Mit „Blinding Lights“ wurde der R&B-Sänger The Weeknd endgültig zum globalen Superstar. Nun steht er mit „Hurry Up Tomorrow“ vor einem besonderen Moment: Das Album bildet den Abschluss einer Trilogie, die mit „After Hours“ begann und mit „Dawn FM“ weitergeführt wurde. Die „Krone“ analysiert sein sechstes Studioalbum, das möglicherweise auch das Ende einer Ära sein wird.
Einzigartig, extravagant, stilvoll und vor allem extrem talentiert: So könnte man den R&B-Sänger Abel Tesfaye, besser bekannt als The Weeknd, beschreiben. Hits wie „Starboy“ oder „Blinding Lights“ haben den 34-Jährigen zu einem der größten Popstars unserer Zeit gemacht. Schon früh war klar, welchen musikalischen Weg er einschlagen würde: Mal sind seine Songs euphorisch und treibend, mal düster und melancholisch – als würde er mit jeder Note einen Teil seiner Seele offenbaren. Auch seine fünf Studioalben folgen diesem erzählerischen Konzept: Sie wirken wie ein musikalisches Tagebuch, in dem er verschiedene Stimmungen und Klangwelten erkundet. Mit einem Mix aus Retro-Synth-Sounds, druckvollen Bässen und langsamen Drums erinnert seine Musik oft an die „Thriller“-Ära von Michael Jackson – vor allem Songs wie „Blinding Lights“ oder „Take My Breath“. Gleichzeitig lässt er aber auch elektronische Dance-Vibes einfließen, die an Depeche Mode erinnern.
Mit „Hurry Up Tomorrow“ scheint The Weeknd genau das wieder zu unterstreichen: Viele Songs des Albums erinnern an Michael Jackson – nur düsterer, atmosphärischer und mit innovativen Features, die über klassische Rap-Kollaborationen hinausgehen. Doch was genau erwartet uns auf diesem Album? Noch bevor die Albumveröffentlichung offiziell wurde, präsentierte The Weeknd bereits zwei Songs, jeweils mit eigenem Musikvideo. Der Sound? Unverkennbar The Weeknd: hypnotische Drumbeats, 80er-Retro-Vibes und eine klare Botschaft.
Das ganze Album fühlt sich an wie ein letzter Akt, ein melancholischer Abschied voller Reflexion und Sehnsucht nach Erlösung. Dass auch der Titeltrack „Hurry Up Tomorrow“ als letzter Song platziert wurde, verstärkt dieses Gefühl eines endgültigen Abschieds noch mehr, nur dass sich dieser Song in gewisser Weise anders als die anderen 21 Stücke auf dem Album anhört, ruhiger, einfühlsamer, ein Testament.
Am Beginn des Albums stehen jedoch erst einmal einige positivere Melodien: In „Wake Up“ etwa zeigt er einmal mehr seine besondere stimmliche Ähnlichkeit mit King Michael, denn der Song erinnert mit seinem treibenden Sound stark an „Wanna Be Startin‘ Somethin’“ aus dem Jahr 1983. Dazwischen finden sich kleinere Skits wie „I Can’t Fucking Sing“, die fast wie Filmübergänge wirken und das nächste Kapitel des Albums einleiten.
Etwas düsterer wird es in „Timeless“: Der Track trägt den besonderen R&B-Klang, mit einem markanten Bass und einer leicht nostalgischen Melodie. Zudem wird der Song von Playboi Carti begleitet, mit dem The Weeknd bereits 2023 auf „Popular“ zusammenarbeitete – einem Track, bei dem auch Madonna mitwirkte. Er kombiniert düstere Synthesizer mit einem entspannten, kosmischen Lounge-Feeling und thematisiert sowohl den Aufstieg zum Ruhm als auch die Vergänglichkeit des Erfolgs. Mit „Open Heart“ zeigt The Weeknd erneut, dass der gebürtige Thriller-Sound von Michael Jackson nie ganz vergessen sein wird.
„São Paulo“ gehört wohl zu den schrägsten und ausgefallensten Songs von The Weeknd. Der Track hat einen futuristischen, House-inspirierten Beat, der eine dystopische, fast mystische Atmosphäre schafft. Die elektronische Stimmung erinnert an den Sound von „Tokyo Drift“ von den Teriyaki Boyz – beide Songs teilen einen düsteren Vibe mit treibenden Beats und Synthesizern. Das Musikvideo jedoch polarisiert stark: Es zeigt eine hochschwangere Frau, die durch die Straßen von São Paulo geht und sich an einem Auto räkelt, während ihr Bauch zu singen beginnt – eine verstörende Szene, die viele Fans eher abschreckt. Einige empfehlen sogar, den Track ohne das Video zu hören.
Auf dem Album finden sich auch einige bemerkenswerte Kollaborationen: Für den Track „Reflections Laughing“ holte sich der Kanadier den amerikanischen Rapper Travis Scott ins Boot. Der erfolgreiche Künstler, der besonders die Generation Z anspricht, trifft den Nerv der Fans. Die Komposition handelt von emotionalem und psychischen Druck, den der Ruhm und die Musikindustrie mit sich bringen. Wieder eine Anspielung auf ein Ende der The Weeknd-Ära?
Kurz vor dem Ende folgt eine besondere Kollaboration: Lana Del Rey übernimmt das Outro bei „The Abyss“ und verleiht dem Track mit ihrer tiefen, samtigen Stimme das gewisse Etwas. Nach dieser emotionalen Steigerung verstärkt die letzte Nummer „Hurry Up Tomorrow“ das Gefühl des Abschieds. Das Album endet mit dieser letzten, fast spirituellen Reflexion – ein symbolischer Schlussstrich, der die Themen von Schuld, Vergebung und Erlösung aufgreift.
Will Abel Tesfaye sich wirklich mit diesem letzten Album von seiner Identität als The Weeknd verabschieden? Trotz zahlreicher Andeutungen bleibt die Frage offen, zumal eine Live-Tour zu „Hurry Up Tomorrow“ geplant ist und im Frühling ein gleichnamiger Horror-Film mit Jenna Ortega und Barry Keoghan erscheint, in dem The Weeknd sich als Schauspieler versuchen wird.
Vielleicht ist es also doch nicht ganz der letzte Akt ...
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