Warum gibt es immer noch so wenige Frauen in Führungspositionen? Und warum verdienen Frauen – gerade in Vorarlberg – immer noch weit weniger als Männer? Die österreichische Autorin Ingeborg Rauchberger lieferte in der Arbeiterkammer Feldkirch Antworten.
Warum bloß sind so viele Frauen im Berufsleben immer noch „Hennen“, die ihre Eier brav ins Nest legen, aber nie den Mut finden, laut „Kikeriki“ zu schreien? Mit dieser Frage hat sich die österreichische Juristin, Unternehmensberaterin, Verhandlungsexpertin und Autorin Dr. Ingeborg Rauchberger auseinandergesetzt. Auf humorvolle und dennoch tiefgründige Weise hat sie kürzlich in der AK Vorarlberg im Rahmen der Vortragsreihe „Wissen fürs Leben“ ihr Buch „Schrei Kikeriki, wenn du ein Ei legst“ vorgestellt. Darin ruft sie Frauen dazu auf, sich selbst und berufliche Erfolge endlich sichtbar zu machen. Rauchberger hinterfragt dabei das Sprichwort „Eigenlob stinkt“ und ermutigt dazu, eigene Erfolge selbstbewusst zu kommunizieren. So ließe sich womöglich auch eine Wende am Arbeitsmarkt einleiten.
Einer meiner Lieblingsleitsätze ist: Mach doch was du willst, aber trag auch die Verantwortung dafür!
Dr. Ingeborg Rauchberger
Bild: rauchberger
Denn in den Vorständen der börsennotierten Unternehmen in Österreich sind Frauen weiterhin rar. Von 192 Vorstandsmitgliedern sind aktuell nur 24 weiblich, demnach beträgt der Frauenanteil 12,5 Prozent. Damit einher gehen auch die immensen Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern. Nirgendwo in Österreich ist die Lohnschere zwischen Frauen und Männern so groß wie in Vorarlberg. Im Schnitt verdienen Frauen etwa 14.000 Euro weniger pro Jahr. Am Anfang ihres Vortrags stellt Rauchberger die Frage: „Erinnern Sie sich noch, was Sie werden wollten, als Sie im Kindergarten waren?“ Sie selbst wollte Mutter und Chefin werden – ein Ziel, das sie mit Nachdruck verfolgt hat. Später, so erzählt sie mit einem Augenzwinkern, habe sie auch davon geträumt, Paul McCartney zu heiraten. Dass er nie auf ihren Liebesbrief geantwortet hat, nimmt sie heute gelassen: „Ich dürfte mir wohl einiges erspart haben.“
Klare Ansagen statt ständiges „Hätti-Wari“
Hinter dieser launigen Anekdote steht eine ernste Botschaft. Diese lautet: Man muss seine Träume und Wünsche konsequent verfolgen. „Einer meiner Lieblingsleitsätze ist: Mach doch was du willst, aber trag auch die Verantwortung dafür!“ Ein zentraler Punkt ihres Buches, für das sie intensiv recherchiert und zahlreiche Interviews geführt hat, ist die Frage nach dem Selbstwert. Rauchberger fordert alle Frauen dazu auf, ihre Träume ernst zu nehmen und Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen. Sie erzählt von einer Chemie-Studentin, die nur auf Wunsch der Mutter ein naturwissenschaftliches Fach studiert hat. Viel lieber wäre sie Konditorin geworden. Am Ende arbeitete sie als Einweiserin auf einer Messe. Eine Winzerin wiederum, die ihr Leben selbst in die Hand genommen hat, ließ sich nicht unterkriegen und verfolgte zielstrebig ihre Träume. Nachdem ihr Vater sein Weingut an den Mann ihrer Schwester überschrieb, investierte sie ihre Abfindung in eigene Weinberge – und wurde erfolgreicher als die gesamte Familie. Aus diesen Beispielen leitet Rauchberger eine „goldene Erkenntnis“ ab: „Sei kein Hätti-Wari.“ Soll meinen: Chancen wollen genutzt werden, es bringt nichts, diesen später nachzutrauern.
Diese Erkenntnis kann Rauchberger auch aus persönlicher Erfahrung teilen. Ihr erster Mann ist mit nur 40 Jahren an einem Gehirntumor gestorben. Vor seinem Tod haben sie gemeinsam noch möglichst viel unternommen: „Abschied nehmen ist schwer – aber es ist noch schwieriger, wenn man sich Vorwürfe macht, etwas verpasst zu haben.“
Klare Ansagen statt Gehorsamkeit
Rauchberger weiß, dass auch Sprache und Körpersprache ein Schlüssel zu Einfluss und Erfolg sind. Anhand konkreter Beispiele – etwa, wie sie selbst als junge Juristin in die Rolle der Protokollantin gedrängt wurde – zeigt sie auf, wie wichtig es ist, die Wahrnehmung der eigenen Person aktiv zu steuern. „Man muss das ausstrahlen, als was man wahrgenommen werden will!“ Es gehe nicht darum, „Everybody‘s Darling“ zu sein, sondern klare Grenzen zu setzen. „Sonst wird man zu Everbody’s Depp!“ Statt in vorauseilendem Gehorsam die männlichen Erwartungen zu erfüllen, sollten Frauen vor allem für ihr eigenes Leben Verantwortung übernehmen, getreu dem bereits erwähnten Leitsatz: „Mach doch, was du willst, aber trag auch die Verantwortung dafür!“
Zeigen Sie der Welt, was Sie können!
Das zentrale Element ihres Buchs ist der Appell an alle Frauen, sich selbst und die eigenen Erfolge sichtbar zu machen. Zur Untermauerung greift sie abermals ein Beispiel aus der realen Berufswelt auf: „Stellen Sie sich ein berufliches Meeting vor. Wer schreibt die Ergebnisse auf? Und wer präsentiert sie? Meistens schreibt die Frau – und der Mann präsentiert. Wer bekommt die Anerkennung? Der Mann natürlich. Also meine Damen, zukünftig sind wir der Franz!“
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