe aus unseren Kindergärten

Wien
28.01.2025 06:00

Alarm schon um die Kleinsten: Hoher Migrationsanteil, zu große Gruppen und ein eklatanter Personalmangel erschweren den Joballtag der Elementarpädagogen – die „Krone“ sprach mit Betroffenen.

Rund um den Tag der Elementarpädagogik – vergangenen Freitag – wird erneut auf die äußerst herausfordernde Situation in vielen Kindergärten des Landes aufmerksam gemacht.

„Die besten Bildungschancen für Kinder, gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und gute Vereinbarkeit für die Eltern müssen endlich im Fokus der politischen Entscheidungsträger stehen“, sagt Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende des ÖGB. An mehr Personal führe genauso kein Weg vorbei, wie an einer bundesweit einheitlichen Ausbildung für Assistenten. Damit einhergehen müssen kleinere Gruppengrößen sowie generell bessere Arbeitsbedingungen, um die Branche wieder attraktiver zu machen, lauten die Forderungen der Gewerkschaft.

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Verhaltensauffällige Kinder – sei es durch Sprache, Gewalt oder fehlende Benimmregeln – werden mehr. Hinzu kommt, dass Eltern unsere Arbeit nicht wertschätzen.

(Bild: Krone KREATIV/OEGB)

Edeltraud Mühlbauer

Die Forderungen decken sich mit den Alltagsgeschichten vieler Elementarpädagoginnen. „Es gibt immer mehr Kinder mit besonderen Bedürfnissen, die Verständigung aufgrund von mangelnden Deutschkenntnissen ist schwierig, und auch Gewalt ist ein Thema.

Brennpunkt Migration: 20 Nationen in einer Gruppe
Dazu kommen fehlende Benimmregeln von zu Hause, wie zum Beispiel Bitte und Danke sagen“, beklagt etwa Edeltraud Mühlbauer. Es bräuchte dringend mehr unterstützende Hände. Und auch Sabine Fritzer kennt diese Alltagsprobleme: „Ich arbeite in einem Haus mit sehr hohem Migrationsanteil, was bedeutet, dass wir Familien aus über 20 verschiedenen Nationen haben.“

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Ich habe die Sorge, bei 25 Kindern in einer Gruppe nicht für jedes genügend Zeit für seine individuellen Bedürfnisse zu haben. Hier muss nachgebessert werden.

(Bild: Krone KREATIV/OEGB)

Julia Reininger

Wegen Personalmangel: „Es passieren Fehler“
Astrid Anders empfindet den Joballtag ebenfalls als zunehmend herausfordernder. Für sie ist es vor allem die Gleichzeitigkeit, alle Aufgaben sind dringend, dadurch entsteht ein Entscheidungsdruck, der bei ihr eine innere Zerrissenheit auslöst. Und da kommt fehlendes Personal zum Tragen. „Personalmangel, egal, in welcher Branche, hat immer Auswirkungen auf die Qualität. Wenn man seinem Tun nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit und Zeit geben kann, passieren Fehler, und Bedürfnisse bleiben unerfüllt“, weiß auch ihre Kollegin Sabine Fritzer.

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Die größte Herausforderung ist, bei den Diskussionen rund um den Personalmangel, die Reduzierung der Gruppengröße, den Blick auf die Bedürfnisse der Kinder nicht zu verlieren.

Sabine Fritzer

Auch die Gruppengrößen werden von den Kindergärtnerinnen kritisch gesehen. „Mit der Reduzierung der Gruppengröße auf 20 Kinder sind wir auf einem guten Weg. Ich hoffe, wir erreichen das Ziel in den nächsten Jahren“, zeigt sich Sabine Fritzer vorsichtig optimistisch.

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Sinnvoll wäre endlich ein bundeseinheitlicher Bildungs- rahmenplan von der Regierung. Alle Kinder sind gleich viel wert – egal, ob ein Kind in Vorarlberg oder Wien lebt.

Oliver Buchelt

Daneben ist auch immer wieder das Gehalt ein Streitpunkt. Braucht es eine Anhebung? „Ich wünsche mir mehr Gehalt und einen einheitlichen Dienstgeber mit einheitlichen Rahmenbedingungen“, sagt Edeltraud. Oliver Buchelt wiederum sieht das anders: „Es braucht primär mehr Budget für optimale Rahmenbedingungen – nicht unbedingt beim Gehalt.“

Und wie sieht es mit der gesamtgesellschaftlichen Anerkennung aus? „Die Elementarpädagogik ist nun in aller Munde und wird nicht mehr so leicht übersehen. Diese Entwicklung finde ich gut, sie sollte unbedingt fortschreiten“, meint Sabine.

Hört man sich die Erfahrungsberichte der Pädagoginnen an, hat die künftige Regierung alle Hände voll zu tun.

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