Blaufränkisch, Rotburger, Merlot und Pinot Noir: Trotz wirtschaftlich herausfordernder Zeiten und hartem Sparkurs ersteigerte die Diözese Eisenstadt ein renommiertes Weingut am Eisenberg samt historischem Weinkeller mit Produktions- und Lagerhalle. Was damit geschieht, ist allerdings noch offen.
Das Weingut Schützenhof in Deutsch Schützen gehörte zu den etabliertesten Weingütern des Südburgenlandes. Betrieben wurde es von Top-Winzer Markus Faulhammer. Doch als dieser im Vorjahr entschied, beruflich umzusatteln und eine Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater zu machen, kam die Liegenschaft unter den Hammer. Die Versteigerung übernahm das steirische Auktionsunternehmen „Aurena“, das schon die Feilbietung der Commerzialbank, des Fußballvereins SV Mattersburg und „Güssinger Mineralwasser“ abwickelte.
Erwerb im zweiten Anlauf
Der Rufpreis für das Weingut inklusive sieben Hektar Rebflächen lag bei 856.000 Euro. Bei der Auktion am 16. Oktober 2024 wurde allerdings kein Gebot abgegeben, was höchst unüblich ist. Unmittelbar danach vermeldeten Interessenten aber, dass sie die Immobilie unbedingt kaufen wollen. Deshalb fand in Folge eine zweite Auktion statt – zum halben Rufpreis. Den Zuschlag erhielt am 7. November 2024 niemand Geringerer als die Diözese Eisenstadt. Kolportierter Zuschlagspreis: 866.000 Euro!
Das sagt die rechte Hand des Bischofs
„Die Wirtschaftliche Generaldirektion der Diözese Eisenstadt hat sich im vergangenen Jahr in Abstimmung mit den diözesanen Gremien (Domkapitel, Diözesaner Wirtschaftsrat, Anm.) dazu entschlossen, am Bieterverfahren rund um das Weingut Schützenhof am Eisenberg teilzunehmen und hat den Zuschlag für das Weingut erhalten. Über den Kaufpreis wurde zwischen dem bisherigen Eigentümer und dem Auktionshaus Stillschweigen vereinbart. Es sei jedoch erwähnt, dass er deutlich unter dem tatsächlichen Wert des Weinguts liegt“, erklärt Wirtschaftsdirektor Johannes Stipsits, der noch vor einem Jahr in einem „Krone“-Interview erklärte, dass sich die Diözese aufgrund der zunehmenden Kirchenaustritte und explodierenden Gas- und Stromkosten „finanziell kasteien“ müsse, „um überleben zu können“.
Alte Tradition soll neu aufleben
Aber warum hat man sich in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten nun doch für eine große Investition entschieden? „Mit dem Weingut am Eisenberg möchten wir eine Tradition wiederbeleben, die in der Vergangenheit bereits Bestand hatte. Bereits unter Bischof László betrieb die Diözese ein kleines Weingut. Die Verbindung von Kirche und Wein hat eine lange Geschichte, die in vielen Regionen sichtbar ist – von den Augustiner-Chorherren über das Stift Klosterneuburg bis hin zur Abtei Pannonhalma. Wir fühlen uns dieser Tradition verbunden und möchten sie auch im Burgenland pflegen“, erklärt Stipsits.
Abgesehen davon sei es der Diözese ein großes Anliegen gewesen, mit dem Erwerb des Weinguts auch einen positiven Beitrag für die Region Eisenberg zu leisten und dazu beizutragen, dass das Weingut in regionalen Händen belassen werden kann. Durch das Engagement der Diözese habe man nämlich verhindern können, dass das Weingut an ausländische Investoren gelangt, die keinen Bezug zu dieser besonderen Weinbauregion haben:
Während des gesamten Versteigerungsprozesses gab es ein starkes Interesse von Investoren aus dem asiatischen Raum. Unsere Gespräche mit den politischen Verantwortungsträgern der Region sowie den Vorbesitzern zeigten eine spürbare Erleichterung über den Zuschlag an die katholische Kirche im Burgenland als verlässlicher, langfristiger und stabiler Partner für die Zukunft.
Johannes Stipsits, Wirtschaftlicher Generaldirektor der Diözese
Nutzung noch offen
Zurzeit wird geprüft, wie sich die Zukunft des Schützenhofs gestalten lässt. „Ob durch eine Verpachtung an junge Winzer, eine Zusammenarbeit mit erfahrenen Kellermeistern oder die eigene Erzeugung von Wein – alle Optionen stehen offen“, erklärt Stipsits und betont, dass für den Erwerb des Weinguts keine Mittel aus der Verpachtung von Pfründen verwendet wurden: „Die Pachtvorschreibung durch die Diözese ist derzeit noch nicht erfolgt, sodass daraus bislang keine Einnahmen bestehen. Die Gelder aus der Verpachtung der Pfründen sind ausschließlich für die Bezahlung der Priesterpensionen bestimmt, wie es das Kirchenrecht vorschreibt.“
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