„Krone“-Interview

SOKO Donau: Südtiroler Verstärkung in der Forensik

Unterhaltung
03.02.2025 06:00

13 neue Folgen, ein Abschied und ein Neubeginn – am 4. Februar (20.15 Uhr, ORF 1) geht „SOKO Donau“ in seine 19. Staffel. Neu an Bord ist der Südtiroler Max Fischnaller als Forseniker Julius Rubatsch. Er ersetzt Helmut Bohatsch alias Franz Wohlfahrt und gibt im großen „Krone“-Talk einen ausführlichen Einblick in seine Rolle und seine Person.

„Krone“: Herr Fischnaller, wie sind Sie denn in die Rolle des Forensikers Julius Rubatsch bei „SOKO Donau“ reingerutscht?
Max Fischnaller:
 Man könnte sagen, das war ein kleines Mirakel. Im Dezember 2022 war das Casting und ich war zufällig gerade daheim in Südtirol. Ich habe dort einen Zwischenstopp gemacht in meiner Nebenprofession als Gitarrenlehrer und war völlig entspannt retour nach Wien am Weg zum Casting. Ich habe mich darauf gefreut, ein paar Szenen mit Maria Happel zu spielen, weil ich sie sehr schätze. Ich wollte vor allem einen guten Job machen. Ob man dann bei einem Casting genommen wird oder nicht, das ist oft Glückssache. Das Zusammenspiel mit Maria hat wunderbar geklappt und es gab dann nicht einmal mehr einen Recall. Ich hatte vier Szenen vorbereitet, aber habe mit Maria nur zwei gespielt, weil wir beim Casting sehr effektiv waren. Zwei Wochen später kam der Anruf, dass es passt. Peu à peu bin ich dann in die Sache reingerutscht. Mir haben vorher alle gesagt, ich würde in eine wundervolle Familie kommen und dem war auch so.

Familie ist ein gutes Stichwort. Wenn man neu in ein bestehendes Ensemble kommt, stellt sich immer auch die Frage, wie gut man reinpasst und ob die Chemie schnell stimmt?
Es arbeiten so viele Menschen schon über mehrere Jahre miteinander zusammen, das ist natürlich eine eingespielte Geschichte. Auch die Regisseure sind mehr oder weniger immer dieselben. Da kann man dann auch als Neuer gut mitarbeiten, weil das Werk gut rennt. Niemand hat hier irgendwelche Allüren und man kann mit allen normal reden. Im Endeffekt ist jeder Drehtag ein Freudentag.

Maria Happel scheint es Ihnen aber besonders angetan zu haben …
Ich habe früher mehr Theater gespielt und Maria ist in diesem Bereich eine absolute Koryphäe. Für mich war es ein großer Schritt, mit ihr hier zusammenarbeiten zu können. Wir zwei sind in der Rolle im Labor und haben viel miteinander zu tun. Dort findet auch die komödiantische Seite der Serie statt, was durchaus eine tragende Rolle hat. Wir verstehen uns auch abseits der Kameras richtig gut und sie erzählt immer tolle Anekdoten. Außerdem spielt sie gerne Videospiele. Ich dachte anfangs, das wäre ein Scherz. (lacht) Sie hat früher viel Nintendo gespielt, ich bin ja eher bei der PlayStation daheim.

Haben Sie schon die PlayStation 5 zu Hause?
Noch nicht, aber wenn ein neuer Teil von „Grand Theft Auto“ rauskommt, komme ich nicht mehr an ihr vorbei. Aber die Konsole ist nicht so wichtig, ich suche mir einfach die guten Titel raus, die Qualitätsspiele.

(Bild: ORF)

Was ist Ihnen von den frühen Drehtagen besonders gut in Erinnerung geblieben?
Da gab es gleich einen peinlichen Moment, wo ich als Julius das Dienstauto fahren musste, dass ich noch nicht so gut kannte. Wir fuhren auf einer Waldstraße und Maria saß neben mir – ich hatte Kupplung und Gaspedal überhaupt nicht im Griff. Dann sind wir so dahin geruckelt, das war mir unheimlich peinlich. Stell dir vor, Maria Happel kriegt ein Schleudertrauma von meinen Fahrfähigkeiten. Sie hat es aber locker genommen und wir haben viel gelacht. Es hat sich über die dienstliche Beziehung hinaus eine wirklich gute Freundschaft entwickelt. Ich besuche sie auch ab und zu im Theater, wenn sie gerade spielt.

Eine Dienstbeziehung in der Rolle fruchtet wahrscheinlich besser, wenn man sich auch abseits der Kameras gut versteht. Was haben Sie von sich in die Rolle des Julius reinlegen können?
Vom Theater weiß man, dass man immer daran denkt, wie man sich bewegt oder sich in eine Rolle hineinformt. Beim Julius habe ich schon das Gefühl, dass ich viel von mir selbst darstelle. Dieses Hibbelige und das sich beweisen wollen, das kenne ich nur allzu gut. So, als würde man gerne von jemandem einen Knochen bekommen. (lacht) Einerseits will man als junger Schauspieler und Neuer im Team gefallen und einen guten Job machen. Dem Julius geht es da gleich. Nachdem Franz Wohlfahrt so lange so gut war, will er sich als Forensiker natürlich beweisen. Es ist sein erster großer Job als Spurensicherer und er macht sich dadurch selbst wahrscheinlich mehr Druck, als er eigentlich müsste. Zudem will er eigenständig sein.

Haben Sie mit Helmut Bohatsch aka Franz Wohlfahrt eigentlich über eine passende Überleitung zwischen den Rollen gesprochen?
Nicht direkt. Beim Eröffnungsfest für die 19. Staffel haben wir uns miteinander unterhalten, über Musik und andere Dinge. Das war alles ganz locker und ungezwungen und später schrieb ich ihm eine E-Mail, dass ich ihm für seine Unterstützung sehr dankbar bin. Er war 18 Jahre lang dabei und hat die Figur und die Serie mitgeformt, da übernimmt man natürlich schon sehr viel Verantwortung. Es ist schon eine Herausforderung, den Charakter, an den sich so viele Fans gewöhnt haben, zu ersetzen. Schauen wir mal, wie es wird. Ich bin selbst gespannt, wie es den Leuten gefällt.

Hatten Sie nach der Casting-Zusage früh ein Bild, wie sie Julius Rubatsch anlegen wollen?
Sehr beeindruckt hat mich schon früher die Rolle von Christopher Lloyd als Doc Brown in „Zurück in die Zukunft“. Mein erster Traum als Kind war, Erfinder zu werden und ich habe die Filme erst unlängst wieder gesehen. Er hat mich unterbewusst so fasziniert, dass einiges in meine Rolle eingeflossen ist. Ich hatte früher schon ein Faible für die Rollen des verrückten Professors mit langen Haaren, die in alle Richtungen zu Berge stehen. Manchmal bin ich auch privat nicht viel anders.

Ich hatte anfangs natürlich keine kriminaltechnischen Kenntnisse, aber traf mich mit einem Spurensicherer, der mir zwei, drei Stunden lang gezeigt hat, wie seine Arbeit funktioniert, damit ich ein Gespür dafür kriege. Meine Frau hat mir dann gesagt, ich soll mir den Spencer Reid von „Criminal Minds“ genauer ansehen. Der ist fast ein bisschen autistisch, aber ein kleines Genie, das viel weiß und irrsinnig schnell in der Auffassungsgabe ist. Am ersten Drehtag fragt man sich dann trotzdem, was man jetzt genau macht. Man wächst aber rein, denn das Feedback der Redaktion war schnell positiv und sie sagte mir auch, ich könne sprachlich ruhig mehr ins Tirolerische gehen.

(Bild: ORF)

Es war also nicht nötig, sich für die Wiener Serie zu verstellen?
Ganz und gar nicht. Die erste Szene, die wir gedreht haben, war im Labor und da konnte ich mich gut an die Crew und die Arbeitsweise gewöhnen. Dann später kamen die größeren Sprechblasen dazu, wo es um komplizierte Ausdrücke wie Kohlenmonoxid, Kohlenstoffmonoxid oder Oxidation geht.

Ist in so einer Rolle nicht auch das Nonverbale sehr wichtig?
Absolut. Ohne Worte zu sprechen, ist ein bisschen die Königsdisziplin. Man darf beim Drehen auch nicht außer Acht lassen, wie wichtig das Zuhören ist. Und dass man nicht vergisst, was man da eigentlich macht. Bin ich textlich dran? Welche Gesten sind gefragt? Wichtig ist es, nicht zu übertreiben. Manchmal reicht es, zuzuhören und sich so ein Bild von der Forensik zu machen.

Wollten Sie der Rolle eines Forensikers besonders gerecht werden oder war es wichtiger, den eigenen Stil in diese Rolle einzubauen?
Das ist ein bisschen schwierig. Die Gegebenheiten an einem Tatort sind immer dieselben. Man trägt den Overall und Handschuhe und untersucht alles ganz genau. Es gibt heute auch neue, modernere Ansätze und wenn man seine Kenntnisse oder das Wissen übermittelt, wird es immer sehr schnell sehr faktisch. Julius kommt immer wieder mal vom Hundertsten ins Tausendste und redet dann plötzlich von etwas ganz anderem. Dann müssen ihn die Kollegen wieder ein bisschen ins normale Leben zurückholen. Dieses Einbremsen wird man immer wieder mal sehen, damit er bei den Fakten bleibt. Julius ist ein begeisterter Typ, er findet vieles faszinierend und lässt sich für andere Sachen begeistern. In einer Folge macht er Parcours – das wäre für mich absolut nichts.

Auf welche Art von Typ darf man sich bei Julius Rubatsch im Vergleich zu Franz Wohlfahrt denn ganz allgemein einstellen?
Man wird ganz gut bedient, wenn man ein Fan von quirligen, aber auch verplanten und etwas verzettelten Charakteren ist. Er ist gedanklich immer an 100 Stellen gleichzeitig, dazu kommt der sprachliche Faktor hinzu, weil das Tirolerische und Ländliche ausgeprägt ist. Die Crew und die Regisseure haben mich zudem ermutigt, immer wieder etwas Italienisches einzubauen. Wir Südtiroler haben ganz eigene Ausdrücke und ich bin schon gespannt, wie die Zuseher auf ZDF das aufnehmen werden.

Glauben Sie, man muss eventuell nachsynchronisieren?
Vielleicht, aber ich glaube eigentlich nicht. Ich bemerkte auch bei anderen Produktionen, dass die Leute das ganz gerne haben, wenn sprachliche Eigenheiten und Dialekte vorkommen, die einer Serie ein eigenes Kolorit verschaffen.

Ist die Südtiroler Herkunft von Julius Rubatsch in der Staffel ein eigenes Thema?
Als Artfremder ist es das immer, aber nicht mit der Faust aufs Auge. Es klingt immer ein bisschen mit und es wird auch thematisiert, dass er mit vielen Geschwistern aufwuchs und sich ständig durchkämpfen und behaupten musste. Vieles ergibt sich beim Drehen aus dem Effeff. Durch die sprachlichen Unterschiedlichkeiten ergibt sich zwischen Figuren eine besondere Form der Situationskomik, das finde ich bei solchen Produktionen immer herrlich. Ich finde es auch schön, in einer solchen Produktion mitzuspielen, die eine gewisse Konstanz hat und einem ein bisschen Sicherheit gibt. Für einen Schauspieler ist das selten und auch ein Umstieg.

Fühlt es sich für Sie auch so an, als hätten Sie bei „SOKO Donau“ schon eine Heimat gefunden?
Ich weiß, dass wir jedes Jahr wieder neu zu drehen beginnen und das ist tatsächlich oft ein Silberstreifen auf dem Horizont. Man freut sich, das ganze Team wiederzusehen und obwohl ich erst zwei Jahre dabei bin, fühlt sich das schon viel länger an. Es ist ein bisschen wie bei einem Klassentreffen. Eine Staffel wird etwa von Mai bis Oktober gedreht und ich bin davon etwa 30 bis 40 Tage am Set. Die Crew muss natürlich durcharbeiten und hat es nicht so entspannt, aber sie machen großartige Arbeit. Als junger Schauspieler und Nicht-Wiener ist es toll, ein Teil von so einem großen Format zu sein. Die Serie läuft schon fast 20 Jahre, das ist richtig cool. Es ist Job, für den sich viele Leute die Finger abschlecken würden und für mich als passionierten Theaterschauspieler ist das irrsinnig interessant.

(Bild: ORF)

Sehen Sie sich künftig mehr in Film und Fernsehen als auf der Theaterbühne?
Durchaus. Nebenher habe ich in Salzburg eine AC/DC-Coverband, weil ich ein Riesenfan von ihnen bin. Am Wochenende wird nicht gedreht, das heißt, dort ist von vornherein viel Platz für die Musik. Beim Theater spielst du am Wochenende natürlich immer, aber wenn ich jetzt in Wien neben dem Dreh Konzerte geben will, ist das kein Problem. Man kann auch als Fan abends gemütlich auf ein Konzert gehen, wenn man tagsüber dreht. Das Spiel auf der Bühne geht mir aber auch ab und ich möchte es nicht eintauschen. Filmisch zu arbeiten, hat aber andere Vorteile. Man kommt mit viel mehr Menschen in Kontakt und ist viel unterwegs. Beim Theater bist du drinnen, statisch und musst mit deiner Fantasie arbeiten. Beim Film ist schon alles da. Bei „SOKO Donau“ waren wir für eine Folge beim Atomkraftwerk in Zwentendorf. Wenn du in dieser Reaktorhalle stehst, fühlt sich das fast an wie eine Kathedrale. Ganz mystisch, fast schon geheimnisvoll. Da spielt die Location die Szene, da muss ich fast nichts mehr dazu machen.

Was fasziniert Sie eigentlich so sehr an AC/DC?
Als kleiner Bub habe ich die Backstreet Boys und Eiffel 65 gehört, aber danach war AC/DC meine erste große Musikliebe. Mit zehn Jahren in der Volksschule hat mir ein Kollege eine Live-CD zugesteckt und gemeint, ich müsse mir das mal anhören, das wäre geil. Der Sound hat mich sofort gepackt. Dann habe ich auch die Bilder dazu gesehen und war fasziniert von ihrem Look. Mit meinem Gitarrenlehrer in Südtirol habe ich fast fünf Jahre lang nur die AC/DC-CDs nachgespielt. (lacht) Das mit der Coverband kam dann ein bisschen später dazu, das habe ich mir anfangs nicht zugetraut. Mit 24 war der Punkt da, wo ich wusste: jetzt oder nie. Ich spiele Angus Young nach und mache alles, was das Original auch macht. Den „Duckwalk“, das Strippen und Herumhüpfen auf der Bühne. Das ist jedes Mal ein Riesenspaß, weil ich mich dort so richtig loslösen kann.

Haben Sie auch Lust, eigene Nummern zu schreiben?
Ich habe mit einem Freund unlängst fünf eigene Songs produziert, weil ich dachte, es wäre an der Zeit, dort endlich mal was weiterzubringen. Ich habe Texte auf Österreichisch geschrieben, weil das einfach besser passt und es ist für 2025 eigentlich schon eine Veröffentlichung geplant. Ich bin mir nicht ganz sicher, wo die Reise hingeht, aber es zeichnet sich schon eine richtige Band ab. Ich brauche aber noch einen Sänger, denn für gute Rockmusik braucht man vor allem eine gute Stimme.

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