FPÖ-Promis & ein Roter

Jägerball: So drängten sich Blaue ins ÖVP-Revier

Innenpolitik
28.01.2025 18:03

Beim 102. Jägerball war die FPÖ-Prominenz so dicht wie selten zuvor. Fast als wollten die Blauen die Botschaft setzen: Wir sind gekommen, um das ÖVP-Revier zu besetzen. Dabei kam es am überfüllten Tanzparkett in der Wiener Hofburg zu heißen Debatten über die Bankenabgabe. Und auch ein roter schillernder Jäger tauchte auf ...

Der Jägerball gilt als der ÖVP-Ball schlechthin. Am Tanzparkett und in den Logen tummelt sich alles, was in der Volkspartei Rang und Namen hat oder hatte. Angesichts der schwarzen Dominanz glänzt selbst der Wiener Bürgermeister meistens mit Abwesenheit am Jägerball. Auffallend am Montagabend beim 102. Jägerball war die Fülle an FPÖ-Prominenz.

Minister Norbert Totschnig (Mi.), NR-Präsident Walter Rosenkranz (2.v.r.) und ORF-Lady Christa Kummer (r.) (Bild: Tuma Alexander/Starpix)
Minister Norbert Totschnig (Mi.), NR-Präsident Walter Rosenkranz (2.v.r.) und ORF-Lady Christa Kummer (r.)

Nationalratspräsident Walter Rosenkranz eröffnete traditionell den Ball, Salzburgs Landes-Vizechefin Marlene Svazek, die eine leidenschaftliche Jägerin ist, schwang das Tanzbein. ORF-Stiftungsrat Peter Westenthaler, der neue steierische Landesrat Hannes Amesbauer, Wiens Spitzenkandidat Dominik Nepp, der blaue Polit-Berater Heimo Lepuschitz oder der FPÖ-Wirtschaftsexperte Arnold Schiefer, der auch als Finanzministerkandidat im Gespräch ist, feierten am glamourösen Ball in der Wiener Hofburg.  

Die ÖVP-Landeshauptleute Haslauer und Mikl-Leitner mir Staatssekretärin Plakolm und Wirtschaftskammer-Präsident Mahrer (Bild: Tuma Alexander/Starpix)
Die ÖVP-Landeshauptleute Haslauer und Mikl-Leitner mir Staatssekretärin Plakolm und Wirtschaftskammer-Präsident Mahrer

Der Besuch der blauen Gesandten galt offenbar weniger der Vertrauensbildung zwischen Volkspartei und Freiheitlichen. Beobachter hatten vielmehr das Gefühl, die Blauen wollten vor der Wiener bürgerlichen Prominenz demonstrieren: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“

Auch Benkos Jagd-Kumpane Dornauer amüsierte sich
Und auch ein roter schillernder Jäger tauchte auf: Tirols Ex-Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer. Während René Benko nur wenige Meter entfernt in U-Haft sitzt, amüsierte sich sein Jagd-Kumpane ...

Umso später die Stunde wurde, ergaben sich dann doch einige interessante Paarungen. ORF-„ZiB“-Lady Nadja Bernhard unterhielt sich intensiv mit ORF-Stiftungsrat Peter Westenthaler. Die FPÖ macht in den Koalitionsgesprächen intensiv mobil gegen die ORF-Haushaltsabgabe. 15 Prozent soll der ORF, geht es nach den blauen Plänen, einsparen. Die ORF-Belegschaft fürchtet nun, dass eine FPÖ/ÖVP-Koalition den ORF zertrümmern könnte. Das große Zittern hat am Küniglberg begonnen.

„ZiB“-Moderatorin Nadja Bernhard (Bild: Tuma Alexander/Starpix)
„ZiB“-Moderatorin Nadja Bernhard

Auch ORF-General Roland Weißmann ist dieses Jahr auf den Wiener Bällen intensiv unterwegs und nutzt jede Gelegenheit, um bei den FPÖlern für den ORF zu „lobbyieren“. 

ORF-General Roland Weißmann „lobbyiert“ bei Peter Westenthaler für den ORF. (Bild: Tischler Andreas/Andreas Tischler / Vienna Press)
ORF-General Roland Weißmann „lobbyiert“ bei Peter Westenthaler für den ORF.

Mit Adleraugen wurde jedoch eine ganz andere Debatte am Seitenrand des Tanzparketts im bummvollen Festsaal beobachtet. Zwischen dem FPÖ-Vordenker Arnold Schiefer und dem neuen ÖVP-Generalsekretär Alexander Pröll entflammte eine hitzige Diskussion über die Bankenabgabe – und das direkt vor den Augen mächtiger Raiffeisen-Manager wie Michael Höllerer.

Schiefer gilt als der Mastermind der Bankenabgabe. Sein Zugang: Österreichs Budget ist in Schieflage und „alle sollen einen Beitrag leisten“. FPÖ-Chef Herbert Kickl gefiel der Gedanke. Für die ÖVP ist eine Bankensteuer ein absolutes No-Go. Am Mittwoch wollen die Blauen in der Koalitions-Verhandlungsgruppe für Steuern einen Vorschlag auf den Tisch legen.

Dementsprechend hitzig wurde diskutiert. Höllerer wollte sich kurz an der Unterhaltung beteiligen, suchte aber gleich das Weite. Über den Inhalt wurde Stillschweigen vereinbart. „Ich darf nichts sagen“, so Schiefer zu den Journalisten, die das Aufeinandertreffen beobachteten.

Altkanzler Sebastian Kurz mit FPÖ-Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (Bild: APA-PictureDesk/Starpix / picturedesk.com)
Altkanzler Sebastian Kurz mit FPÖ-Nationalratspräsident Walter Rosenkranz

Am Verhandlungstisch wird dann weiter debattiert. Und auch Altkanzler Sebastian Kurz, der eine Mitte-rechts-Regierung begrüßen würde, frischte seine Kontakte zu den Blauen auf. Wer weiß, wofür er die noch brauchen wird ...

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