Vorwurf der Strohfrau

Benkos Mutter „verfügte nicht über das Know-how“

Wirtschaft
30.01.2025 08:30

René Benko sitzt in Wien in U-Haft, Mutter Ingeborg hält offenbar in Tirol die Füße still. Die 74-jährige pensionierte Kindergärtnerin wird am Donnerstag nicht zur ersten Tagsatzung am Innsbrucker Landesgericht erscheinen. 

Dort unternimmt Benkos Masseverwalter den Versuch, die millionenschweren Stiftungs-Bunker der Benkos in Innsbruck (Laura) und Liechtenstein (INGBE) zu knacken.

Schein-Konstrukt
Dem Zivilrichter sei beim Prozessauftakt jedenfalls ein Blick in die 38-seitige Festnahme-Anordnung des 47-jährigen Finanzjongleurs empfohlen. Darin listen die Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) massive Vorwürfe auf, die vor allem die Laura-Privatstiftung der Benkos betreffen:

Es sei „anzunehmen, dass die Stiftungskonstruktion lediglich zum Schein besteht und vorrangig dazu dient, nach wie vor vorhandenes Vermögen, das faktisch Benko zuzurechnen ist, weiterhin dem Zugriff der Behörden, Masseverwalter und Gläubiger zu entziehen. Und ihm dennoch – über seine Mutter als Strohfrau – erhebliche finanzielle Zuwendungen, geldwerte Nutzungen und eine faktische Zugriffsmöglichkeit zu gewähren.“

Weiters heißt es in dem vorliegenden Dokument: Es könne „ausgeschlossen werden, dass Ingeborg Benko über die notwendige Motivation und das notwendige Know-how verfügt, um sich nennenswert einzubringen“. Pleitier Benko habe nicht nur wie ein Eigentümer die Belange der Stiftung gelenkt, sondern auch „unmittelbar über ihr Vermögen verfügt“, um sich auch nach der Pleite ein aufwendiges Luxusleben zu leisten.

Bekanntlich hat Benko über die Stiftung noch 2023 etwa ein Millionenpferd erwerben oder seiner Ehefrau Nathalie – neben einem monatlichen Unterhalt von 10.500 Euro – zwei Millionen für ein Immobilien-Investment zukommen lassen. Die „Krone“ berichtete.

Besonders plakativ erscheinen auch einige Zeugenaussagen, die sich mittlerweile im mehr als ein Terabyte großen Strafakt befinden: Eine langjährige Mitarbeiterin der Signa- bzw. Laura-Stiftungsgruppe gab vor den Ermittlern zu Protokoll, dass zwischen März und Oktober 2024 „ihrer Meinung nach René Benko zusammen mit Heinz Peter Hager den Gesamtüberblick und die Letztverantwortung in der Laura Gruppe gehabt hätte.“ Bei Hager handelt es sich um den Signa-Italien-Chef, der bis zu seinem Hausarrest im Dezember im Laura-Vorstand saß.

„Allmächtiger Alleinherrscher“
Die Laura-Mitarbeiterin erklärte weiters: „Benko sei ihr faktisch übergeordnet gewesen.“ Und: Sie habe damals auch selbst wiederholt gegenüber Hager bemängelt, „dass Zahlungsanweisungen von den jeweiligen Geschäftsführern der Unternehmen oder vom Stiftungsvorstand stammen sollten anstatt von René Benko“, der offiziell funktionslose Spekulant sei für sie „aber der einzig greifbare Ansprechpartner aller Unternehmen der Laura Gruppe gewesen“.

Klare Worte kommen auch aus dem Investorenkreis: Fressnapf-Gründer Torsten Toeller erklärte den Ermittlern bereits vor Weihnachten in Wien, dass Benko sowohl in der Signa- als auch in der Laura-Gruppe aus seiner Sicht „allmächtiger Alleinherrscher“ gewesen sei. 

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