Sesselwurf und Schlag?

Kurioser Prozess: Jurist wütete auf Liegewiese

Gericht
04.02.2025 06:00

Im Juli 2024 suchte ein Wiener Akademiker-Ehepaar ruhige Abendstunden im grünen Kampbad (NÖ). Ein Streit mit einer Gruppe junger Kicker endete für den 63-Jährigen und seine Frau vor Gericht. Der Uni-Lektor soll die Fassung verloren und auf einen der Niederösterreicher hingeschlagen haben. 

Ein schöner Sommerabend im Kampbad in Langenlois (NÖ) – für ein älteres Ehepaar endete der jedoch in einem Prozess im Landesgericht Krems. Die beiden Wiener – er ein angesehener Lehrender an juristischen Fakultäten, sie eine pensionierte Lehrerin – machten am 17. Juli einen Ausflug ins Grüne. Der angeklagte Doktor beginnt vor Gericht mit nasaler Stimme zu erklären: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich kein sonderlich kommunikativer Mensch bin. Mein Ziel war es, möglichst abgeschieden zu sein.“

Fußballspiel als Streitausgang?
Eine Gruppe an jungen Fußballspielenden auf der Liegewiese habe dem 63-Jährigen da aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Es gibt eigentlich Spielflächen, die die Gruppe nicht genutzt hat“, kritisiert der Jurist. „Aber na bitte, Leben und Leben lassen. Aber wir hatten jedes Recht, uns dort zu lagern.“ Mit der Aufforderung, die Kicker sollten aufpassen, das Ehepaar nicht zu treffen, bauten sie ihre Liegestühle auf. Das Spiel endete jedoch bald.

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Es war ganz klar, dass es sich hier um einen Racheakt handelte, weil wir das Spiel unterbrochen hatten.

63-jähriger Jurist auf der Anklagebank in Krems (NÖ)

Da gehen die Versionen auseinander. Der Akademiker sagt aus: „Dann kam der Privatbeteiligte mit seinem Liegestuhl angehoppelt und setzt sich unmittelbar vor meine Frau. Es war ganz klar, dass es sich hier um einen Racheakt handelte, weil wir das Spiel unterbrochen hatten.“ Das habe er sich keinesfalls gefallen lassen wollen. „Ich habe den Sessel ein, vielleicht auch zweimal weggeworfen, weil er ihn immer wieder zurückgestellt hat“, versucht er zu rechtfertigen. Seine Frau sei bereits völlig verängstigt gewesen.

Ehefrau soll falsch ausgesagt haben
Es folgte ein Stoß gegen den jüngeren Badegast – und schließlich hätte es einen Faustschlag gegeben. Deswegen sitzt der 63-Jährige nun wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung – die Sonnenbrille des Opfers sei kaputtgegangen – vor einem Richter. Neben ihm seine Frau, die bei der Polizei falsch ausgesagt hätte: „Er hat den jungen Mann gestoßen. Er hat den Sessel geworfen. Das stimmt alles. Aber sonst war nichts.“

Auch der Herr Doktor streitet den Faustschlag auf der Anklagebank weiter ab: „Es kann sein, dass ich nicht überschwänglich freundlich war.“ Er empört sich weiter: „Etwas mehr Vorsicht, was man anrichtet, mit leichtfertigen Vorwürfen wäre wünschenswert.“ Er sei gerade mitten in einem Bewerbungsprozess für eine international gehobene Position. Solch ein Verfahren würde seine Chancen da keinesfalls verbessern. 

„Das ist eine freie Liegewiese“
Ganz anders stellt das Opfer – ein zwei Meter großer, breit gebauter Niederösterreicher – den Sommerabend dar. Nach dem Fußballspielen hätte man sich als Gruppe zurück zu seinem Lager begeben. „Wir sind dann aus der Sonne ein bisschen näher zu den Angeklagten in den Schatten gewandert. Der Mann hat gesagt, dass wir uns da sicher nicht hinsetzen wegen ihrer Privatsphäre. Aber das ist eine freie Liegewiese.“ Auf eine Diskussion seien mehrere Sesselwürfe und schließlich der Faustschlag aufs Auge gefolgt. So klagt es auch die Staatsanwaltschaft Krems an. 

Das kritisiert der Verteidiger des 63-Jährigen scharf: „Sich schlicht auf die Zeugenaussagen zu stützen, reicht meiner Meinung nach nicht.“ Zumal keine unbeteiligten Personen den Vorfall beobachtet hätten. Für mehr Klarheit und weitere Beweisanträge vertagt der Richter den Prozess.

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