„Sehr traurig“

Kika/Leiner: Kunden fühlen mit den Mitarbeitern

Wien
29.01.2025 15:30

Der Möbelriese Kika/Leiner hat am Mittwoch endgültig seine Pforten geschlossen. Die „Krone“ traf am letzten Tag resignierte Mitarbeiter und neugierige Kunden.

An diesem Mittwoch, den 29. Jänner 2025, will nicht einmal mehr die Drehtüre am Eingang richtig funktionieren. Sie stockt an ihrem letzten Arbeitstag, während eine kleine Menschentraube auf Einlass wartet. In ein paar Stunden wird das riesige Möbelhaus im 14. Bezirk, das bereits von der Ferne sichtbar ist, sowieso für immer schließen. Ebenso wie die weiteren zwei Filialen in Wien und viele mehr in Österreich. Das bedeutet dann auch das Aus für die landesweit verbliebenen 1350 von ehemals 3000 Beschäftigten.

Die letzten Posten werden verkauft. (Bild: Jöchl Martin)
Die letzten Posten werden verkauft.

Bereits seit Ende vergangener Woche versuchte die insolvente Kette, mit Rabatten von 90 Prozent noch das letzte Kapital zu machen. Was funktionierte, denn am letzten Tag ist das vierstöckige Gebäude leer.

Vollholzregale um 23 Euro und Wasserbälle
Lediglich im Erdgeschoß finden sich noch ein paar Restposten. Leiner-Wasserbälle um 50 Cent, Bücher um jeweils einen Euro und in Karton verpackte Möbelstücke. „Ich habe ein Vollholzregal gefunden“, freut sich ein Mann. Statt 230 Euro werden nur noch knapp über 20 Euro fällig.

(Bild: Jöchl Martin)

Viele andere Kunden haben weniger Glück. „Da gibt es ja gar nichts mehr“, sagt eine Dame verwundert, nachdem sie jedes Stockwerk abgegrast hat. Kinderzimmermöbel für ihren Sohn findet sie nicht. Lediglich vereinzelte Mitarbeiter sind an den wenigen Schreibtischen in den verwaisten Geschoßen anzutreffen, ein Absperrband verbietet den Zugang.

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Mir tun die Mitarbeiter leid. Schlimm, dass dieses Unternehmen nun wirklich schließt. Ich habe oft hier eingekauft, von Bettwäsche über Geschirr bis zu meiner Küche. Ich hoffe, die Mitarbeiter finden neue Arbeit.

(Bild: Jöchl Martin)

Elisabeth Stanek (65)

Pflichtbewusst bis zum Schluss
„Heute sind nicht alle Kollegen zur Arbeit erschienen“, sagt ein Angestellter. Warum er denn noch da sei, wollen wir wissen. „Weil ich pflichtbewusst bin.“ Was es noch zu arbeiten gebe? „Das weiß ich nicht, eigentlich nichts.“ Die Stimmung ist getrübt, enttäuschte Mitarbeiter, die vor den Trümmern ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Enttäuschte Kunden, die doch kein Schnäppchen mehr gefunden haben, und solche, die einfach nur neugierig sind.

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Als ich gehört habe, dass die Filialen schließen, habe ich alle meine Freunde gebeten, hier einzukaufen, und Werbung gemacht. Die Qualität der Möbel ist hervorragend, die Situation sehr traurig.

(Bild: Jöchl Martin)

Mohammed Elaeraky (67)

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Ich wollte eigentlich nur schauen, was es noch zu kaufen gibt. Als ich lediglich die Schachteln und leeren Geschoße gesehen habe, hab ich mich gleich wieder umgedreht. Eigentlich sehr schade.

(Bild: Jöchl Martin)

Ingeborg Hoberg (96)

Der Großteil fühlt jedoch mit den Mitarbeitern. „Sie sind immer die Leidtragenden. Gerade in Zeiten wie diesen, wenn es sowieso schon so schwer ist“, sagt eine Kundin. Einige sprechen den Mitarbeitern gut zu. Zumindest ein Trost, wenn auch ein kleiner.

Mit der Insolvenzstiftung zur neuen Karriere
Viele haben die vergangenen Tage noch pflichtbewusst ihren Dienst im jetzigen Möbelhausgerippe versehen und das Wohl des einstigen Arbeitgebers über ihr eigenes gestellt. Rund 200 Personen sind in Wien von der Pleite betroffen. Sie blicken in eine unbekannte Zukunft – eine Zeit der Neuorientierung. Dabei will ihnen die Insolvenzstiftung der Stadt Wien und des waff unter die Arme greifen.

Teilnehmer haben die Möglichkeit, bis zu drei Jahre in Aus- und Weiterbildungen zu investieren – sei es für einen Lehrabschluss, ein Studium oder Zusatzqualifikationen. Während dieser Zeit erhalten sie Arbeitslosengeld vom AMS Wien sowie einen Ausbildungszuschuss von 100 Euro monatlich vom waff. Informationen gibt es auf der Homepage des waff.

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