Immer wieder gelangen Bilder von erschütternden Missständen in der Nutztierhaltung an die Öffentlichkeit. Dass diese Fotos ans Tageslicht geraten, ist wichtig, damit Bewusstsein und Abhilfe geschaffen werden kann. Doch nun könnte es eine Gesetzesverschärfung geben, die diese Aufdeckungen unter Strafe stellt.
Es gibt wohl kaum gegensätzlichere Interessen, als die der Bauernschaft und die der Tierrechts-Aktivisten. In der Mitte steht der Konsument, der zwar ein günstiges Schnitzerl essen möchte, sich aber bei jedem neuen Skandal in der Massentierhaltung laut über die Zustände empört.
Aber würde sich je etwas ändern, wenn man bei aufgezeigten Missständen die Augen verschließt? Dem „Verein gegen Tierfabriken“ (VGT) werden regelmäßig Aufnahmen aus Ställen zugespielt, die im Verdachtsfall von Tierquälerei auch veröffentlicht werden. So möchte man aufzeigen, was manche am liebsten unter den Teppich kehren würden.
Den Landwirten ist das naturgemäß ein Dorn im Auge. Im letzten August sorgten die steirischen Jungbauern mit ihrer Kampagne „Stoppt Stalleinbrüche!“ für Aufsehen – und erhielten von Interessensvertretern rege Unterstützung. „Niemand möchte, dass Fremde in der Nacht ins eigene Wohnzimmer einbrechen. Uns geht es mit unseren Schweineställen nicht anders“, sagt etwa Kurt Tauschmann, Obmann einer Erzeugergemeinschaft von Schweinbauern.
Heiligt der Zweck die Mittel?
Es ist von aufgebrochenen Stalltüren, versteckten Kameras und kreisenden Drohnen die Rede – vor der Justiz ist das kein Kavaliersdelikt mehr. Seit einigen Jahren erarbeitet die Politik einen Vorschlag zur Erweiterung des Paragrafen gegen Hausfriedensbruch im Strafgesetzbuch, der zwei Jahre Haft für das verdeckte Filmen in den Ställen von landwirtschaftlichen Betrieben vorsieht.
Die Tierschützer des VGT haben nun – berechtigterweise – Angst, dass dieses Vorhaben unter einer schwarz-blauen Regierung auf Treiben der Bauern in die Tat umgesetzt wird. „Immer wieder werden Missstände und Tierquälereien in Tierfabriken dadurch aufgedeckt, dass heimlich gefilmt wurde – das ist der FPÖ ein Dorn im Auge, von Tierqual soll niemand erfahren“, schreibt der Verein in einer Aussendung.
Protestaktion mit Symbolkraft
Am Mittwochmorgen möchten die Aktivisten des VGT vor dem Parlament eine Bildergalerie mit Aufnahmen von Schweinen auf Vollspaltenboden präsentieren. Ein als „Volkskanzler“ Herbert Kickl verkleideter Aktivist wird die Tierschutzkundgebung stören und versuchen, die Tierleid-Aufdeckung zu verhindern.
Zu der Veröffentlichung von Bildmaterial aus Ställen wird der VGT weiterhin stehen und sieht es als Möglichkeit, um Konsumenten unzensiert zu informieren. Dafür sollte in unserer Gesellschaft auch weiterhin Platz sein. VGT Obmann Martin Balluch sieht es als wichtige Aufgabe, die „die Tierindustrie gezielt unterläuft und zu verhindern versucht.“
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