Tod nach Lippen-OP

„Wir haben gebettelt, dass sie aufgenommen wird“

Gericht
27.01.2025 22:00

In Wien startete am Montag ein Zivilprozess gegen den Gesundheitsverbund. Ein Witwer ist sich sicher, dass das Leben seiner Frau bei rechtzeitiger Behandlung zu retten gewesen wäre. Die 28-Jährige starb im Oktober 2023, zwei Wochen nach einer Lippen-Vergrößerung. Todesursache war laut Gerichtsmediziner eine seltene Nervenerkrankung.

Der Witwer kann im Landesgericht für Zivilrechtssachen die Tränen nicht zurückhalten. Immer wieder wischt er sich die Augen, als sich die geladenen Ärzte an die Behandlung seiner Frau im Oktober 2023 zurückerinnern. Die 28-jährige Wienerin hatte, zwei Wochen nachdem sie sich von einer Kurpfuscherin die Lippen aufspritzen ließ, mit extremen Kopfschmerzen zuerst die Klinik Floridsdorf, dann die Klinik Donaustadt aufgesucht.

Zitat Icon

Sie klagte über ausstrahlende Schmerzen im Gesicht, insbesondere beim Kauen.

Eine Ärztin berichtete über die Patientin

Während des Prozesses bricht der Witwer immer wieder in Tränen aus. Er ist sich sicher: Seine verstorbene Frau hätte gerettet werden können. Re: Anwalt Sascha Flatz. (Bild: Krone KREATIV/Anja Richter)
Während des Prozesses bricht der Witwer immer wieder in Tränen aus. Er ist sich sicher: Seine verstorbene Frau hätte gerettet werden können. Re: Anwalt Sascha Flatz.

Patientin hatte große Angst
Insgesamt viermal wurde die junge Mutter von den Ambulanzärzten nach Hause geschickt, ehe sie am 17. Oktober stationär aufgenommen wurde. Zwei Tage später hörte Dilbers Herz auf zu schlagen – die „Krone“ berichtete. „Ihr Zustand hat sich von Tag zu Tag verschlimmert. Sie hat gar keine Kraft mehr gehabt, konnte nicht mehr alleine aufs Klo gehen“, so der Witwer am Montag im Justizpalast.

In der Klinik Donaustadt wurde die 28-Jährige erst nach fünf Tagen aufgenommen. (Bild: Zwefo)
In der Klinik Donaustadt wurde die 28-Jährige erst nach fünf Tagen aufgenommen.

Verdacht: Zusammenhang mit Lippen-Aufspritzen 
Am Freitag, dem 13. Oktober, wurde seine Frau erstmals in der Klinik Donaustadt vorstellig, am 15. und 16. Oktober wurde sie jeweils mit der Rettung ins Spital gebracht. „Es war immer dasselbe. Blutabnahme, Abtasten und dann wurde sie nach Hause geschickt“, berichtet der 36-Jährige von bis zu acht Stunden langen Ambulanzaufenthalten. Am 17. Oktober die Aufnahme: „Wir haben regelrecht darum gebettelt.“

Zitat Icon

Man kommt nicht mehr mit dem Leben klar, egal, wie viel Zeit vergeht.

Der Witwer im Justizpalast

Drei behandelnde Ärzte sagen in der Verhandlung aus. Eine Neurologin erinnert sich: „Sie klagte über ausstrahlende Schmerzen im Gesicht, insbesondere beim Kauen.“ Die Patientin sei besorgt gewesen, dass dies mit dem Aufspritzen der Lippe zusammenhänge, und habe große Angst gehabt.

Dilber mit ihrer geliebten Tochter, die jetzt ohne Mutter aufwachsen muss. (Bild: zVg, Krone KREATIV)
Dilber mit ihrer geliebten Tochter, die jetzt ohne Mutter aufwachsen muss.

Stark vergrößerte Lymphknoten
Doch die Befunde waren nicht eindeutig. Vom Radiologen seien deutlich vergrößerte Lymphknoten diagnostiziert worden, die auch auf ein Tumorgeschehen hätten hinweisen können – weshalb ein MRT-Termin nach dem Wochenende vereinbart wurde. Jener Arzt, der die Frau am Montag nach Hause gehen ließ, sah „keinen akuten medizinischen Grund, dass sie aufgenommen werden muss“.

Laut Gerichtsmedizin war ein akuter Auto-Immun-Prozess durch eine seltene Nervenerkrankung Ursache für Dilbers Tod. „Mein Mandant ist davon überzeugt, dass bei einer rechtzeitigen stationären Aufnahme das Leben seiner Frau zu retten gewesen wäre“, sagt Anwalt Sascha Flatz. Er klagt den Wiener Gesundheitsbund auf mehr als 60.000 Euro Trauerschmerzensgeld, Begräbniskosten und Unterhaltsentgang. Der Schock über den Tod der Ehefrau und Mutter der gemeinsamen Tochter sitzt beim Witwer tief: „Man kommt nicht mehr mit dem Leben klar, egal, wie viel Zeit vergeht.“

Zitat Icon

Mein Mandant ist davon überzeugt, dass bei einer rechtzeitigen stationären Aufnahme das Leben seiner Frau zu retten gewesen wäre.

(Bild: zVg)

Witweranwalt Sascha Flatz fordert Trauerschmerzensgeld

Medizinisches Gutachten beauftragt 
Vom Gericht wurde nun ein Gutachten beauftragt, ob eine Aufnahme medizinisch indiziert gewesen wäre. Der Prozess wurde vertagt.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt