Das Pilotprojekt „Informiert Verhüten in Vorarlberg“ (INVVO) wird von den Mädchen und Frauen in Vorarlberg ausgesprochen gut angenommen. Interessant sind auch die ersten Zwischenergebnisse des begleitenden Forschungsprojekts.
Das Modellprojekt läuft seit gut drei Monaten, eine erste Zwischenbilanz fällt überaus positiv aus: Mehr als 800 Frauen unterschiedlichen Alters haben nach einem Clearing-Termin bereits einen sogenannten INVVO-Pass erhalten, mit welchem sie nicht nur gratis Verhütungsmittel, sondern auch eine kostenlose Beratung erhalten können. An die 200 Frauen haben bereits ein Verhütungsmittel ihrer Wahl bezogen, immerhin 50 nahmen eine Beratung in Anspruch.
„INVVO ist ein Meilenstein, um Frauen einen kostenfreien Zugang zu Verhütungsberatung und Verhütungsmitteln zu ermöglichen, und legt den Grundstein für mehr Chancengerechtigkeit und selbstbestimmte Entscheidungen in der Familienplanung“, sagt Georg Posch, Geschäftsführer der aks gesundheit GmbH, welche das Projekt gemeinsam mit dem Fraueninformationszentrum femail im Auftrag des Sozialministeriums durchführt.
Begleitende Forschung
Er betont, dass das INVVO nicht nur eine konkrete Unterstützung bringe, sondern auch wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse liefere. In einem parallel laufenden Forschungsprojekt wird nämlich untersucht, wie sich die Gesundheitsversorgung von Frauen verändert, wenn sie Beratung und Verhütungsmittel kostenfrei erhalten. Die ersten Daten sind durchaus spannend: So wurde deutlich, dass bislang vor allem Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren von INVVO erreicht wurden. Dabei wären eigentlich jüngere Mädchen Kernzielgruppe des Projekts. Um diese künftig besser zu erreichen, steigt nun auch der Verein Amazone ein. Zudem werden für Frauen mit Migrationshintergrund die sprachlichen Barrieren durch spezifische Informationstermine mit Dolmetscherinnen weiter reduziert.
INVVO ist ein Meilenstein, um Frauen einen kostenfreien Zugang zu Verhütungsberatung und Verhütungsmitteln zu ermöglichen, und legt den Grundstein für mehr Chancengerechtigkeit und selbstbestimmte Entscheidungen in der Familienplanung.
Georg Posch, Geschäftsführer der aks gesundheit GmbH
Laut Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin von femail, hätten die Mädchen und Frauen vor allem drei Gründe für ihre Teilnahme angeführt: Sie wollen zum einen einen Beitrag dazu leisten, damit die Kosten für Verhütung als Gesundheitsleistung anerkannt und in weiterer Folge von der öffentlichen Hand übernommen werden. Zudem möchten sie für den Fall, dass eine Langzeitverhütung nach wenigen Monaten wegen Nebenwirkungen entfernt werden muss, das finanzielle Risiko reduzieren. Und als dritter Hauptgrund wurde genannt, dass davor aufgrund persönlicher und finanzieller Gründe eine sicherere Verhütungsmethode nicht möglich war.
Verhütung wichtiger als Schutz vor Geschlechtskrankheiten
Interessant ist, dass sich zwei Drittel der Teilnehmerinnen für eine Langzeitverhütung interessieren, nur ein Drittel will eine Kurzzeitverhütung. „Im aktuellen österreichweiten Verhütungsbericht ist dieses Verhältnis umgekehrt“, sagt Putz-Erath. Warum das so ist, muss noch erhoben werden. Weiters auffallend: Das Interesse gilt mehr der Empfängnisverhütung und weniger dem Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen. „Hier müssen wir nicht nur Mädchen und Frauen, sondern sicher auch Burschen und Männer künftig noch stärker sensibilisieren.“ Durchaus überraschend ist, dass bisher das generelle Interesse am Angebot größer ist als die tatsächliche Nachfrage – die Gründe für dieses Missverhältnis sollen in den kommenden Monaten ebenfalls evaluiert werden.
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