Hermann Trinker, Bürgermeister der steirischen Skimetropole, lässt im „Krone“-Interview aufhorchen, dass man sich neuerlich für eine WM bewirbt. Außerdem bricht er eine Lanze für das Spital.
„Krone“: Herr Bürgermeister, ist Schladming heute ohne den Ski-Weltcup überhaupt noch vorstellbar?
Bürgermeister Hermann Trinker: Die beiden Rennen sind enorm wichtig. Der Tourismus ist ja unser Lebenselixier, die wichtigste Wirtschaftssparte. Das Nightrace hat als Veranstaltung einen enormen Wert und natürlich auch einen riesigen Werbewert. Das Schöne in Schladming ist ja, dass alles auf kleinstem Raum beisammen ist. Auch wenn wir nicht den Glamourfaktor wie vielleicht Kitzbühel haben – bei uns steht der Sport im Mittelpunkt.
Also blicken Sie nicht neidig nach Kitzbühel und bewundern den Star-Auflauf?
Nein, überhaupt nicht. Kitzbühel ist einfach top in seiner Liga. Wir haben unsere eigene Positionierung gefunden und vergleichen uns auch gar nicht. Schladming ist der sympathische Skiort, wo man gern hinfährt.
Es gibt aber Leute, die kritisieren, dass Schladming nun zwei Rennen austrägt – das würde die Faszination Nightrace verwässern. Wie sehen Sie diese Diskussion?
Aus meiner Sicht hat sich diese Änderung total bewährt – zwei Rennen bekommen ja noch mehr Aufmerksamkeit. Außerdem verteilt sich der Besucheransturm jetzt eben auf zwei Tage, was für alle Beteiligten natürlich ein Vorteil ist.
Nächste Woche wird in Saalbach die Ski-WM eröffnet – wann sieht Schladming wieder eine Großveranstaltung?
Spätestens 2040. Ernsthaft, es gibt jetzt nicht so viele Skiorte, wo die FIS sagt, dort können wir eine WM veranstalten. Deshalb ist es aus meiner Sicht logisch, dass wir uns wieder bewerben. Wir sind auch bereits für eine Austragung im Jahr 2038 oder 2040 vorgemerkt und haben unser Interesse auch beim ÖSV hinterlegt.
Es gibt jetzt nicht so viele Skiorte, wo die FIS sagt, dort können wir eine WM veranstalten. Deshalb ist es aus meiner Sicht logisch, dass wir uns wieder bewerben.
Bgm. Hermann Trinker
Laut Vergleich von Immoscout24 ist Schladming eines der wenigen Skigebiete in Österreich, wo die Immobilienpreise weiter zulegen – 8457 Euro kostet ein Quadratmeter, wer kann sich das leisten?
Seit ich Bürgermeister bin, hat es keine Widmungen für Zweitwohnsitze gegeben – und für die wenigen Widmungen, die es gibt, gibt’s halt eine enorme Nachfrage – dass bei uns die Preise also stabil bleiben oder ansteigen, ist normal.
Aber wie sollen sich Einheimische diese Preise leisten?
Wir haben bei den Zweitwohnsitzen, wie gerade gesagt, die Bremse reingehaut. Das Ventil für die Bevölkerung, um diesen Druck vom Markt zu nehmen, ist der Wohnbau. Wir haben etwa ein Projekt in der Sportplatzgasse mit 93 Wohnungen gebaut – auch in Rohrmoos sind wir mit einem Projekt mit 30 Wohnungen schon weit, noch fehlt dazu aber leider die nötige Mehrheit im Gemeinderat.
Apropos: Heuer jährt sich die Gemeindefusion von Schladming, Rohrmoos und Pichl zum zehnten Mal – als Rohrmooser Bürgermeister haben Sie damals vehement dagegen gewettert, wie fällt heute Ihre Bilanz aus?
Ich glaub, mittlerweile sind wir zusammengewachsen. Es ist ganz wichtig, allen das Gefühl zu geben, dass sie dazugehören. Das war mein Bemühen in den letzten fünf Jahren. Aber natürlich hab ich mich als Rohrmooser Bürgermeister gegen die Fusion gewehrt.
Warum?
Man hat versucht, uns diese Fusion einfach überzustülpen, der Blick war nur auf Schladming gerichtet. Die Tonart der handelnden Personen war selbstherrlich und von oben herab – das ist beim selbstbewussten Volk der Rohrmooser und Pichler eben nicht gut angekommen. Aber das ist mittlerweile Geschichte. Was Verwaltung und Organisation betrifft, muss ich sagen, dass es hervorragend funktioniert – ebenso das Miteinander der Bevölkerung.
Die Gemeinderatswahl steht vor der Tür, haben Sie Angst vor der blauen Welle?Ich habe vor gar nichts Angst. Die Menschen haben jetzt fünf Jahre Zeit gehabt, mich kennenzulernen. Natürlich möchte ich Bürgermeister bleiben. Wir haben einige tolle Projekte gestartet, die ich gerne zu Ende bringen möchte.
Glauben Sie, dass das Leitspital nun vom Tisch ist?
Ja, das glaube ich, und für diese Entscheidung bin ich wirklich dankbar. Um das Geld kann man vielleicht auch was Vernünftiges für die Region machen.
Aber viele Experten argumentieren immer mit den fehlenden Fallzahlen in Aussee, Rottenmann und auch Schladming für ein Leitspital.
Schauen Sie, wir haben an Spitzentagen wie Silvester 50.000 Menschen in der Stadt, das ergibt eine Hochrechnung aus unserer Kläranlage. Wir haben in der Unfallambulanz 24.000 Kontakte pro Jahr, 4000 Operationen, das Spital kann man doch nicht schließen – das Krankenhaus in der jetzigen Form muss erhalten bleiben.
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