Auf der einen Seite der beste Auftragsstand der letzten zehn Jahre, auf der anderen Seite tiefrote Zahlen: Seilehersteller Teufelberger durchlebt turbulente Zeiten, die nun für eine Sparte den Schritt vors Insolvenzgericht notwendig machen. Für den Bereich, der Verpackungsbänder aus Kunststoff herstellt, stellen die Welser einen Sanierungsantrag. 186 Mitarbeiter sind betroffen.
Sie ist die jüngste Sparte, sie ist der kleinste Geschäftsbereich und entwickelte sich in den letzten Monaten zum größten Sorgenkind innerhalb des Familienunternehmens – nun bleibt nichts mehr anderes übrig, als Insolvenz anzumelden. Das teilte Florian Teufelberger, Chef des 1790 gegründeten Seileherstellers, am Dienstagnachmittag den betroffenen Mitarbeitern des Strapping-Solutions-Bereichs mit. Am Donnerstag wird ein Sanierungsantrag bei Gericht eingebracht.
Volle Lager, gesunkene Preise
Der Bereich, in dem das Familienunternehmen aus Wels Verpackungsbänder aus Kunststoff herstellt, die zum Transport von Ziegeln, Holz, Dosen, Flaschen und ähnlichem verwendet werden, setzten Schwierigkeiten in den letzten Monaten enorm zu. Die Preise gingen wie die Nachfrage nach unten, vor allem auch, weil die Lager bei den Kunden nach Corona noch voll waren.
„Der Markt leidet aktuell an Überkapazität, es gibt zu viele Produzenten, vor allem auch in Osteuropa, in der Türkei, in Italien und Deutschland“, sagt Teufelberger, der selbst erst vor knapp zwei Jahren in Polen einen Betrieb übernommen hatte. Die dort beschäftigten 120 Mitarbeiter sind übrigens nicht von der Insolvenz betroffen, während die 186 Beschäftigten im Strapping-Solutions-Bereich, der in der Teufelberger GmbH beheimatet ist, die schlechte Nachricht voll betrifft. Bereits fix: Ihre Jänner-Löhne und -Gehälter erhalten sie nicht mehr. Die werden zum Fall für den Insolvenzentgelt-Fonds.
Nachfrage steigt wieder
Wie geht’s nun weiter? Teufelberger will den Geschäftsbereich „wieder auf ein solides Fundament stellen“. Seit November steigt auch die Nachfrage wieder, die Pleite konnte trotzdem nicht mehr abgewendet werden. Ob im Zuge der Sanierung Mitarbeiter gehen müssen? „Wir können nicht sagen, dass es niemanden treffen wird“, so der Chef des Familienunternehmens, der die betroffene Sparte schon in den letzten Monaten um 20 Jobs geschrumpft hatte, etwa durch Nichtnachbesetzungen.
Wie lief’s allgemein für Teufelberger? Das Geschäftsjahr 2024/25, das am Freitag zu Ende geht, sei „durchaus herausfordernd“ gewesen, berichtet er. Der Umsatz mit rund 300 Millionen Euro war dabei stabil geblieben. Die Bereiche Faser- und Stahlseile liefen gut, man habe den höchsten Auftragsstand der letzten zehn Jahre.
Stahlseile von Teufelberger werden im „Camp Nou“ verbaut
„Im Bereich der Stahlseile haben wir 2024 den größten Auftrag in der Firmengeschichte erhalten“, freut sich Teufelberger. Dabei handelt es sich um die Lieferungen von Stahlseilen für die Dachkonstruktion eines Fußballstadions. Details darf das Unternehmen keine nennen, es dürfte sich aber um das Stadion „Camp Nou“ in Barcelona handeln. In der gesamten Teufelberger-Gruppe sind weltweit 1400 Mitarbeiter beschäftigt.
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