Viel zu viele Lithiumbatterien landen achtlos im Restmüll in Österreich – mit teils im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlichen Folgen. Experten fordern daher die Einführung eines Anreizsystems zur richtigen Entsorgung.
Kommt nach dem neuen Pfandsystem für Getränkedosen bald auch eines für Akkus? Ja, wenn es nach dem Verband österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) geht. Denn es vergehe keine Woche, in der falsch entsorgte Batterien keine gefährlichen Explosionen in den Deponien verursachen. Im Schnitt landen nämlich zwei Stück pro Tonne Abfall im Restmüll.
Zahnbürsten und Grußkarten
„Akkus, elektrische Zahnbürsten oder sogar singende Grußkarten repräsentieren eine noch immer weithin unterschätzte Brandgefahr und können für Recyclingbetriebe existenzbedrohend sein“, betont VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly aus Bruck an der Leitha in Niederösterreich. Alarmierend: Die Zahl der Brände hat sich in den Abfallbetrieben innerhalb von zehn Jahren mehr als verfünffacht.
Akkus können sich in Mülltonnen oder Recyclinganlagen bereits bei kleinster Reibung entzünden.
Gabriele Jüly, VOEB-Präsidentin
Immer mehr Batterien kommen auf den Markt und auch immer mehr damit ausgestattete Geräte finden den Einzug in die eigenen vier Wände und sorgen damit aber auch hier für ein erhöhtes Brandrisiko. Was passieren kann, zeigte am Sonntagabend ein Brand in einer Wohnung in Sollenau im Bezirk Wiener Neustadt, ausgelöst durch ein defektes Tablet. Die Folgen: ein Schwer- und zwei Leichtverletzte, hoher Sachschaden.
„Können sich schlagartig entzünden“
Daher müsse man nicht nur auf die Entsorgung, sondern auch auf die Handhabung aufpassen. „In Akkus sind Lithium-Ionen-Technologien verbaut, die sich schlagartig entzünden können. Daher braucht es einen bewussten Umgang“, so Anton Kasser, Präsident der ARGE österreichischer Abfallwirtschaftsverbände.
Der einzige Ausweg, um die Gefahr massiv zu reduzieren und gleichzeitig die Sammelquote zu erhöhen, sei nun die Einführung eines Pfands, so VOEB-Präsidentin Jüly: „Alle in Umlauf gebrachten Lithiumbatterien müssen getrennt entsorgt werden. Daran führt kein Weg vorbei. Dieses Ziel können wir nur mit einem Pfand auf Batterien und Akkus erreichen.“
Laut VOEB wurden im Jahr 2022 in Österreich über 7100 Tonnen Gerätebatterien in Umlauf gebracht, aber nur 2800 Tonnen getrennt gesammelt. Die von der EU geforderte Mindestsammelquote von 45 Prozent erreicht Österreich daher nicht. Und sie soll bis 2030 auf 73 Prozent erhöht werden …
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