Bericht erschüttert

Nikotinsucht bei Jungen steigt, Alkohol en vogue

Österreich
29.01.2025 11:08

Zwar greifen Jugendliche immer seltener zur Zigarette, dennoch nimmt der Nikotinkonsum bei ihnen rasant zu. Wie das möglich ist? Durch den immer stärker werdenden Trend von E-Zigaretten und Nikotinbeuteln. Experten warnen vor einem massiven Anstieg bei der Zahl der Nikotinabhängigen. Zudem ist Alkohol in Österreich nach wie vor chic, auf dem Vormarsch leider auch Todesfälle durch illegale Drogen.

Die Jugendlichen rauchen zwar immer weniger Zigaretten, aber dieser positive Trend würde durch vermehrten Konsum der „neuen Nikotinprodukte“ teils zunichtegemacht, berichtete der Wiener Drogenexperte Martin Busch am Mittwoch, der das „Kompetenzzentrum Sucht“ der Gesundheit Österreich GmbH leitet.

Nikotinsucht bei Jugendlichen

  • 2002 rauchten noch 22 Prozent der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler täglich.
  • 2022 waren es nur noch vier Prozent. Drei Prozent aber konsumierten allerdings jeden Tag Nikotinbeutel und zwei Prozent E-Zigaretten.

Problematisch daran ist, dass Nikotin schnell abhängig macht, zugesetzte Geschmacksstoffe im Verdacht stehen, krebserregend zu sein, und die langfristigen Folgen von hochdosiertem Nikotinkonsum kaum abschätzbar sind.

Ein Drittel der Raucher will aufhören
Insgesamt rauchen in Österreich 21 Prozent der Menschen (ab 15 Jahren) täglich Zigaretten, so der Experte. Nachdem diese Quote bei Männern seit 30 Jahren und bei Frauen seit einem Jahrzehnt geschrumpft ist, waren in den vergangenen paar Jahren keine signifikanten Rückgänge mehr zu verzeichnen. Knapp ein Drittel der Raucherinnen und Raucher würde aber an ein Aufhören denken. „Dies stellt ein großes Potenzial zur Senkung der Zahl von Betroffenen dar“, sagte er.

Alkohol zwar rückläufig, aber nur sehr langsam
Langfristig ginge hierzulande auch der Pro-Kopf-Konsum von Alkohol zurück, so Busch. Weil dies andernorts aber rascher passiert, wird Österreich zunehmend zu einem Hochkonsumland für diese „psychoaktive Substanz“, hieß es. 15 Prozent der Menschen nehmen hier Alkohol in gesundheitsschädlichem Ausmaß zu sich. Bei Männern ist dies häufiger der Fall (19 Prozent), als bei Frauen (elf Prozent). „Männer sterben schließlich drei- bis viermal häufiger an alkoholbedingten Ursachen als Frauen“, so Busch.

Verkehrstote durch Alkohol

Die Zahl der Toten bei durch Alkohol verursachten Unfällen ist über die Jahrzehnte hinweg massiv gesunken:

  • 1971 waren es 420 Todesfälle.
  • 2022 waren es 26 Todesopfer – trotz der dreifachen Anzahl zugelassener Kraftfahrzeuge.

Kokainkonsum steigt, aber Heroin dominiert nach wie vor
Bei illegalen Drogen von Cannabis bis Heroin sei die Konsumsituation stabil. Etwa ein Fünftel der Menschen (zwischen 15 und 64 Jahren) hat schon einmal Cannabis probiert, 90.000 haben zumindest einmal „gekokst“, so der Experte. Beim Kokainkonsum gäbe es einen deutlichen Anstieg, allerdings „noch immer auf sehr hohem Niveau“, sagte er: „Der risikoreiche Drogenkonsum wird aber vom Konsum von Opioiden wie zum Beispiel Heroin dominiert.“ Schätzungen zufolge sind davon 35.000 bis 40.000 Menschen in Österreich betroffen, und zwar vorwiegend Männer über 25 Jahre in Ballungszentren wie Wien.

Tödliche Drogenüberdosen nehmen zu, Ursache unklar
Während die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten „stabil ist“, gäbe es kürzlich aber zunehmend tödliche Überdosierungen. Von 2009 bis 2014 wurden die „direkt drogenbezogenen Todesfälle“ in Österreich viel weniger, die Zahl sank von 206 auf 122. Bis 2023 hat sie sich davon schließlich mehr als verdoppelt, in diesem Jahr gab es nämlich 256 Drogentode.

„Die aktuelle Datenlage lässt keine eindeutige Interpretation der Ursachen zu“, erklärte Busch. Ein Teil des Anstiegs könnte auf alternde Konsumenten mit langer Suchthistorie zurückzuführen sein. „Sie sind zwar gut in das Drogenhilfssystem integriert, werden mit zunehmendem Alter jedoch multimorbid, was ihre Toleranzgrenze senkt und letztlich ihr Sterberisiko erhöht“, sagte er: „Eine andere Erklärung könnte die gestiegene Reinheit der Substanzen sein, die das Risiko für Überdosierungen erhöht“. In derselben Menge sei dann nämlich mehr von dem gefährlichen Wirkstoff enthalten.

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