Ein Möbelhaus, das am Mittwoch einem Geisterhaus glich: Die Klagenfurter Kika-Filiale war fast leer geräumt, bevor der letzte Tag von Kika/Leiner startete. Am Abend schlossen sich die Türen zum letzten Mal. Ein Lokalaugenschein.
Erst vor ein paar Monaten, im Herbst 2024, sperrte die Kika/Leiner-Filiale in Klagenfurt nach Umbauarbeiten wieder auf: „Mit der Umgestaltung setzt man ein starkes Zeichen für die Zukunft sowie die nachhaltige Weiterentwicklung des Standorts“, ist dazu noch heute auf der Homepage zu lesen – und das, obwohl sich die große Drehtür am Mittwoch zum letzten Mal bewegte.
Denn am Mittwoch sperrte das Möbelhaus endgültig zu: Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1910 zurück (siehe Factbox unten), nach 114 Jahren Geschichte folgt nun das bittere Aus. Eine Beobachtung des letzten Tages.
Um 9 Uhr, als die Filiale in der Klagenfurter Völkermarkter Straße ein letztes Mal öffnet, sind die Parkplätze mäßig besetzt. In großen Lettern steht schon auf der Eingangstür: „Totalabverkauf! Alles muss raus!“ Ein Blick ins Innere zeigt: Alles ist schon fast raus. Viel gibt es für die letzten Neugierigen nicht mehr: „Wir wollten mal schauen, aber wir finden nix. Da gibt‘s ja nur noch Kleinigkeiten“, sagt eine Besucherin. Und ein anderer meint: „Dafür, dass erst letztes Jahr Eröffnung gefeiert wurde, ist jetzt schnell wieder aus. Mal schauen, ob wir etwas finden.“
Die meisten Regale sind leer geräumt, ganze Bereiche des Möbelhauses sind den Kunden nicht mehr zugänglich, die oberen Stockwerke wurden komplett abgesperrt. Vereinzelt sind Mitarbeiterinnen zu sehen, manche plaudern in Grüppchen, zwei beruhigen aufgebrachte Kunden, eine streicht die letzten gültigen Preise auf Dekoartikeln durch. Mit der „Krone“ will keine von ihnen sprechen – nur so viel: „Die letzten Wochen waren sehr, sehr anstrengend. Und wie es jetzt weitergehen soll, was weiß ich. Das kann ich nicht sagen.“
„Zum ersten Mal wirklich minus 90 Prozent“
Es ist ein trauriger Tag für die letzten 1350 der ursprünglich 3000 Mitarbeiter. Eigentlich hätten die Filialen bis 31. Jänner geöffnet bleiben sollen, der Schließungstermin wurde aufgrund des äußerst erfolgreichen Abverkaufs vorverlegt. In Klagenfurt wurden am Mittwoch gar Möbel aus den Büros von Kika/Leiner zum Verkauf angeboten: „Ich habe am Dienstag in der ,Krone‘ gelesen, dass heute noch Abverkauf ist. Und so einen Sessel nehme ich für meine Tochter mit, der kostet nur zehn Euro“, erzählt ein Kunde: „Das ist das erste Mal, dass es wirklich minus 90 Prozent gibt. Auch wenn es ein trauriger Anlass ist.“
Auch ein anderer Besucher wird fündig: „Ich bin Pensionist und habe Zeit Ich war jetzt jeden Tag da, ich bin einfach ein Schnäppchenjäger. Ich habe einen Schirmständer aus Stein bekommen, der kostet eigentlich 400 Euro – und jetzt hab‘ ich 40 Euro gezahlt. Das zahlt sich aus.“ Nicht jeder hat so viel Glück: „Ich habe Ende des Jahres einen Tisch für meinen Balkon bestellt, aus Holz und zum Ausziehen. Lieferdauer drei Wochen – aber der wurde jetzt nicht mehr geliefert. Zum Glück habe ich keine Anzahlung geleistet“, meint eine Klagenfurterin.
Wie ihr ergeht es nicht allen Kunden, etliche bleiben auf Anzahlungen, ganz bezahlten, aber nie gelieferten Möbeln oder Gutscheinen sitzen.
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