Im Ranking der reichsten Dynastien nehmen die Habsburger den zweiten Platz ein. Allerdings wächst ihr Vermögen erst nach der Heirat Maria Theresias mit einem Finanzgenie. Die Habsburger besitzen mehr Residenzen und Kunstschätze als alle anderen Royals. Doch im Jahr 1919 wird die Dynastie enteignet.
Die Habsburger sind eine der reichsten Dynastien der Geschichte. Allerdings verfügen sie lange Zeit über wenig Geld. In der frühen Neuzeit gelten die Habsburger als nobles, aber nicht reiches Geschlecht. Doch als Maria Theresia – die spätere Landesmutter – 1736 Franz Stephan von Lothringen heiratet, geht es mit dem Vermögen der Habsburger steil bergauf.
Denn Franz Stephan wird zum „Finanzmanager“ der Habsburger, zum erfolgreichsten der Dynastie. Als er stirbt, erbt seine Ehefrau ein gigantisches Vermögen. Damit gründet die Landesmutter den sogenannten „Familienversorgungsfonds“.
Die Habsburger besitzen mehr Residenzen als alle anderen
Mit der Gründung dieses Fonds wird bei den Habsburgern erstmals eine Trennung zwischen Staats- und Privatvermögen gezogen. Dieser Familienfonds bleibt bis zum Ende der Habsburgermonarchie bestehen.
Zum großen Vermögen der Habsburger gehören Residenzen und Schlösser, darunter die Wiener Hofburg, der größte Palast Europas.
Neben der Hofburg besitzen die Habsburger in Wien noch die Schlösser Schönbrunn und Hetzendorf, die alte Favorita und Schloss Belvedere, das sie Prinz Eugens Erben abkaufen. Außerhalb Wiens kommen noch dazu: Schloss Laxenburg, Schloss Hof und Schloss Niederweiden.
Die Habsburger verfügen aber auch über Herrschaftssitze in Prag, Budapest, Gödöllö, Salzburg, Innsbruck sowie in Triest. Nicht zu vergessen, sind die Residenzen der spanischen Linie der Habsburger, zu den bekanntesten zählen der Alcázar von Madrid und das Escorial.
Diese große Anzahl an Schlössern erklärt sich durch die lange Herrschaftsdauer der Dynastie, und da die Habsburger auch über große Teile Europas herrschten, sind diese Residenzen auch über den ganzen Kontinent verteilt.
Kronen, Gemälde, Kuriositäten – die Sammlungen der Habsburger
Am meiste Geld geben die Habsburger aber für Kunst aus. Mittels der Kunst verteidigen sie ihren Statusvorsprung gegenüber allen anderen Dynastien. Die Förderung der Künste ist aber auch gut für das Image, und sie ist ein Repräsentations- und Propagandainstrument. Die Kunstförderung und die Beschäftigung von Künstlern gehören seit jeher zu den Aufgaben mächtiger Dynastien.
Die Habsburger bauen über die Jahrhunderte einige der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt auf. Sie sammeln Meisterwerke der abendländischen Malerei, kostbare Goldschmiedearbeiten, Kunst der Antike und außergewöhnliche Kuriositäten aus allen Zeiten.
Das Herz der Habsburgischen Sammlungen bilden die einstigen „Kunst- und Wunderkammern“ der Habsburger – geheimnisvolle „Kammern“ mit wertvollen Kunstwerken, aber auch magischen Exponaten. Die außergewöhnlichste dieser Art trägt Kaiser Rudolf II. zusammen.
Er sammelt nicht nur Kostbares, sondern auch Kurioses. Neben Goldschmiedearbeiten, Gemälden, Mineralien und Prunkwaffen, finden sich in Kaiser Rudolfs Sammlung auch exotische Materialien, denen man magische Wirkung zuschreibt.
Eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen legt Erzherzog Leopold Wilhelm, der jüngste Sohn von Kaiser Ferdinand II. an. Über 1.400 Bilder trägt dieser kunstsinnige Erzherzog im Laufe seines Lebens zusammen. Heute gehören die von ihm angekauften Gemälde zum Grundstock des Kunsthistorischen Museums.
Die Habsburger besitzen aber auch eine außergewöhnliche naturwissenschaftliche Sammlung. Deren umfangreiche Bestände tragen dazu bei, dass sich Wien als ein Zentrum bedeutender naturwissenschaftlicher Forschung etabliert.
Der einzige erhaltene mittelalterliche Kronschatz
In der legendären Schatzkammer der Habsburger befinden sich die bedeutendsten Kronjuwelen Europas: die sogenannten „Reichskleinodien“ des Heiligen Römischen Reiches, der Reichsschatz der römisch-deutschen Könige und Kaiser. Dazu gehören die berühmte Reichskrone, das Reichsschwert und die Heilige Lanze. Es ist der einzige vollständig erhaltene europäische Kronschatz aus dem Mittelalter. Ein weiterer Höhepunkt der Schatzkammer ist der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies, der Hausorden der Habsburger.
Im Ranking der reichsten europäischen Herrscherhäuser liegen die Habsburger bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges auf dem zweiten Platz. Den ersten Platz in der Liste der reichsten Dynastien der Vergangenheit nehmen die Romanows ein, das letzte russische Herrschergeschlecht. Auf Platz drei stehen die deutschen Hohenzollern, an vierter Stelle das belgische Königshaus. Erst an fünfter Stelle kommen die britischen Royals.
Das Vermögen der Habsburger wird 1919 eingezogen
Durch die Niederlage Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg kommt es zu einem Systemwechsel: Aus dem Kaisertum Österreich wird 1918 die Republik „Deutschösterreich“. Was passiert nun mit dem Vermögen der Habsburger? Das regelt das „Habsburgergesetz“ vom 3. April 1919, konkret die Passage „Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen“.
Der erste Teil des „Habsburgergesetzes“ widmet sich dem Hofvermögen, dieses geht zur Gänze in den Besitz der Republik über: die Hofburg, Schloss Schönbrunn, Schloss Belvedere, der Lainzer Tiergarten und der Augarten sowie die Residenzen in Salzburg und Innsbruck. Ebenso kommen alle Sammlungen in den Besitz der Republik: das Kunst- und das Naturhistorische Museum, die Nationalbibliothek, die Schatzkammer und die Silberkammer sowie das Burgtheater.
Die Kriegsopfer erhalten kaiserliches Privatvermögen
Durch jenen Teil des „Habsburgergesetzes“, der am 30. Oktober 1919 erlassen wird und rückwirkend gilt, werden die Habsburger enteignet. Aus dem Vermögen des Habsburgischen Familienfonds errichtet die Republik den „Kriegsgeschädigtenfonds“. Dessen Erträge kommen den Kriegsopfern und Kriegswaisen zugute.
Das riesige Vermögen der mächtigsten Dynastie der Neuzeit ist untrennbar mit Herrschaft und Macht verbunden. Diese Einheit löst sich mit dem Ende der Habsburgermonarchie auf. Was geblieben ist, sind Kunstsammlungen von unschätzbarem Wert, die einzigartig sind.
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