Bub war ungeimpft
Kind in Deutschland an Diphtherie gestorben
Schreckliches Todesdrama in Berlin rund um einen zehnjährigen Bub, das durch einen einzigen Pieks zu verhindern gewesen wäre: Der Schüler war an Diphtherie erkrankt – nach vier Monaten erlag er der schweren Krankheit.
Das Kind aus Brandenburg war nach früheren Angaben des Brandenburger Gesundheitsministeriums nicht geimpft. Das damals zehn Jahre alte Schulkind war im September wegen einer akuten Entzündung der Mandeln in die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Potsdam gekommen. Später wurde Diphtherie diagnostiziert.
Geimpftes Kind hatte leichten Erkrankungsverlauf
Aufgrund des Gesundheitszustandes war das Kind in die Berliner Charité verlegt und dort invasiv beatmet worden. Der Bub ging in eine Waldorf-Schule in Berlin. Durch Kontaktnachverfolgung des Gesundheitsamts war bei einem weiteren Menschen aus dem familiären Umkreis des Kindes Diphtherie festgestellt worden. Aufgrund eines Impfschutzes habe die Person allerdings nur einen leichten Erkrankungsverlauf gehabt, teilte der Landkreis Havelland damals mit.
Mediziner warnt vor Folgen fehlender Impfung
„Viele denken, dass die Ärzte diese Krankheiten heutzutage schon behandeln können. Aber so ist es in vielen Fällen eben nicht“, sagte der Leiter der Kinder-Notfallmedizin des Klinikums Westbrandenburg, Bernhard Kosak, der „Märkischen Allgemeinen“ im Herbst. „Das stimmt nicht für Meningokokken, nicht für Pneumokokken, nicht für Masern, Mumps, Röteln, nicht für Diphtherie und Tetanus. Die kann ich eben nicht oder nur bedingt behandeln – ein hohes Risiko für Folgeschäden bleibt.“
Erkrankte Menschen können im Fall einer Hautdiphtherie Wunden auf der Haut oder, im Fall einer Rachendiphtherie, einen entzündeten Nasen-Rachen-Raum haben. Symptome einer Rachendiphtherie umfassen laut Robert Koch-Institut (RKI) unter anderem Halsschmerzen, Fieber, pfeifende Geräusche beim Einatmen, Schwellungen der Halslymphknoten. Später kann eine Mandelentzündung auftreten.
Lange Zeit kaum Infektionen in Deutschland und Österreich
Diphtherie-Todesfälle sind in Deutschland nach RKI-Angaben sehr selten. 2023 wurde dem RKI ein Todesfall aufgrund einer Hautdiphtherie bei einer erwachsenen Person übermittelt. 2024 war es bisher ein Todesfall aufgrund einer respiratorischen Diphtherie bei einem Erwachsenen.
Nach 20 diphtheriefreien Jahren wurden in Österreich seit 2014 einzelne Fälle von Schleimhaut-Diphtherie oder Hautdiphtherie gemeldet. Im Jahr 2022 wurden 62 Diphtherie-Fälle bestätigt. Ein Diphtherie-Fall verlief tödlich. Im Jahr 2023 wurden insgesamt vier Fälle von Diphtherie gemeldet.
Impfungen senkten Zahl der Fälle rapide
Einst war die Diphtherie dagegen als „Würgeengel der Kinder“ bekannt. 1892 erlagen der Infektion in Deutschland mehr als 50.000 meist junge Menschen. 1913 wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 2024 gab es dem RKI zufolge in Deutschland 51 bestätigte Erkrankungen, 2025 bisher zwei.
Die Impfung ist in Österreich im kostenfreien Impfprogramm enthalten und wird im Rahmen der Sechsfach-Impfung nach dem Zwei-plus-eins-Schema im dritten, fünften und elften bis zwölften Lebensmonat geimpft. Die erste Auffrischungsimpfung sollte laut Empfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG) im sechsten Lebensjahr erfolgen. Um das derzeitige Infektionsgeschehen in Hinblick auf Keuchhusten (Pertussis) rasch einzudämmen, wird nun eine zweite Auffrischungsimpfung nach fünf Jahren bzw. spätestens im 14. bzw. 15. Lebensjahr empfohlen. Alle Personen sollten laut NIG gegen Diphtherie, in Kombination mit Tetanus, Pertussis und Polio, geimpft sein.
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